Meine two-cents zum Anbau des Landesmuseums

Liebe Ladies & Fellas

Falls Sie nicht in Zürich und/oder der Umgebung leben, so ist Ihnen vielleicht entgangen, dass das Landesmuseum, d.h. das Schweizerische Nationalmuseum, einen Anbau bzw. Neubau bekommen hat, um mehr Exponate auszustellen.

Vorher hat das Museum so ausgesehen: http://www.zuriwiki.ch/images/thumb/f/f1/Landesmuseum-Zuerich_06.jpg/500px-Landesmuseum-Zuerich_06.jpg

Jetzt hat das altehrwürdige, im historischen Stil gebaute, Landesmuseum einen Neubau bekommen, der aussieht, wie eine Kombination aus Erzmine & Underground-Club in einer ex DVA-Kaserne.

Das Schlimmste daran ist, das man zwar einen archetektonischen Schandfleck aus Beton erwartet hat, aber die Realität die schlimmsten Alpträume der Architektur-Kritker übertraf. LandesmuseumSchrottII

Mein Bestie war gestern im Landesmuseum & postete davon Fotos aus Facebook, die Kommentare dazu, sagen eigentlich alles:

Centre Beaubourg für Arme
Mike W.

Sieht aus, wie eine Erzmine, in der ein Dämon haust.
Und der Dämon ist frustriert, weil er in einem solchen Loch hausen muss & frisst deshalb die Redakteure von „Schöner Wohnen“.

Auf einen Punkt, der in dieser Hässlichkeit fast untergegangen ist & auf den mich mein Bestie hingewiesen hat, möchte ich auch noch Ihre Aufmerksamkeit lenken:

Aufgrund der Düsternis des Anbaus, welche noch durch die Dunkelheit des Betons & des spärlichen Einsatzes von Lichtquellen noch verstärkt wird, ist der Neubau des Landesmuseums für Menschen mit körperlichen Behinderung, wie Geh- oder Sehproblemen ungeeignet. Man hat selbst Mühe bei den Treppen die Stufen zu erkennen.

Ein Gedanke zu „Meine two-cents zum Anbau des Landesmuseums“

  1. Ich habe mir noch einige Gedanken gemacht nach meinem Kurzbesuch des Landesmuseums. Kurzbesuch: Das Ganze hat etwas von Fast Food, gibt nicht vie her, vermag nicht zu fasznieren. Man wird nicht satt, will aber auch nicht mehr.

    1) Wieso ein Neubau, wenn er nicht gefüllt werden kann? Ein Vorgeschmack auf den Kunsthaus-Erweiterungsbau… Qualität statt Quantität ist das eine. Wenn es nicht einmal zu letzterer reicht, wird es schwierig.

    2) Offenbar soll gleichwohl auf Schatzkammer gemacht werden. Kahle Betonwände wie in einem Luftschutzkeller nach bester Schweizer Tradition. Über Vitrinen schweben LED-Laternchen, die kaum Ikea-Design Konkurrenz machen können, und sorgen für billige Verklärung.

    3) Überhaupt besteht die „Lichtführung“ in beliebig aneinandergereihten Verlegenheitslösungen. Was sollen etwa die Bullaugen im protzigen Treppenhaus? Eine geschichtliche Anspielung für Alt-80er: Freie Sicht aufs Mittelmehr? Oder einfach ein unverdächtiges Element aus dem CAD-Baukasten?

    4) Treppen sind schöne und bedeutungsvolle Bauteile. Elegante Showtreppen führen vom Himmel voller Sterne herab in menschliche Gefilde. Eine Treppe, die hinauf in eine Art Abstellkammer führt, mag eine Parodie davon sein, ist aber wahrscheinlich nicht so gemeint. Dass Behinderte oder ältere Leute in einem öffentlichen Bau von einem zentralen Repräsentationsstück systematisch ausgeschlossen werden, ist Ausdruck von Lernungähigkeit, und das in einem Bau der gerade das Gegenteil zelebriert (dunkel ist das Treppenhaus nicht, das ist ein Missverständnis im Blogbeitrag, und es sind sogar Handläufe zu finden!).

    5) Der Historismus des alten Landesmuseums als bewusster Rückgriff auf verschiedene Architekturstile Ende des 19. Jahrhunderts, und das auch als gesellschaftliche und politisches Aussage, wird heute nicht mehr verstanden. Ob der „Modernismus“ des neuen Landesmuseums alsZitat des Historismus des alten Landesmuseums verstanden werden kann, ist zu bezweifeln. Modern ist nichts, die strapazierte Zwinglianische Nüchternheit des Sichtbetons oder Deckeninstallationen wie bei einem Grossverteiler verweisen auf mehr oder weniger bewährte, gefällige Gebrauchsarchitektur ohne Sinn und mit etwas Zweck. „Architektur“ ist das nicht.

    Es ginge auch anders: Ein Gegenbeispiel in Bezug auf Neu neben Alt, Materialien, Treppenanlagen oder insbesondere die Begleitung der Besucher und Besucherinnen durch den Bau ist etwa das Jüdische Museum in Berlin.

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