Die drei Heimsuchungen des Nahen- und Mittleren Osten

In der «Le Tre madri» (dt: Die drei Mütter) genannten Horror-Filmtrilogie von Dario Argento werden drei Hexen, welche die drei titelgebenden Mütter sind, als die ultimative Verkörperung von bösartigen Kräften gesehen, welche ihre Umgebung und auch die Welt mit ihrem Hexenwerk manipulieren können. Besagte Mütter sind Mater Suspiriorum (Die Mutter der Seufzer), Mater Tenebrarum (Die Mutter der Dunkelheit) und Mater Lachrymarum (Die Mutter der Tränen), welche Trauernde heimsuchen und im 11 Jahrhundert das Hexenwerk in die Welt gebracht haben. Natürlich sind diese drei Hexen nicht real und für die meisten Probleme auf dieser Welt, wie Terrorismus, Kriminalität und der Tatsache, dass ich noch immer nicht mit Scarlett Johansson verheiratet bin, sind wir Menschen verantwortlich.

Dies ändert allerdings nicht daran, dass auch solche menschengemachten Probleme zu riesigen Verkörperungen des Leids heranwachsen und ganze Landstriche, in diesem Fall den Nahen- und Mittleren Osten, heimsuchen können. Im Falle des Nahen- und Mittleren Ostens, für die Lesbarkeit dieses Beitrags MENA-Region* genannt, handelt es allerdings nicht um die Mutter der Tränen und der Dunkelheit, welche für das Leid in der Region verantwortlich ist, sondern um diese drei Ideologien: Islamismus, Tribalismus und Irredentismus.

Zuallererst ist da der Islamismus, über welchen andere Menschen besser geschrieben, warum er Gesellschaften Stück für Stück zerstört, da er, komme was wolle, allen Individuen in jener Gesellschaft die Mentalität des 6. Jahrhunderts im hier und heute aufzwingt und somit besagte Individuen und die Gesellschaft als solche zur Regression verdammt. Aber der Islamismus ist nicht der einzige Grund, warum Staaten wie der Iran, der Jemen, Syrien und Afghanistan entweder auf dem besten Weg sind, gescheiterte Staaten zu werden und/oder Terrorismus exportieren.

Ein anderer Grund für das Elend in der MENA-Region ist der Tribalismus, die Tatsache das Stammesdenken und die Abgrenzung zu anderen Stämmen und Clans, dazu führen, dass es die Kurden bis heute nicht schaffen einen eigenen Staat auszurufen. Zuletzt konnte man dies beobachten, als kurz vor der Schlacht von Kirkuk, im Jahr 2017 (!) die mit dem Talabani-Clan assoziierten Peschmerge Insubordination begingen und dann, schlussendlich, gar von ihren Posten desertierten. Dies wiederum führte dazu, dass Kirkuk leicht von den Truppen und Milizen der irakischen Zentralregierung eingenommen werden konnte. So sind heute die Kurden auseinandergerissen und zwar auch durch ihre eigene Unfähigkeit, welche in dem tribalistischen Denken ihren Ursprung hat. Ein anderes Beispiel für meine These ist der Vergleich zwischen Afghanistan und dem Iran, zwei ungleiche Bruderstaaten, heimgesucht von unterschiedlichen und doch gleichen Problemen. Im angelsächsischen Raum würde man dazu sagen «Same same but different». Denn sowohl Afghanistan, wie auch der Iran sind Staaten mit einer muslimischen und persischsprachigen Mehrheitsbevölkerung, welche im Mittleren Osten liegen. Da hören aber auch die Gemeinsamkeiten auf, denn während in der sogenannten Islamischen Republik Iran der Irredentismus Urstände feiert, mehr dazu später, ist Afghanistan auf dem besten oder schlechtesten Weg dazu ein gescheiterter Staat zu werden. Eben aufgrund des oben genannten Irredentismus, welcher dazu führt das im mehrheitlich sunnitischen Afghanistan die schiitischen Hazara nun de facto Freiwild sind, die Zentralregierung in Kabul praktisch machtlos ist und Bündnisse zwischen den verschiedenen Clans und Ethnien, wie Paschtunen, Tadschiken, Turkmenen und dergleichen, so lange halten, wie man braucht um eine Tasse Chay auszutrinken. So lange man den Tribalismus und den Islamismus nicht gleichzeitig und effektiv bekämpft, gibt es für Staaten wie Afghanistan keine Möglichkeit des Fortschritts.

Kommen wir schlussendlich zum Irredentismus, dem Wiedergänger des Imperialismus von gescheiterten Imperien. Hier komme ich nicht herum, um das Henkerregime zu Teheran, auch bekannt als Islamische Republik Iran, als Beispiel zu nehmen. Ein Regime, welches die Grundbedürfnisse seiner eigenen Bevölkerung weder stillen kann noch stillen will, dafür über Proxies wie Hisbollah und den Houthi-Milizen im Jemen Terror in die weite Welt exportiert. Traurige Ironie dabei ist, dass das Regime die gleichen Fehler begeht, welche dazu führten das vor 205 Jahr, durch den «Frieden von Golestan» genannten Vertrag das Perserreich auseinanderbrach. Während man im Ausland am Imperium herumwerkelt, bricht im Innersten das Grundgerüst auseinander. Weil der Iran heute eben bestenfalls nur eine Regionalmacht ist, welche nicht die Ressourcen hat, um wieder ein Imperium zu werden. Darum ist der Irredentismus des Teheraner Henkerregimes auf Dauer suizidal für den Iran.

*Middle East (And) North Africa-Region