Die wohlstandsverwahrlosten Waghalsigen

Geehrte Leser und Leserinnen!

Sofern sie nicht unter einem Stein in Usbekistan hausen und gelegentlich Medien konsumieren, werden Sie sicher mitbekommen haben, wie in Marokko skandinavische Studentinnen von Islamisten geköpft wurden. Auch werden Sie davon gehört/ gelesen haben, wie ein amerikanisches Gericht in Washington Nordkorea zur Zahlung von 500 Millionen Dollar verurteilt hat, wegen dem Foltermord am Studenten Otto Warmbier.

So leid es mir für die Familien der ermordeten skandinavischen Studentinnen und den Angehörigen von Otto Warmbier tut, aber warum macht irgendjemand, gerade auch ein jüdischer Amerikaner und skandinavische Studentinnen, Urlaub in Nordkorea bzw. Campingurlaub in Marokko!?

Bevor Wohlmeinende mir die Expertise für diese Polemik absprechen wollen: Ich habe zu einer Zeit in Tbilisi gelebt, als noch nicht alle Hipster dorthin wollten und die «New York Times», dass «Bassiani» noch nicht zum Nachfolger des «Berghain» erklärt hat. In der Zeit nach dem Bürgerkrieg, in der ich dort gelebt habe gab es nur ein paar Stunden Strom am Tag und man hatte Glück, wenn man in einem Haus mit fliessendem Wasser lebte. Weiter unten werde ich einen Artikel mit Bildern dazu verlinken. Gerade deshalb sind Urlaube in Ländern, die man besser meiden sollte, für mich generell ein Zeichen für Wohlstandsverwahrlosung: Man macht an irgendwelchen, gefährlichen Orten Urlaub, um ja keinen Pauschalurlaub gemacht zu haben und später bei Instagram als cool und egdy dazustehen.
Hier in der Schweiz hatten wir ja schon (Ex-)Polizisten, welche von Taliban entführt wurden, weil sie unbedingt Urlaub in einem mit buddhistischen Gebetsfahnen geschmückten Hippiebus auf der Seidenstrasse machen wollten.

Solche Urlaube sind, meiner bescheidenen Meinung nach, nicht nur gefährlich für die Teilnehmer und mögliche, spätere Retter, sondern sie sind absolut unethisch. Zum Beispiel unterstützen Menschen, die in Nordkorea Urlaub machen ein menschenverachtendes, stalinistisches Regime, das den Nordteil der koreanischen Halbinsel in einen Open-Air Gulag verwandelt hat. Dies ist ein Fakt, der wohl nur von ideologisch total verblendeten Antiimperialisten geleugnet werden kann. Menschen, die an Orten Urlaub machen, an denen sie von Islamisten, wie der Al-Qaida im Islamischen Maghreb, dem IS, der MILF (ja, das ist auch eine islamische Terrororganisation) und anderen Jihadisten entführt und eventuell ermordet werden können, gefährden die lokale  Bevölkerung wegen potentieller Vergeltungsschläge von Seiten der Terroristen oder der Regierungstruppen, die zum Äussersten gehen, um einen deviseneinbringenden Ausländer zu retten. Deshalb sind meiner Ansicht nach, solche Urlaube abzulehnen, um sich und andere Menschen nicht zu gefährden. Auch ich verzichte deshalb auf Reisen in bestimmte Gebiete, die mich entweder nur meine Freiheit oder sogar auch meinen Kopf kosten könnten. Nicht weil ich denke, dass die Bevölkerungsmehrheit in Staaten wie Nordkorea oder Marokko per se bösartig ist, sondern weil es dort gefährlich ist, auch und gerade für die lokale Bevölkerung. Zum Beispiel reise ich wegen des degenerierten Regimes der Statthalterschaft der Gelehrten zum jetzigen Zeitpunkt nicht in den Iran.

Salopp gesagt, gibt es gefühlt 1001 Orte an denen man Urlaub machen kann ohne eine Pauschalreise nach Mallorca buchen zu müssen.  Man kann zum Beispiel in den Norden von Japan reisen und dort die Affen in den heissen Quellen besuchen. Man kann gut und gerne Staaten wie Chile, Namibia, Ghana und das Baltikum besichtigen. Alles Staaten, die noch nicht mit Hipstern überlaufen sind, wo einem allerdings auch nicht Gefahr droht in einem Folterknast oder in den Händen von Jihadisten zu enden. Was den Pauschaltourismus angeht: Von Reisen in die Türkei unter dem Regime der AKP rate ich, ausser in dringenden Notfällen, auch absolut ab. Man muss sich dem verkommenen Despoten vom Bosporus nicht auch noch freiwillig als Geisel zur Verfügung stellen. Es reicht vollkommen, dass in Silivri die türkische Elite mit Rückgrat eingesperrt ist.

Ich habe keine Ahnung, ob diese kleine Polemik die schmerzhaft naiven, wohlstandsverwahrlosten Waghalsigen von ihren Reisen in Staaten ohne zivilisatorischen Mindeststandard abhalten wird. Aber ich möchte zumindest anmerken können, dass ich die Leute davor gewarnt habe, und zwar schriftlich.

27 years since the ‘Tbilisi war’

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