Donald Trump und die Tragödie des Iran II: Die antiklerikale Opposition und der persische Chauvinismus.

Geehrte Leser!

Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung für die Tatsache, das ich und somit dieser Blog, aufgrund von bürokratischen Komplikationen einige Zeit auf Tauchstation gegangen sind. Aber ich und der Blog sind wieder da und in den nächsten Tagen kommt einiges auf Sie zu, das verspreche ich Ihnen! Sie dürfen gespannt sein auf reichhaltige Polemiken mit Chuzpe und Niveau.

Die Demonstrationen der letzten Wochen gegen das Henkerregime von Teheran haben gezeigt, dass die chauvinistische und imperialistische Politik der Mullahs und ihrer regionalen Helfer, wie den Houthis im Jemen und der Hisbollah im Libanon, auf immer mehr Widerstand in der Region, aber auch im Iran selber stösst. Doch warum ist dieses niederträchtige und menschenverachtende Regime immer noch an der Macht? Es liegt nicht nur an der fehlenden Unterstützung des Westens. Denn Länder wie Tunesien, der Sudan, Georgien und die Ukraine hatten weit weniger internationale Unterstützung als der Iran und haben es trotzdem geschafft, ihre Despoten zu verjagen. Die Sudanesen schafften es sogar, den Massenmörder Omar Al-Bashir zu entmachten!  Die Ukraine hat nun durch freie und faire Wahlen zum ersten Mal in der Geschichte einen russischsprachigen Juden zum Präsidenten und der Iran wird immer noch von Mullahs regiert, die sich nicht davor scheuen, Menschen am helllichten Tag an Baukränen aufhängen zu lassen.

Einen Regimewechsel wird es im Iran auch darum nicht geben, weil das Regime keinen „Plan B“ hat und nicht einfach wie Ben Ali in irgendein anderes Land verschwinden kann und weil die iranische, antiklerikale Opposition im Exil eine Chaostruppe sondergleichen ist. Eine Chaosgruppe sondergleichen, die sich nicht einmal darüber einigen kann, ob die Revolution gegen den Schah von 1979 eine gute Sache war oder nicht und wie die zukünftigen Grenzen des Iran verlaufen sollten. Auch der Mangel an passablen Führungspersönlichkeiten, ausser seiner Hoheit, Kronprinz Reza Pahlavi, und der mehr als fragwürdigen Maryam Rajavi, ist immer noch ein offensichtliches Problem. Immer wenn ich nach Führungspersönlichkeiten für nach dem Regimechange frage, kriege ich nur billige Entschuldigungen, warum eine Kulturnation wie der Iran keine einzige passable Führungspersönlichkeit ausser den Obengenannten in der Opposition hat, während das kleine, arme Georgien auf Menschen wie Giga Bokeria, Irakli Okurschavili,  David Bakradze, Nika Melia und andere zurückgreifen kann.

Was die Islamische Revolutionen von 1979 angeht: In der Tat war es zuerst eine Revolution gegen den Schah alleine und nicht in erster Linie eine klerikale Revolution. Aber die Gruppen, die daran beteiligt waren, wie unter anderen die Marxisten der Tudeh-Partei, die Links-Nationalisten des Mossadegh-Kults und schliesslich die Islamo-Marxisten der MEK, deren Hauptfeindschaft mit Khomeini daher rührte, das sie Maryam Rajavi und nicht Khomeini als ihre Messiasfigur sahen, einte ihren Hass auf den Schah, die USA, Grossbritannien und, obwohl Israel nichts mit „Operation Ajax“ zu tun hatte, auf den Juden unter den Staaten. Das in einem solchen Morast Regression blühen konnte, ist nicht verwunderlich.

Damals war der Schah das kleinere Übel. Einge Iraner sind durch den entstandenen Schaden klug geworden. Andere sind immer noch Geiseln ihrer Arroganz und ihres Grössenwahns, der sich in unrealistischen Forderungen an nicht-iranische Akteure manifestiert, wie zum Beispiel der Forderungen, die auch von einem der Gründer von «AmadNews» im Interview mit der «Bild» bei den letzten Protesten verbreitet wurde und in dem von ausländischen Regierungen bespielsweise gefordert wurde, dass diese der iranischen Bevölkerung Highspeed-Internet zur Verfügung stellen sollten. Hinzu kommt der persische Chauvinismus und deshalb stehen gewisse Oppositionelle, was Grössenwahn und Imperialismus angeht, dem Regime in nichts nach. Auch was ihren Hass auf Minderheiten des Iran und innerhalb der Region wie «Malakhkhor» (dt: Heuschreckenfresser, eine rassistische Beschimpfung für Araber), «Tork» (dt: Türken), «Kord» (dt: Kurden) und «Ghafghazi» (dt: Völker des Kaukasus) angeht, stehen sie dem Fortschritt im Iran im Weg und helfen so, durch ihre Ignoranz und Unfähigkeit dem Regime weiterhin an der Macht zu bleiben. Das sage nicht nur ich, sondern meinen auch Experten wie Raman Ghavami, der im persischen Chauvinismus innerhalb der Opposition einen der Hauptgründe für das Versagen eben jener Opposition sieht.

Es ist nur noch bizarr! In der «Neuen Zürcher Zeitung» schrieb Amir Hassan Cheheltan, dass 30% der iranischen Bevälkerung, sprich 24 Millionen Menschen, den Iran verlassen wollen und diese Oppositionellen von der Auferstehung des Perserreiches in Form einer pan-iranischen Konföderation träumen, die «vom Hindukush bis nach Lazestan und Derbent» reicht, in der die nicht-iranischen Völker des Kaukasus, Menschen wie ich, einem ähnlichen, repressiven System unterworfen sind, wie dunkelhäutige Menschen es im Südafrika der Apartheid waren.

In einer solchen Situation erscheinen mir Organisationen wie das «Phoenix Project», bei dem sich Exil-Iraner verpflichten können, nach einem Regime-Change, in den Iran zurückzukehren und diesen wiederaufzubauen, wie ein Tropfen auf den heissen Stein. Vorallem wenn man bedenkt, dass den Iranern die Zeit davon läuft. Wie der sogenannte «Reformer» Issa Kalantari schon 2015 (!) gesagt hat, droht der Iran durch die anhaltende Wasserkrise unbewohnbar zu werden. Bis zu 50 Millionen Iraner könnten heimatlos werden und dadurch gezwungen sein, den Iran zu verlassen.

Dies alles zeigt meiner Meinung nach eines: Es ist das Versagen der Opposition, das sich in über vierzig Jahren Terrorherrschaft von korrupten, menschenverachtenden, schiitischen Geistlichen manifestiert hat. Solange die iranische, antiklerikale Opposition nicht ihre Strategie ändert, den persischen Chauvinismus über Bord wirft und sich in Demut übt, wird es, meiner Meinung nach, keinen Regime-Change im Iran geben und das Regime der Statthalterschaft kann sich entspannt zurücklehnen und weiterhin seinem Tagwerk aus Mord und Folter nachgehen. Stattdessen, das haben die Ereignisse der vergangenen Jahre gezeigt, können wir uns darauf einstellen, das noch mehr Iraner das Land verlassen werden, wobei schon heute sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland iranische Staatsangehörige die viertgrösste Gruppe von Asylsuchenden stellen.

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