Eine Replik auf Alexandra Berlins „Antisemitismus: Warum hasst ihr mich“

Liebe Ladies und Fellas

In der heutigen Online-Ausgabe der „Zeit“ las ich einen Erfahrungsbericht der ehemaligen Nahostkorrespondentin Alexandra Berlin, in welchem sie ihre Erfahrungen mit, primär islamischem Antisemitismus und der damit einhergehenden Relativierungen der Mainstream-Linken beschreibt.

Zuallerst: Ich bin zero überrascht: Natürlich ist nicht jeder Flüchtling aus der MENA-Region ein Antisemit, aber Antisemitismus gehört in der MENA-Region zum Grundkonsens, der Baathisten, Islamisten und Unpolitische vereint. Was übrigens die Autorin des Artikels, als „deutsche Korrespondentin“ im Nahen Osten aus erster Hand erfahren hat.

Das Problem ist, wie gesagt, dass dieser Antisemitismus relativiert wird. Auch von der Autorin selber, welche den Antisemitismus an ihren vorherigen Arbeitsorten ignoriert hat und nun von diesem, mit der Welle der Geflüchteten aus der MENA-Region, eingeholt wird.  Antisemitismus ist aber nicht okay, egal ob er von Hassan oder Hans praktiziert wird. Basta!!!

Wie schon oft hier und an anderer Stelle gesagt: Antisemitismus ist das eine Problem, das andere Problem sind die ewigen Relativierungen in Bezug auf diesen, ganz besonders wenn dieser Antisemitismus nicht von einem alten Herren aus Sachsen oder Schlesien praktiziert wird, sondern von einem jungen Mann aus Basra. Deshalb werden wir Juden in unserem Kampf gegen Antisemitismus von der Ziviligesellschaft allein gelassen. Eine Tragödie!!! Den Kampf gegen Antisemitismus in der Diaspora können wir aber nur gewinnen, wenn die Zivilgesellschaft uns unterstützt, denn wir Juden sind eine kleine Minderheit und können deshalb nicht alleine auf verlorenem Posten gegen eine solche antisemitische Welle kämpfen.  Im Augenblick ist aber das Gegenteil der Fall, in Berlin setzt eine Schule ihren jüdischen Schüler unter „Quarantäne“ während der Pausen, d.h. er verbringt die Pausen und Freistunden alleine in einem Raum, weil es zu gefährlich für ihn wäre, auf dem Pausenplatz zu sein. Etwas was mich nur zu gut, an meine Zeit in der Sekundarschule erinnerte, als ich meine Pausen in der Bibliothek verbringen „durfte“… Gleichzeitig erwartet man von uns, mit unserer Präsenz bei Integrationskursen zu deeskalieren und den Antisemitismus unter Flüchtlingen einhalt zu gebieten, wenn man sich endlich dazu bequemt anzuerkennen, das Antisemitsmus unter Geflüchteten existiert.

Ich bin keine Pädagogin, doch ich denke dieses Konzept ist aus zwei Gründen zum Scheitern verurteilt: Erstens sind wir Juden, wie gesagt, nur eine kleine Minderheit und nicht jeder Jude hat Lust, wie im Zoo, angestarrt zu werden, um dann zweitens, als Beispielexemplar für unseren Stamm herzuhalten. D.h. das zivilgesellschaftliche Engagement, welches man von uns für die Integration von Flüchtlingen aus der MENA-Region erwartet, verweigert man uns im Alltag, im Kampf gegen Antisemitismus und relativiert unsere Erfahrungen damit. Das führt dazu, das Juden welche, Baruch HaShem, im Gegensatz zu mir, eher behüttet aufgewachsen sind, nun total verwirrt sind und ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihre Erfahrungen in Bezug auf Antisemitismus öffentlich machen wollen. Damit macht man Opfer von Antisemitmus ein zweites Mal zu Opfern. Dieses Mal im Namen des Kampfes gegen Rassismus oder wasauchimmer… Wie gesagt: Ein gängiges Konzept im Kampf gegen Antisemitismus habe ich, leider, auch nicht. Was ich aber weiss ist, dass der Kampf gegen Antisemitismus in der Diaspora ohne die Hilfe der nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft nicht zu gewinnen ist und so wie es jetzt läuft, kann es nicht mehr lange weitergehen.