Von den Leiden eines KGB-Zwergs

Geehrte LeserInnen!

Putin hat Angst und er leidet. Das zeigt die Tatsache, dass er seine neue Regierung mit profillosen Apparatschiki besetzt und deshalb nicht einmal einen „fähigen“ Nachfolger installiert, sondern Leute wie den Herrn Michail Mischustin, der zehn Jahre lang die russische Steuerbehörde geleitet hat und so profillos ist, dass er glatt als die russische Version von Robert Musils Mann ohne Eigenschaften durchgehen könnte. Putin, der KGB-Zwerg, agiert so aus Sorge davor, von einem potentiellen Nachfolger noch zu Lebzeiten entmachtet und eventuell hingerichtet zu werden. Denn, und das sollen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen: Putin ist nicht unsterblich. In spätestens 10 oder 15 Jahren wird der Tod den KGB-Zwerg erwischen, dem Tod ist dann auch egal, dass Putin Abstinenzler ist. Dann wird auch das «System Putin» zusammenbrechen.

Was danach kommt, weiss ich nicht, das müssen die Russen dann mit sich selber ausmachen. Eines weiss ich aber genau: Es ist wichtig, dass man dem KGB-Zwerg im Krenl heute Grenzen setzt und verhindert, dass er weiterhin seine irredentistische und chauvinistische Politik ausserhalb der Grenzen Russlands praktiziert und damit die Nachbarn Russlands terrorisiert. Im aktuellen Fall: Georgien, die Ukraine und eventuell Belarus. Georgien und die Ukraine deshalb, weil er Territorium dieser zwei souveränen Staaten okkupiert hat. Und in Belarus hat Putin seinen Statthalter, den Kolchose-Diktator Alexander Lukaschenko, installiert.

Staaten, die durch den NATO-Pakt geschützt sind, traut sich der KGB-Zwerg ja nicht zu schikanieren und zu terrorisieren. Hinzu kommt, dass die russische Wirtschaft, als Folge der vergleichsweise sanften Sanktionen der USA und EU schwächelt. Dies zeigt, dass man mit stärkeren Sanktionen dem KGB-Zwerg wirksam Grenzen setzten könnte, wenn man denn wollen würde.

Wie ich schon früher geschrieben habe, so ist die Indifferenz gegenüber Menschenrechtsverletzungen in Staaten, die als nicht-westlich angesehen werden eine Plage, die besonders viele Staaten im post-sowjetischen Raum betrifft und so echten Fortschritt verhindert, weil man diese Staaten dem Kreml praktisch zum Frass vorwirft. Was den Kreml und Russland logischerweise nicht besonders beliebt macht in den betroffenen Staaten. Da können Kreml-Propagandisten und sonstige Trolle so oft «Russophobie» schreien, wie sie wollen, die Wahrheit lässt sich nicht verleugnen. Und die Wahrheit ist, dass selbst vermeintliche «Brudervölker» sich aufgrund der chauvinistischen Politik des Kremls nach dem Westen sehnen und sich von Moskau lösen wollen, wodurch der Einfluss Russlands auf diese Staaten schwindet.

Das ist aber nicht das einzige Leid, dass den KGB-Zwerg im Kreml beschäftigt: In Russland wächst eine junge Generation heran, die genug davon hat, seit gut zwanzig Jahren vom gleichen Mann, der trotz Botox, offensichtlich alt geworden ist, regiert zu werden. Denn in den zwanzig Jahren, in denen Putin da war, hat er gezeigt, dass er Probleme aussitzt und nicht wirklich löst. Auf Russland, das sich kaum vom Brain-Drain nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erholt hat, kommt nun ein neuer Brain-Drain zu. Und was den Kampf gegen Terrorismus und Islamismus angeht, so ist Russland da kaum Vorbild, denn es schafft ja offensichtlich nicht mal den Kaukasus zu befrieden was seit den Zeiten von Hadschi Murat und Imam Shamil nicht gelingt, geschweige denn, Terroranschläge effektiv zu unterbinden, wie der Angriff auf die FSB-Zentrale in Moskau im Dezember 2019 gezeigt hat. Und immerhin ist der FSB die Nachfolgeorganisation des KGB, weshalb dieser Anschlag besonders blamabel war.

Wie schon oft gesagt: Russland ist ein Überwachungsstaat, aber es werden die Falschen überwacht, nämlich  Antikorruptionsaktivisten und Menschenrechtler allgemein. Während echte Verbrecher weiterhin ungestört ihrem Tagwerk nachgehen. Jetzt redet man im Kreml von «wirtschaftlicher Liberalisierung», aber was nützt wirtschaftliche Liberalisierung, wenn Russland kein funktionierender Rechtsstaat ist, sondern Unternehmer Angst davor haben, dass Sicherheitsbehörden sie schikanieren* und Korruption gedeiht? Die Frage ist natürlich eine rhetorische und so ist Russland weiterhin in einem Teufelskreis aus Regression gefangen, während der KGB-Zwerg inständig darauf hofft, dass ihm das ganze Elend am Ende nicht um die Ohren fliegen wird. Dies zeigt mir, dass Putin nicht intelligent sondern primär skrupellos ist, was dazu führt, dass er bis heute keine Lösungen anbieten kann und somit Sinnbild ist für die Krise Russlands, das seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht zu einem normalen Staat geworden ist.

 

*Für diese Form der Schikane gibt es eigenes Wort «Koshmarit» abgeleitet von «Koshmar» (dt.Alptraum)

P.S. Bevor ich es vergesse: Wenn Ihnen die Schreibe auf meinem Blog gefällt, können Sie ihn auf «Steady» unterstützen. Ich werde den passenden Link unten hinzufügen.

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Eine kleine Polemik zur Autokephalie der ukrainisch-orthodoxen Nationalkirche

Nun, da der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus, den christlich-orthodoxen Ukrainern ein Weihnachtsgeschenk* gemacht und den Tomos, der die Autokephalie der ukrainisch-orthodoxen Kirche bestätigt, unterzeichnet hat, könnte man sich wieder praktischen Dingen zuwenden, oder? Da wäre zum Beispiel die Okkupation der Krim mit den anhaltenden ethnischen Säuberungen der Krim-Tataren, der Krieg in der Ost-Ukraine, die allumfassende Korruption und die marode Infrastruktur. Doch nichts da: Die Autokephalie der ukrainisch-orthodoxen Kirche ist das Topthema in ukrainischen und russischen Medien und in den dazugehörigen Kommentarspalten geht die Post ab.

Hinzu kommt noch das Petro Poroschenko, der Präsident der Ukraine einen Wahlkampf mit Slogans aus dem 19. Jahrhundert macht, genauer von Ilia Chavchavadze, einer der wichtigsten Persönlichkeiten der georgischen Nationalbewegung und meiner Ansicht nach, neben Noe Jordania, der Vordenker der Wiedererweckung der georgischen Nation. Einer von Poroschenkos Wahlkampfslogans lautet: «Glaube-Sprache-Heimat», dass alles natürlich auf Ukrainisch geschrieben. Dieser Slogan erinnert mich stark an das Nationalkonzept für die georgische Souveränität von Ilia Chavchavadze, nämlich Territorium, Sprache und orthodoxe Christenheit. Mir persönlich kommt es so vor, als ob Petro Poroschenko mit Konzepten aus dem 19. Jahrhundert versucht Wahlkampf zu machen, weil er weder willens noch fähig ist die oben erwähnten Probleme zu lösen, welche die Ukraine derzeit heimsuchen.

Des Weiteren, finde ich, als Jüdin und säkulare Republikanerin** die Tatsache, dass ein theologisches Thema die Politik und Gesellschaft so beeinflusst, mehr als befremdlich, zumal die Ukraine de jure eine säkulare Verfassung hat. Eine solche Politisierung der orthodoxen Christenheit kann negative Konsequenzen für die nicht christlich-orthodoxen ukrainischen Bürger, wie die Tataren, Juden, Katholiken und Atheisten/ Agnostikern haben, nämlich dann, wenn das Monster des orthodoxen Chauvinismus um sich greift und Menschen, die nicht christlich-orthodox sind, zu Bürgern zweiter Klasse degradiert. Dies geschah schon in Russland, wo nicht-slawische, nicht orthodoxe Minderheiten, derzeit bestenfalls Bürger zweiter Klasse sind. Deshalb ist es auch möglich, dass dies in der Ukraine geschehen könnte. Um das zu verhindern, braucht man neben einer säkularen Verfassung, auch eine säkulare Kultur und eine wache, engagierte Zivilgesellschaft. Auch wäre es schön, wenn der Präsident sich mehr um die Belange der Bevölkerung kümmert, anstatt einem Pilger gleich, verschiedene Klöster, Kirchen und Wahlfahrtsorte innerhalb der Ukraine aufzusuchen. Göttlicher Beistand ist schön, aber nun braucht es Taten! Denn wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert, Ilia Chavchavadze ist seit langem tot und Nationalkonzepte, wie oben dargelegt, helfen keinem Soldaten an der Front in der Ost-Ukraine, bringen die Krim nicht zurück und helfen auch nicht wirklich gegen Korruption.

Es sollte seit langem bekannt sein, dass regressive Konzepte Regression verfestigen und dies ist etwas, was die Ukraine jetzt nicht gebrauchen kann. Vor allem da die Ukraine eigentlich danach strebt ein moderner Rechtsstaat und ein NATO- und EU-Mitglied zu werden und dies trotz der, besonders bei DACH-Staaten, verbreiteten Tendenz von Diktaturen und Autokratien zu kuschen und Demokratien zu schelten. Bei solchen Zielen ist die Bedrohung durch orthodoxen Chauvinismus hinderlich. Deshalb ist es nun von enormer Wichtigkeit, dass die allumfassende Korruption, die marode Infrastruktur und dergleichen wieder prioritären Status haben. Auch weil das Beackern von Nebenkriegsschauplätzen zu Demokratiemüdigkeit und der Sehnsucht nach totalitären Ideologien und autoritären Herrschern nach sich ziehen können, wie man an dem wieder aufkeimenden Kult um OUN-Führer und Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera, in Teilen der Ukraine beobachten kann.  Auch dann wären der Maidan und die darauffolgenden Kämpfe um die Würde der ukrainischen Bürger vergebens gewesen. Dies wäre eine Tragödie für die Ukraine.

Zu guter Letzt: Allen patriotischen Ukrainern, die in der Autokephalie der jetzt gegründeten ukrainisch-orthodoxen Kirche primär einen symbolischen Akt sehen, um die Unabhängigkeit von Moskau zu demonstrieren, sei gesagt: Schon vorher bot die ukrainische Verfassung Religionsfreiheit und demzufolge auch die Möglichkeit, seine Religion zu wechseln, um unabhängig von Moskau und dem Moskauer Patriarchat zu sein.

 

*In der orthodoxen Welt feiert man am 6. Januar Weihnachten.

** Republikanerin im französischen Sinn, d.h. ich lehne das Konzept der absolutistischen Monarchie ab, egal wie aufgeklärt der Herrscher auch sein mag.