Liebe Ladies & Fellas,
vor einigen Stunden habe ich die Karikatur rechts bei Facebook geteilt. Besagte Karikatur zeigt die „Evolution des Antisemitismus“, ganz rechts ist ein Mitglied der Inquisition im Jahre 1492 zu sehen, dann geht es weiter mit Bogdan Chmielnicki & Adolf Hitler und schliesslich zur Karikatur einer potentiell queeren BDS-Anhängerin im Jahr 2016. Durch diese Karikatur fühlten sich einige sich als queer definierende Lefties genötigt, mich per PM & co. vollzuspammen.
Nur damit etwas klar ist: Ich bin selber eine Frau, bisexuell & noch dazu jüdisch. Das bedeutet, dass ich Relativismus in Bezug auf Antisemitismus nicht dulde & niemandem, auch nicht potentiellen Opfern von Diskriminierung wie etwa queeren Menschen einen Persilschein in Bezug auf Antisemitismus austelle. Das bedeutet, auch queere Menschen dürfen, wenn sie sich antisemitisch äussern & betätigen, was bei BDS der Fall ist, als solche karikaturiert & durch den Kakao gezogen werden.
Mir wegen einer solchen Karikatur Homophobie, Transphobie & Misogynie vorzuwerfen, ist, gelinde gesagt, lächerlich. Stattdessen wäre es sinnvoll, gerade wenn man queer & links ist, den Antisemitismus von besagten „lebenden Karikaturen“ zu bekämpfen, damit sowohl jüdische als auch queere Menschen sicher & glücklich leben können. Meiner Ansicht nach ist es widerlich, den Antisemitismus in linken, queeren Kreisen zu relativieren & sich in seiner Opferrolle zu suhlen & dann irgendwelche Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen anstatt sich endlich mit dem Thema zu befassen, um das es eigentlich geht: ANTISEMITISMUS.
Solch ein Verhalten ist nicht nur sowohl widerlich als auch der Sache nicht dienlich, sondern schreckt auch moderate & halbwegs progressive & zivilisierte Menschen massiv ab, wenn sich links-queere Personen mobartig auf alles stürzen, was ihr Verhalten im entferntesten kritisiert anstatt sich den eigenen Dämonen zu stellen. Eine Linke, die sich mit einer solch militanten Identitätspolitik selber sabotiert & moderate Lefties & Zentristen so weg ekelt, muss sich über verlorene Wahlen & ihre zunehmende Bedeutungslosigkeit nicht wundern.
Dies Alles führt dazu, das ich eine solche Linke anklagen, d.h. kritisieren muss, denn so kann es nicht weitergehen.
Noch etwas: Wenn es Problem ist, dass auch potentielle Opfer von Diskriminierung karikiert werden, dann sollte dies nicht nur für queere Menschen gelten, sondern zum Beispiel auch für antisemitische Kosaken in Gestalt eines Bogdan Chmielnicki. Immerhin wurden die Kosaken vom polnisch-katholischen Adel, der sogenannten Szlachte, diskriminiert, was ein Grund für die Aufstände der orthodoxen Kosaken & die anschliessenden Pogrome an Juden war. Wen es aber nicht stört, dass ein Bogdan Chmielnicki karikiert wird, eine potentielle BDS-Lesbe aber schon, ist in meinen Augen entweder ein Heuchler oder ein Relativierer & eben, wie weiter oben ausgeführt, einer der Gründe für den Abstieg der politischen Linken in die Obskurität.
Korrektur: Ein Freund, hat mich darauf hingewiesen, das es sich bei dem abgebildeten Kosakenhetman nicht den berühmt-berüchtigten Bogdan Chmielncki handelt, sondern um ein Mitglied der „Chornaya Sotnya“ (Der schwarzen Hundertschaft), welche um 1900 antisemitische Pogrome begangen haben.