Bekenntnisse eines Vatanforoosh*: Der Teufelskreis der Sassaniden

Geehrte Leserinnen und Leser!

Es ist mal wieder Zeit, dass wir alle im Kreis sitzen und Friedenslieder singen. Nein, Spass beiseite. Es ist effektiv Zeit, dass wir uns hier wieder mit dem Versagen der iranischen, antiklerikalen Opposition befassen, die trotz kleiner Siege, wie der Tatsache, dass nun die Ukraine zum Beispiel die Revolutionsgarden/Pasdaran als Terroristen designiert hat, von Niederlage zu Niederlage humpelt und somit das Regime zu Teheran durch die eigene Inkompetenz am Leben erhält.

Ich habe mich schon eingehend in dieser Serie mit Beispielen befasst, wie sich die Opposition aufgrund ihrer ureigenen Arroganz und Ignoranz ins eigene Fleisch schneidet, und darum möchte ich hier und heute eintauchen in den Sumpf, aus dem dieser Chauvinismus und diese Arroganz kroch, die bis heute verhindern dass der Iran ein halbwegs freies Land ist. Darum, gehen wir in der Zeit zurück, ins Reich der Sassaniden.

Es ist einer gewissen, traurigen Ironie geschuldet, dass selbst ein Vermächtnis der prä-islamischen Sassaniden heute das Regime der Islamischen Republik am Leben erhält, aber immer schön der Reihe nach.

In den letzten drei Jahrhunderten vor der Islamisierung des Persischen Reiches der Sassaniden durch die Araber waren die zoroastrischen Shahs der Sassaniden auf einem aussichtslosen Kreuzzug im Kaukasus, um dort das frühe Christentum auszumerzen. Ähnlich wie heute Russland in der Ukraine, so verschwendeten sie enorme Ressourcen an Soldaten, Waffen und dergleichen in einem Konflikt mit den Völkern des Kaukasus und Byzanz, den sie nicht gewinnen konnten. Stattdessen schwächte man so die Armee und sorgte dafür, dass die Araber leichter vom Westen her einfallen und das Reich islamisieren konnten.

Diese Denkweise, bei der man seinen Gegner konstant unterschätzt und sich selber als unbesiegbar ansieht, ist meiner Ansicht nach einer der Hauptgründe warum der Iran bis heute vom Mullahregime regiert wird. Denn, machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 1979, als iranische Generäle den Schah anflehten Khomeinis Flugzeug abzuschiessen sobald es im iranischen Luftraum eintreffen werde und sich der Schah weigerte, dies zuzulassen und stattdessen fluchtartig das Land verliess, diese Denkweise führte dazu, dass Khomeini die Macht ergreifen konnte und die Seinen bis heute die Macht im Iran haben.

Und bis heute haben Teile der Opposition immer noch nicht analysiert, was genau zur Tragödie von 1979, zur Islamischen Revolution, geführt hat, und geben stattdessen allen möglichen anderen die Schuld daran, geben sich dem Grössenwahn hin und haben immer noch die gleiche Denkweise, d.h. dass ihr Gegner, in diesem Fall das Regime der Islamischen Republik, leicht zu besiegen sei und schon Morgen auf der Müllhalde der Geschichte sein werde, und dass Artesh, die Iranische Armee, den Iran befreien werde, und so weiter…

Wie gesagt: Diese Art zu denken hat erst dazu geführt, dass die Sassaniden auf ganzer Linie gescheitert sind, das Reich gefallen ist und der Iran islamisiert werden konnte, und 1979 die Mullahs die Macht ergreifen konnten und diese bis heute haben.

Summa summarum: Das prä-islamische Erbe des Iran ist ein zweischneidiges Schwert, besonders wenn es zu einer solchen Denkweise wie der in diesem Blogeintrag beschriebenen führt und man deshalb Fehler konstant wiederholt, welche überhaupt zu dieser Situation geführt haben.

Und somit verhindert diese Mentalität nicht nur einen Regimechange, sondern könnte in Zukunft auch dazu führen, dass der Iran, sollte es zu einem Regimechange kommen, den Weg Russlands geht. Sprich, ein Regime dem nächsten die Klinke in die Hand gibt und all die Opfer jetzt vollkommen umsonst gewesen sind. Dies gilt es zu verhindern und darum ist es wichtig, jetzt über die Bücher zu gehen und von Fehlern vergangener Zeiten zu lernen, um diese in Zukunft nicht zu wiederholen. Damit der Teufelskreis der Sassaniden mit den Sassaniden in den Geschichtsbüchern bleibt.

*Vatanforoosh bedeutet auf Persisch «Landesverräter» und so nennen mich Iraner, weil ich als Georgierin nicht auf Georgiens Unabhängigkeit verzichten will, kein Farsi spreche, mich der persischen Kultur nicht zugehörig fühle und nicht bereit bin, für den Iran zu sterben. Den Iranern, die in mir deshalb eine Landesverräterin sehen, sei gesagt: «Dissent is the highest form of patriotism» (dt. Dissens ist die höchste Form des Patriotismus.)

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Mein Senf zu dem Versuch des Regimechanges im Iran

Geehrte Leserinnen und Leser!

Zuallererst möchte ich mich für die Abwesenheit in den vergangenen Wochen um Entschuldigung bitten. Ich war nämlich zuerst krank und danach kam Chanukka dazwischen.

Aber jetzt bin ich wieder da, um mit Ihnen meine Beobachtungen zu teilen, und, das was, heute in Iran geschieht und was 2020 in Belarus geschehen ist, und wie beides miteinander zusammenhängt, denn seit über 100 Tagen wird im Iran protestiert. Der Auslöser der neuesten Proteste war der Mord an der iranischen Kurdin Mahsa Jina Amini, die von der Sittenpolizei wegen eines angeblich schlecht sitzenden Hijabs verhaftet wurde und dann elendig wegen der ihr zugefügten Kopfverletzungen dahingeschieden ist.

Wie gesagt, wird seit über 100 Tagen im Iran demonstriert, und warum das Mullahregime noch immer nicht auf dem Müllhaufen der Geschichte ist, hängt damit zusammen, dass viele Demonstrierende im Iran unbewusst nicht die Strategien gewählt haben, die die Ukrainerinnen und Ukrainer 2014 benutzt haben, um in 93 Tagen Yanukovich aus dem Land zu jagen.

Stattdessen benutzen Iranerinnen und Iraner nun Methoden und Strategien wie sie 2020 von den Demonstrierenden in Belarus angewendet wurden, wie zum Beispiel dezentralisierte Proteste. Die ukrainischen Protestierenden haben 2014 auf zentralisierte Proteste gesetzt, wie auf dem namengebenden Maidan Nezalezhnosti, dem Unabhängigkeitsplatz, wo rund um die Uhr und selbst mitten im Winter protestiert wurde. Damit hat die ukrainische Opposition Präsenz markiert und den Herrschenden gezeigt, dass sie sich nicht zerstreuen und vertreiben lässt.

Die Iranerinnen und Iraner protestieren zwar auch, und das seit Monaten, aber ihre Strategie macht sie verwundbar, um in verschiedenen Stadtteilen von patrouillierenden Revolutionsgardisten, Basiji-Milizen, und auch von der regulären Polizei aufgegriffen und festgenommen zu werden.

Diese Strategie ist auch einer der Gründe, warum die Proteste im Jahr 2020 in Belarus im Sand verlaufen sind und Lukaschenko immer noch an der Macht ist. Aber dazu muss ich sagen, dass die belarusischen Demokratie-Aktivisten, trotz der Fehler von 2020 wie der dezentralisierten Proteste, am längeren Hebel sitzen im Vergleich zu den Iranerinnen und Iranern. Denn die Menschen in Belarus haben de facto eine voll funktionsfähige Exil-Regierung unter der Führung der resoluten Svitlana Tsikanouskaya, des weiteren hat Belarus auch noch Institutionen wie „Viasna“ (dt. Frühling) und Charter97*. Diese sind Jahrzehnte alt und geübt im Kampf gegen das totalitäre System, das Lukaschenko erschaffen hat und nun mit der Hilfe des Kremls am Leben erhält.  Diese Hingabe blieb auch anderswo nicht unbemerkt und so war Ales Bialitski, der Gründer von „Viasna“ und ein politischer Gefangener, einer der Gewinner des diesjährigen Friedensnobelpreises.

Die iranischen Demokratieaktivistinnen und -aktivisten sind hingegen nicht sehr gut organisiert. Es gibt weder im Exil noch im Iran Organisationen wie „Viasna“ und/oder Charter97, und es braucht Zeit und Engagement solche Organisationen aufzubauen. Darum besteht meiner Meinung nach die Gefahr, dass die Proteste im Iran im Sand verlaufen können, denn im Gegensatz zu den Iranerinnen und Iranern, haben die Aktivistinnen und Aktivisten in Belarus begriffen, dass der Weg zur Demokratie ein Marathon und kein Sprint ist. Historisch gesehen haben die Perser schon beim ersten Marathon, der Schlacht von Marathon, versagt und bis heute sieht es nicht besser aus. Ich hoffe aber, dass sich dies ändert und das neue Jahr den Iran in eine säkulare Demokratie verwandelt.

*«Charter 97» ist der Name eines Manifests und einer Menschenrechtsorganisation in Belarus, die sich diesen Namen in Anlehnung an die tschechoslowakische «Charta 77» gegeben hat und gegen die nunmehr 28 Jahre andauernde Herrschaft des Kolchose-Diktators Alexander Lukaschenko kämpft.

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