Relativierung und Willkür

Liebe Ladies und Fellas

Nach dem sich die Massenhysterie im Zuge der Flüchtlingskrise etwas gelegt, möchte ich auch nun meinen Senf dazu geben und über zwei Dinge schreiben, welche mir besonders sauer aufstossen in der Debatte um die Flüchtlingskrise. Das Erste wäre die unglaublichen Relativierungen im Zusammenhang mit Problemen mit der Flüchtlingskrise und ihren Folgen. Mir war von Anfang klar, dass nicht nur Heilige, Facharbeiter und künftige Nobelpreisträger kommen würden und deshalb bin ich auch nicht wirklich überrascht wegen der Ereignisse in Freiburg (Der Mord an der Studentin Maria L.), Berlin (Das Attentat von Anis Amiri) und Pinneberg (Die Affäre um Ahmad A.) Was mich aber, bis heute, neben der Schlampigkeit der Behörden, anwidert und schockiert, ist die Bereitwilligkeit von Wohlmeinenden, jeglichen Regress von Menschen aus einem bestimmten Kulturkreis zu relativieren. Da wird so lange mit Traumata, Tradition und Kultur argumentiert, bis der Arzt kommt, egal ob es sich um Terrorismus, sexualisierte Gewalt gegen Frauen oder Ähnliches handelt. Dabei werden Errungenschaften der Aufklärung auf dem Altar der Gleichgültigkeit geopfert.

Ich weiss nicht, ob das den Reportern schon aufgefallen ist, aber wie nennt man in (halbwegs) zivilisierten Gesellschaften einen sechsundzwanzig jährigen Mann, der Dreizehnjährige schwängert?!? Ja, ich rede hier von der Affäre um den geflüchteten Bigamisten Ahmad A., welcher, nach eigener Aussage, zweiunddreissig Jahre alt ist und mit sechsundzwanzig Jahren, die damals dreizehnjährige Lina, seine Zweitfrau, geehelicht hat. Bei dieser Affäre geht es, zumindest für mich, nicht darum erwachsenen Menschen vorzuschreiben, mit wem sie zu leben und zu schlafen haben, sondern künftige Kinderbräute zu verhindern.

Der andere wunde Punkt für mich ist folgender: Willkür. Lange Jahre haben verschiedene linke Parteien, anstatt für die Anerkennung von echten Schutzsuchenden und für die Anerkennung von Abschlüssen der Schutzsuchenden und anderer Migranten zu streiten, lieber Hausbesuche zum Fastenbrechen bei islamistischen Organisationen und Moscheen gemacht. Ich weiss, von was ich spreche: Ich habe selber einen Migrationshintergrund und mir sind einige Menschen aus der Ex-Sowjetunion und dem Iran bekannt, welche tolle Diplome aus ihren Herkunftsstaaten mitgebracht haben, nur leider sind besagte Diplome hier so viel wert, wie benutztes Toilettenpapier. Ein Beispiel: Mir ist ein Pharmazeut aus Tblissi bekannt, welcher auch an der Universität von Tblissi seinen Abschluss gemacht hat und später, in Israel, bei «Teva Pharmaceuticals» gearbeitet hat. Hier in der Schweiz ist er Hausmann, weil nur das israelische Diplom seiner Frau anerkannt wird. Nun plötzlich, nach der Flüchtlingskrise, ist irgendwas erwacht und man will ad hoc Abschlüsse von syrischen Universitäten anerkennen, was man in den letzten dreissig Jahren nicht bei Diplomen aus Kiew, Tblissi, Teheran und Isfahan vermochte. Das, meine Damen und Herren, nenne ich Willkür und genau das kann, alteingesessene Migranten vor den Kopf stossen, denn sie sind es, welche in den letzten Jahren Arbeiten ausführten, für die sie überqualifiziert waren, es bis heute teilweise tun und nun das. Kritiker mögen mir hier eine Neiddebatte vorwerfen, aber meine lieben Leser und Leserinnen, ich mache mir effektive Sorgen um den Rechtsstaat, denn ein Rechtsstaat ist das Gegenteil eines Willkürstaates und es ist willkürlich, nur um den Versuch zu wagen, Geflüchtete aus Syrien in Lohn und Brot zu bringen, ad hoc deren Abschlüsse anzuerkennen, was man, wie schon gesagt, bei anderen Geflüchteten und Migranten, nicht vermocht hat.

Eines will ich noch gesagt haben zu dieser Debatte: Wenn wir uns dieser Debatte nicht ernsthaft stellen, ohne Relativierungen und ohne Willkür, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die extreme Rechte davon profitiert, denn die meisten Menschen gehören nicht irgendeiner Minderheit an und denen ist es oftmals egal, wenn es dann ALLEN Minderheiten an den Kragen geht.

You don`t look Swiss

Dear ladies & fellas

For my birthday I wanted to make me a gift and finally write an opinion piece about something, that haunts me quite often: My looks…

As you may know or not know, was my father Swiss, while my mother is of Georgian (on her father`s side) and Ukranian-Jewish (on her mother`s side) descent. I was born in Zurich, as a Swiss citizen, grew up with two native languages, German and Russian, that I both speak fluent & lived as a child in Switzerland, Georgia, Russia and Kazakhstan. I spent, so far, the majority of my lifetime in Switzerland and although I appreciate the safety & civil liberties I enjoy in Switzerland, I often feel like a complete stranger in the country I was born in & went to school etc.

Although, I don`t want to claim that the majority of the Swiss people is racist, because it is more often than not sheer ignorance, the behaviour of „visibly Swiss people“ has a major impact on my feeling of being a foreigner on Swiss soil, despite the fact that, as mentioned above my papa was Swiss & I was born with a Swiss nationality. This ignorance manifests itself in the following sentence: „You don`t look Swiss“. Like a Dibbuk this sentence haunts me from my history teacher in the 7th grade, who told me, that I was „best student despite being non-aryan*“ to appointments at the haidresser, where the hairdressers always tell me the very same sentence, after brushing through my thick, dark hair. It seems that the genes of my Georgian ancestors from Poti & my Ukranian-Jewish ancestors from Odessa were stronger in shapping my appearance, than the genes of my Swiss father. Because at the end of day I always look the same: A pale creature with dark, thick hair, that resembles more the people, that are found on the shores of the Black sea than the people that are found around the lake Zurich. But that`s not all: The real curse of my life is my nose. As a jew, it drains my soul every time that people claim that my nose is „typically Jewish“. I thought that those insults would end at that point in my life, when people would see me as an adult or something… But no, till this day I hear that my nose looks „Jewish“ & that my appearance overall is not Swiss-like. I got used to it. But some incidents can still leave me speechless, as happend a couple of days before, when a customer in the bookstore I work overheard a conversation, about a new piercing that I had with my boss. Said customer, who knows that I am Jewish, told me then, that my nose would have brought me to a concentration camp & he would not highlight my Jewish nose in any way. Stuff like that is often an emotional setback for me and a reason that my soul wishes that my body would walk on the beaches around Poti again, where I used to blend in more easily and were my crooked nose could breathe more easily.

*He saw himself as „Aryan of Celtic and Germanic descent“. What a narrow worldview, because the real „Land of the Aryans“ lies somewhere else…