Meine Erfahrungen mit Antisemitismus!

Geehrte Leserinnen und Leser!

Heute schreibe ich über meine alltäglichen Erfahrungen mit Antisemitismus, der mir, einer Jüdin in Mitteleuropa, regelmässig mit seiner hässlichen Fratze begegnet. Ich werde mich in diesem Beitrag vor allem mit dem Antisemitismus befassen, der mir im Erwachsenenalter widerfahren ist, da ich, meiner Meinung nach, genug darüber geschrieben habe, dass ich aufgrund von Antisemitismus die Sekundarschule verlassen musste, und ich früher die durch kindliche Naivität gespeiste Hoffnung hatte, dass ich keinen Antisemitismus im Erwachsenenalter erdulden müsse. Ich lag, leider, falsch.

Denn auch im Erwachsenenalter muss ich mich regelmässig mit Antisemitismus auseinandersetzen und werde damit auch oft alleine gelassen. Als Beispiel kann ich hier den Fall aufführen, bei dem mir eine Kundin in der Buchhandlung, in der arbeite, an den Haaren gerissen hat, um «nachzusehen», ob ich eine Perücke trage. Die Frau wusste von meinem ehemaligen Kollegen, dass ich Jüdin bin und wollte wissen, ob meine Haare auf dem Kopf wirklich zu mir gehören oder ob ich wie einige Chassidim eine Perücke tragen würde. Deshalb zog mich diese Frau, die an einer der besten Universitäten in der Schweiz Soziologie studiert hat, an den Haaren. Als ich sie zur Rede stellen wollte, meinte Sie, ich solle mich nicht so aufregen, sie sei halt neugierig gewesen. Ich habe damals meinen Ärger runtergeschluckt, auch als ich später auf der Polizeiwache war und den Beamten und Beamtinnen meine Situation schilderte, und diese nur mit den Schultern zuckten und meinten, ich solle die Situation wie eine Erwachsene klären… Danach habe ich niedergeschlagen den Rückzug angetreten.

Dies ist nur ein Beispiel, aber das Problem liegt tiefer: Denn, wenn ich von meinen Erfahrungen mit Antisemitismus berichte, werde ich oft von Nicht-Juden rüde unterbrochen und mir wird gesagt, man würde wohl noch «Israel kritisieren dürfen», als ob es «Israelkritik» sei mich, an den Haaren zu ziehen. Aber das ist nicht alles, regelmässig werde ich mit antisemitischen Stereotypen bombardiert und den Leuten ist nicht mal bewusst, welchen Nonsens sie von sich geben. Angefangen damit, dass mir regelmässig von Nicht-Juden attestiert wird, eine «jüdische Nase» zu haben, bis hin zur Ritualmordlegende, bei der mir von gebildeten Menschen gesagt wird, dass sie glauben, wir Juden und Jüdinnen würden zu Ritualzwecken das Blut nicht-jüdischer Kinder verwenden. Der Antisemitismus ist eine Plage, die nie wirklich weg war, darum überrascht es mich nicht, dass dieser Tage der Antisemitismus wieder wächst und gedeiht, denn Antisemitismus war in den Jahren nach der Shoah tabuisiert, wurde aber nicht ausgerottet.

Nun wittern Antisemiten und Antisemitinnen aller Couleur wieder Morgenluft. Dies kann man in den Statistiken zu antisemitischen Hassverbrechen nachprüfen, und als Jüdin wie ich erfährt man es am eigenen Leib, immer und immer wieder. Wie Sie unschwer erkennen können, habe ich diese kindliche Naivität, dass mich der Antisemitismus als Erwachsene nicht mehr heimsuchen wird, oder mir zumindest geholfen wird, schon lange verloren.

Ich weiss, dass dieser Text alles andere als erbaulich ist, aber es ist nunmal eine Tatsache, dass Juden und Jüdinnen wie ich, sich im 21.Jahrhundert, im Zeitalter von Smartphones, «Wikipedia» und dem Zeitalter, in dem man davon redet, den Mars zu kolonialisieren, immer noch mit einer Plage aus dem Mittelalter rumschlagen müssen, nämlich eben mit dem Antisemitismus. Es ist eine groteske Tragödie, die meiner Ansicht nach kein Ende nimmt, und ich weiss wirklich nicht, wie man da noch irgendetwas tun kann.

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Meine Erfahrungen mit Antisemitismus und Xenophobie

Geehrte Leserinnen und Leser!

Aufgrund meiner, nun ja, interessanten Herkunft dachte ich, es sei doch mal gut, wenn ich hier über meine Erfahrungen mit Antisemitismus und Xenophobie schreibe. Für die, die mich nicht gut kennen und von mir zum ersten Mal lesen: Ich bin die Tochter eines Schweizer Vaters und einer Mutter, die ukrainisch-jüdischer und georgischer Abstammung ist. Ich wurde in Zürich geboren und habe als Kind in Tbilissi/Georgien, Moskau/Russland und Alma-Ata/Kasachstan gelebt, ich habe also ein bisschen was von der Welt gesehen und durch meine Herkunft auch einiges erlebt, also fühle ich mich qualifiziert hier meinen Senf dazuzugeben.

Zuallererst: Wie es die Natur der Sache will, so gibt es leider überall Antisemitismus und/oder Xenophobie, aber in West- und Mitteleuropa ist es verpönt sich zu seinen Ansichten offen zu bekennen. Meiner Erfahrung nach sind die Leute in Russland und Russischsprachige da direkter: Ich wurde schon manches Mal in Russland selber, auch von russischsprachigen Menschen im Exil als «Tshernoshopeya» (dt. schwarz-arschige, eine Beschimpfung für Menschen aus dem Kaukasus und Zentralasien) und «Zhidovka» ( das russische Äquivalent zum englischen «Kike», die korrekte Bezeichnung für einen Juden, eine Jüdin auf Russisch ist «Evrei») anstatt mit meinem Namen angesprochen, und das liegt nicht daran, dass mein Name kompliziert ist.

Aber wie gesagt: Die Tatsache, dass man in Russland und unter Russischsprachigen so offen mit xenophoben und chauvinistischen Äusserungen hantiert und jongliert, bedeutet nicht, dass ich hier in West- und Mitteleuropa keinen Antisemitismus und keine Xenophobie erlebt habe. Ganz im Gegenteil, nur muss man hier den Leuten klar machen, dass mich an den Haaren zu ziehen, um nachzusehen, ob ich als Jüdin eine Perücke trage, oder mir zu sagen, dass ich eine «jüdische Nase» habe oder zu schreien, dass ich zurück nach Syrien* soll, weil ich es gewagt hatte, mit jemandem am Telefon Georgisch zu sprechen antisemitisch beziehungsweise xenophob ist.

Der Tenor der Menschen hier, wenn man sie denn auf ihre bizarren, antisemitischen oder xenophoben Ansichten anspricht, ist oftmals «Das wird man doch noch sagen dürfen» oder «Jetzt hab dich nicht so». Währenddessen stehen Russischsprachige offen zu ihrer Verachtung gegenüber uns Juden oder Menschen aus dem Kaukasus und verstehen nicht, was daran falsch ist, Menschen zu verachten, die nicht christlich-orthodox und slawisch sind.

Meinen Erfahrungen nach gibt es demzufolge faktisch überall Antisemitismus und/oder Xenophobie, und das beschränkt sich beileibe nicht auf Europa: Das erste und einzige Mal, dass ich bisher, eine Frau, die so hell ist, dass das meiste im Handel erhältliche Make-Up für mich zu dunkel ist, als das «N-Word», das «Bumeh Ariyani» (dt. arische Erde) beschmutzen würde, beschimpft wurde, war von einem pan-iranistischen Iraner, für den alle regionalen Nachbarn des Iran nur Ungeziefer sind.

Wie man dieser Niedertracht begegnet und was man dagegen tut, das weiss ich wiederum nicht. Was ich mir hingegen wünschen würde, wäre, dass sich die Zivilgesellschaft dem endlich entgegenstellt, und nicht erwartet, dass ich gegen ein Ressentiment ankämpfe, das nicht meine Schuld ist, oder sich zumindest eingesteht, dass wenn jemand, der jüdisch oder georgisch oder was-auch-immer ist, sagt, dass dieses oder jenes antisemitisch oder xenophob sei, man dem nicht widerspricht. Das wäre, meiner Ansicht nach, schon mal ein Fortschritt, den ich sehr schätzen würde.

 

*Der Mann, der mich da angeschrien hat, verwechselte offenbar Georgisch mit Arabisch und den Kaukasus mit der Levante oder für ihn sehen alle dunkelhaarigen Frauen «arabisch» oder «syrisch» aus.

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