Bekenntnisse eines Vatanforoosh*: 1953 und tausend weitere Entschuldigungen

Geehrte Leserinnen und Leser!

Dieser Tage jährt sich die Operation Ajax, die Entmachtung von Mossadegh und den Seinen mit Hilfe des CIA im Iran. Trotz der Tatsache, dass dies nunmehr vor siebzig Jahren geschehen ist, erregt es bis heute die Gemüter vieler Iranerinnen und Iraner.

War es ein Putsch? War es kein Putsch?

Ich bin keine Iranerin, Gott sei Dank! Trotzdem möchte ich meinen Senf zu dieser Debatte hinzufügen! Wie ich das schon anno dazumal, in „Freiheit ist keine Metapher“ getan habe.

Wenn Sie meinem Blog schon lange folgen, wissen Sie, dass ich Wurzeln in Osteuropa habe (Ukraine und Georgien), und in Osteuropa hat die Sowjetunion/Russland den ungarischen Reformkommunisten Imre Nagy gelyncht, den Prager Frühling mit Panzern zerstört und den tschechoslowakischen Reformkommunisten Alexander Dubcek entmachtet. Des Weiteren hat Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion den demokratisch gewählten Präsidenten Georgiens, Zviad Gamsakhurdia, ermorden lassen.

All das geschah zwischen 1956 und 1992, also nach Operation Ajax. Trotzdem stehen heute Staaten wie die Slowakei, die Tschechische Republik und Georgien besser da als der Iran.

In Bezug auf den Iran haben wir nunmehr den Gipfel der Ironie erreicht, da der Iran zwei Mal in seiner Geschichte Georgien okkupiert hat, nämlich in der Ära der Sassaniden und dann von 1555 bis hin zum Vertrag von Golestan im Jahr 1813, und nun sind Iranerinnen und Iraner die zweitgrösste Gruppe von Asylsuchenden in Georgien. Kein Witz! Dazu werde ich unten einen Link einfügen.

Meiner Ansicht nach als Georgierin ist deshalb die Debatte um 1953 ein absoluter Witz! Es ist nur ein weiterer Versuch, eine billige Entschuldigung zu finden und anderen die Schuld am eigenen Versagen zu geben, trotz der Tatsache, dass andere Staaten es wahrlich schlechter als der Iran hatten, und heute trotzdem besser dastehen als das gescheiterte Imperium, das sich immer noch als Grossmacht inszeniert.

Und anstatt das Regime, das in Teheran seinem Tagwerk aus Mord und Folter nachgeht, zu stürzen, konzentriert sich die antiklerikale Opposition lieber auf groteske Debatten, wie den Kult um 1953, und daran, anderen die Schuld an der eigenen Misere zu geben.

Letztens wurde mir zum Beispiel gesagt, dass der Mossad 1979 seine Finger im Spiel hatte und Khomeini zur Macht verholfen hätte, auch wurde mir gesagt, dass Khomeini eigentlich ein Jude aus Georgien gewesen sei, der von Stalin in den Iran geschickt wurde, um den Iran unter sowjetische Herrschaft zu bringen, d.h. die islamische Revolution sei deshalb meine Schuld, weil ich eine Jüdin aus Georgien bin.

Es ist grotesk, ich bin es leid und so kann es nicht weitergehen! Denn solange eine solche Denkweise unter Iranerinnen und Iranern Urstände feiern kann, solange wird sich das Regime an der Macht halten und die säkularen Iranerinnen und Iraner werden weiter in die Röhre gucken.

Denn diese Denkweise hat offensichtlich in den vergangenen siebzig Jahren nichts gebracht, ausser mehr Elend. Darum ist es Zeit für etwas anderes, andere Debatten, und keine billigen Entschuldigungen wären ein Anfang.

Asylum in Georgia, JAMnews (jam-news.net)

*Vatanforoosh bedeutet auf Persisch «Landesverräter» und so nennen mich Iraner, weil ich als Georgierin nicht auf Georgiens Unabhängigkeit verzichten will, kein Farsi spreche, mich der persischen Kultur nicht zugehörig fühle und nicht bereit bin, für den Iran zu sterben. Den Iranern, die in mir deshalb eine Landesverräterin sehen, sei gesagt: «Dissent is the highest form of patriotism» (dt. Dissens ist die höchste Form des Patriotismus.)

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Bekenntnisse eines Vatanforoosh*: Der Teufelskreis der Sassaniden

Geehrte Leserinnen und Leser!

Es ist mal wieder Zeit, dass wir alle im Kreis sitzen und Friedenslieder singen. Nein, Spass beiseite. Es ist effektiv Zeit, dass wir uns hier wieder mit dem Versagen der iranischen, antiklerikalen Opposition befassen, die trotz kleiner Siege, wie der Tatsache, dass nun die Ukraine zum Beispiel die Revolutionsgarden/Pasdaran als Terroristen designiert hat, von Niederlage zu Niederlage humpelt und somit das Regime zu Teheran durch die eigene Inkompetenz am Leben erhält.

Ich habe mich schon eingehend in dieser Serie mit Beispielen befasst, wie sich die Opposition aufgrund ihrer ureigenen Arroganz und Ignoranz ins eigene Fleisch schneidet, und darum möchte ich hier und heute eintauchen in den Sumpf, aus dem dieser Chauvinismus und diese Arroganz kroch, die bis heute verhindern dass der Iran ein halbwegs freies Land ist. Darum, gehen wir in der Zeit zurück, ins Reich der Sassaniden.

Es ist einer gewissen, traurigen Ironie geschuldet, dass selbst ein Vermächtnis der prä-islamischen Sassaniden heute das Regime der Islamischen Republik am Leben erhält, aber immer schön der Reihe nach.

In den letzten drei Jahrhunderten vor der Islamisierung des Persischen Reiches der Sassaniden durch die Araber waren die zoroastrischen Shahs der Sassaniden auf einem aussichtslosen Kreuzzug im Kaukasus, um dort das frühe Christentum auszumerzen. Ähnlich wie heute Russland in der Ukraine, so verschwendeten sie enorme Ressourcen an Soldaten, Waffen und dergleichen in einem Konflikt mit den Völkern des Kaukasus und Byzanz, den sie nicht gewinnen konnten. Stattdessen schwächte man so die Armee und sorgte dafür, dass die Araber leichter vom Westen her einfallen und das Reich islamisieren konnten.

Diese Denkweise, bei der man seinen Gegner konstant unterschätzt und sich selber als unbesiegbar ansieht, ist meiner Ansicht nach einer der Hauptgründe warum der Iran bis heute vom Mullahregime regiert wird. Denn, machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 1979, als iranische Generäle den Schah anflehten Khomeinis Flugzeug abzuschiessen sobald es im iranischen Luftraum eintreffen werde und sich der Schah weigerte, dies zuzulassen und stattdessen fluchtartig das Land verliess, diese Denkweise führte dazu, dass Khomeini die Macht ergreifen konnte und die Seinen bis heute die Macht im Iran haben.

Und bis heute haben Teile der Opposition immer noch nicht analysiert, was genau zur Tragödie von 1979, zur Islamischen Revolution, geführt hat, und geben stattdessen allen möglichen anderen die Schuld daran, geben sich dem Grössenwahn hin und haben immer noch die gleiche Denkweise, d.h. dass ihr Gegner, in diesem Fall das Regime der Islamischen Republik, leicht zu besiegen sei und schon Morgen auf der Müllhalde der Geschichte sein werde, und dass Artesh, die Iranische Armee, den Iran befreien werde, und so weiter…

Wie gesagt: Diese Art zu denken hat erst dazu geführt, dass die Sassaniden auf ganzer Linie gescheitert sind, das Reich gefallen ist und der Iran islamisiert werden konnte, und 1979 die Mullahs die Macht ergreifen konnten und diese bis heute haben.

Summa summarum: Das prä-islamische Erbe des Iran ist ein zweischneidiges Schwert, besonders wenn es zu einer solchen Denkweise wie der in diesem Blogeintrag beschriebenen führt und man deshalb Fehler konstant wiederholt, welche überhaupt zu dieser Situation geführt haben.

Und somit verhindert diese Mentalität nicht nur einen Regimechange, sondern könnte in Zukunft auch dazu führen, dass der Iran, sollte es zu einem Regimechange kommen, den Weg Russlands geht. Sprich, ein Regime dem nächsten die Klinke in die Hand gibt und all die Opfer jetzt vollkommen umsonst gewesen sind. Dies gilt es zu verhindern und darum ist es wichtig, jetzt über die Bücher zu gehen und von Fehlern vergangener Zeiten zu lernen, um diese in Zukunft nicht zu wiederholen. Damit der Teufelskreis der Sassaniden mit den Sassaniden in den Geschichtsbüchern bleibt.

*Vatanforoosh bedeutet auf Persisch «Landesverräter» und so nennen mich Iraner, weil ich als Georgierin nicht auf Georgiens Unabhängigkeit verzichten will, kein Farsi spreche, mich der persischen Kultur nicht zugehörig fühle und nicht bereit bin, für den Iran zu sterben. Den Iranern, die in mir deshalb eine Landesverräterin sehen, sei gesagt: «Dissent is the highest form of patriotism» (dt. Dissens ist die höchste Form des Patriotismus.)

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