Von der Dämonisierung Israels und den daraus entstehenden, nicht jüdischen Opfern

Liebe Ladies und Fellas

Wenn sich etwas mit dem Nahen- und Mittleren Osten und der jüdischen Diaspora beschäftigt haben, dürfte Ihnen Natan Sharansky etwas sagen. Natan Sharansky war ein sowjetischer Dissident, der heute sich, als israelischer Politiker und Vorsitzender der «Jewish Agency», sich für die Alija, die Einwanderung von Juden nach Israel einsetzt. Natan Sharansky hat auch den sogenannten «3D-Test» entwickelt, um zu prüfen, ob Kritik an Israel legitim oder schon antisemitisch ist. Praktisch geht der «3D-Test» so:

  1. Misst man bei Israel, der israelischen Regierung, oder anderen israelischen Institutionen oder Privatpersonen, mit einem anderen Mass, als dem, welchen man bei anderen Staaten oder Institutionen benutzt, so ist dies, offensichtlich, ein doppelter Standard und demzufolge antisemitisch.
  2. Dämonisiert man Israel, handelt man antisemitisch.
  3. Delegitimiert man Israel, den Juden unter den Staaten und einen demokratischen Rechtsstaat, so handelt man auch antisemitisch.

Nun schadet Antisemitismus, wie zum Beispiel die Ermordung der Holocaust-Überlebenden Mireille Knoll, uns Juden, logischerweise, oft. Aber aufgrund von besagtem Antisemitismus kommen oft auch Nicht-Juden zu schaden und zwar nicht nur direkt durch den Einfluss von Antisemiten, sondern auch deshalb, weil Ressourcen von Anderswo gebunden werden und somit zum Beispiel ein effektives Engagement gegen wirkliche Okkupation verhindern. Über einen solchen Fall kann hier berichten: Während Islamisten, Islam-Apologeten und andere «nützliche Idioten» Krokodilstränen weinen wegen dem Tod von zehn Hamas-Kombattanten, die man zu Freiheitskämpfern stilisiert, welche alles, nur nicht getötet oder verletzt werden dürfen, wurde unterdessen, vergessen von der Welt, Achil Tatunashvilli, ein georgischer Staatsbürger und Obsthändler, im, von Russland okkupierten Süd-Ossetien, wegen hanebüchener Anschuldigungen, zu Tode gefoltert. Als Achil Tatunashvillis Leichnam vor einiger Zeit und unter Mithilfe des «Internationalen Komitees des Roten Kreuzes» an Georgien zurückgegeben wurde, hat nach ihm kein Hahn gekräht. Dabei war Achil Tatunashvilli, im Gegensatz zur Hamas-Kämpfern, den Lieblingen von «nützlichen Idioten», ein Zivilist, der sich nichts zu Schulden kommen liess und einfach sein Recht, sich im eigenen Land, frei bewegen zu dürfen wahrnahm und dafür mit dem Leben bezahlte, weil 20% des georgischen Territoriums seit 2008 von Russland okkupiert sind, somit georgische Staatsbürger ihr Recht auf Bewegungsfreiheit im eigenen Land eben nicht mehr wahrnehmen können und solche Rechtsbrüche, wie die Entführung und der Mord von Achil Tatunashvilli die Welt nicht interessieren, weil man sich lieber damit beschäftigt Israel zu dämonisieren und zu delegitimieren. Genau dieser Antisemitismus, diese Dämonisierung vom Juden unter den Staaten, Israel, und der damit einhergehenden Gleichgültigkeit, wenn anderswo zum Himmel schreiendes Unrecht geschieht, führen dazu, dass unschuldige Zivilisten, wie Achil Tatunashvilli, auf schreckliche Art und Weise ermordet werden können. Das Blut von Achil Tatunashvilli und anderen, unschuldigen Zivilisten, klebt primär an den Händen, von jenen, von denen er ermordet wurde, ein paar Tropfen kleben aber auch an den Händen derer, welche jetzt schweigen, aber, sobald es um Israel geht, sich zu einem Mob zusammenrotten und sich wie ein Rudel tollwütiger Hunde benehmen. Wie Sie nun lesen konnten, geehrter Leser/ geehrte Leserin, sind Antisemiten nicht nur Schuld am Leid, welches uns Juden zuteilwird, sondern auch, wegen des aktiven Wegsehens, in Teilen auch am Tod von Menschen, wie dem georgischen Obsthändler Achil Tatunashvilli, dessen Familie nächste Woche, wenn orthodoxe Christen Ostern feiern werden, den Höhepunkt des orthodoxen Kirchenjahres, diesen Höhepunkt ohne ihren Angehörigen feiern muss. Dies alles konnte und kann nur geschehen, weil Antisemiten und andere «nützliche Idioten» nützliche Ressourcen und Aufmerksamkeit auf sich ziehen, in ihrem, geradezu grotesken Kampf gegen den Juden unter den Staaten, Israel, während in anderen Staaten tagtäglich Dinge passieren, welche wirklich eines Engagements bedürfen. Wenn diese bizarre Situation nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen. Allerdings ist es nicht angebracht darüber zu lachen, wenn Menschen, sowohl Juden, wie auch Nicht-Juden, ermordet werden und dies, von vollkommen fanatisierten Antisemiten und anderen «nützlichen Idioten» ignoriert oder gar unter den Teppich gekehrt wird, weil es das eigene, antisemitische Narrativ konterkariert. Es ist bitter zu sehen, wie viel Aufmerksamkeit Hamas-Kombattanten im Vergleich zu unschuldigen Zivilisten, wie Achil Tatunashvilli, kriegen und wie sich ein antisemitischer Mob, einem Rudel tollwütiger Hunde gleich, zusammenrottet, um Israel zu verfluchen, wenn anderswo so viel Unrecht geschieht, welches mehr Aufmerksamkeit verdient. Menschen, wie Achil Tatunashvilli, unschuldige Zivilisten, haben unser Engagement verdient und nicht Hamas-Kombattanten, welche schon jetzt mehr als genug «nützliche Idioten» haben, die sich für besagte Hamas-Kombattanten einsetzen.

Der Iran als Wille und (Wahn-)Vorstellung von Regime-Apologeten

Liebe Ladies und Fellas

Kürzlich publizierte der Politologe Ali Fatollah-Nejad, welcher unter meinen Freunden in der persischen Diaspora als Regime-Apologet galt, einen Beitrag für das «Iran-Journal», welcher dem Regime der Islamischen Republik zu Teheran praktisch jeglichen Willen und die Fähigkeit zur Reform absprach. D.h. der gute Herr Fatollah-Nejad ist halbwegs aufgewacht. Dies gilt allerdings nicht für alle Regime-Apologeten und genau für diese Personengruppe verfasse ich nun diesen Beitrag.

Denn, unter den Regime-Apologeten, gibt es ein Grüppchen, welches die Situation der Islamischen Republik Iran heute mit der untergehenden Sowjetunion in den Achtzigern vergleicht und somit im Schlächter Hassan Rohani eine Art iranischen Gorbatschow sieht und ihn deshalb unterstützen möchte. Dies ist aus mehreren Gründen FALSCH.

Zwar sind sowohl die Islamische Republik zu Teheran, welche auch nur auf dem Papier eine Republik ist, wie auch die Sowjetunion ökonomisch gescheitert, wie man an den Protesten zum Jahreswechsel im Iran sah, aber da ist auch schon aus, mit den Gemeinsamkeiten.

  1. Die Situation, in welcher sich der Schlächter Rohani befindet, lässt sich nicht mit der Situation vergleichen, in welcher sich Gorbatschow befand, als er der erste Sekretär der kommunistischen Partei wurde. Rohani hätte, selbst wenn er echte Reformen wollen würde, effektiv keine Macht für die Reformen, weil die wahre Macht in den Händen des obersten Religionsführers, Ayatollah Khameini, konzentriert ist. Des Weiteren will Rohani keine Reformen, auch nicht um das Regime am Leben zu erhalten, sondern primär, komme was wolle, das Fortleben des Regimes zu sichern, wenn es sein muss, auch mit noch mehr Repression als jetzt. Gorbatschow wollte zwar auch die Sowjetunion erhalten, er wollte aber auch Reformen durchsetzen, hat dies am Ende auch getan und sich, zu guter Letzt, dem demokratischen Willen gebeugt und ist von statten gezogen. Hinzu kommt: Im Gegensatz zu Rohani, war Gorbatschow und dies muss man ihm zu Gute halten, nicht am grössten Massaker an jüdischen Zivilisten nach dem zweiten Weltkrieg beteiligt. Es wird viel zu oft unter den (Perser-)Teppich gekehrt, dass Hassan Rohani am AMIA-Attentat beteiligt war, welches vor knapp vierundzwanzig Jahren in Buenos Aires geschah, und dieses Attentat gar religiös legitimiert hat. Wer hier Rohani, wider besseren Wissens, mit Menachem Begin vergleichen möchte, dem möchte ich erwidern, dass das «King David Hotel» in Jerusalem der Sitz der britischen Militärverwaltung im Mandatsgebiet war, während das AMIA-Gebäude ein jüdisches Gemeinde- und Wohlfahrtszentrum beherbergt hat und die Opfer des AMIA-Attentats somit allesamt unbeteiligte Zivilisten waren. Summa summarum: Wie man es auch drehen und wenden würde, Hassan Rohani ist kein iranischer Gorbatschow.
  2. Die Sowjetunion ist, wie die Islamische Republik zu Teheran, ökonomisch gescheitert. Allerdings ist die Sowjetunion, ein Vielvölkerstaat auch zusammengebrochen und zwar weil die Sowjetunion weder willens noch fähig war allen Bürgern der Sowjetunion die gleiche Menge an Würde, Menschen- und Bürgerrechten zu geben. Wenn ich über die Verfehlungen der Sowjetunion hier anfangen würde zu schreiben, würde dies ein völlig anderer Beitrag werden und deshalb schreibe ich nur ein paar Beispiele auf, wie der Fall der sogenannten «Otkasniki»/ «Refuseniks», oder die Tatsache, dass KGB-/FSB-Agenten an der Ermordung des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Georgiens, Swiad Gamsachurdia, beteiligt waren. Ob der persische Chauvinismus im Iran so schlimm ist, wie der russische Chauvinismus in der Sowjetunion und in den Post-Sowjetstaaten ist, werden die nächsten Monate zeigen. D.h. es hängt alles vom Charakter der persischen Mehrheit des Iran ab, ob der Iran in seiner jetzigen Form, in seinem jetzigen Territorium, überlebt. Ist die persische Mehrheit willens und fähig Minderheiten wie den Balochen, Kurden und Azeris Luft zum Atmen und Raum zur Entfaltung zu geben?!? Kann diese Frage mit ja beantwortet werden, dann hat der Iran in seiner jetzigen Form eine Zukunft und wird, nach einem Regime-Change, NICHT wie die Sowjetunion enden.
  3. Die Kriegsspiele der sogenannten Islamischen Republik Iran: Im Gegensatz zu Gorbatschows Sowjetunion, welche sich Ende der Achtziger aus Afghanistan und der DDR zurückzog, muss man der Tatsache ins Auge blicken, dass Revolutionsgarden unter dem Gespann von Khameini und dem lächelnden Gesicht des Regimes, Rohani, im Jemen, dem Libanon, Irak, Syrien, in den Emiraten am Persischen Golf und in Südamerika aktiv sind. Dies ist besorgniserregend und kein Zeichen für eine Entspannung der Lage. Ganz im Gegenteil: Durch Aktivitäten im Drogenhandel, primär in Südamerika und die Unterstützung der Hisbollah, ihrer Proxy-Organisation, haben die Revolutionsgarden erschreckende Möglichkeiten, um Attentate, wie das obengenannte AMIA-Attentat, auf jüdische, israelische und sogenannte «westliche» Einrichtungen zu begehen. Diese Fakten zeigen auch, dass der sogenannte «Wandel durch Annäherung», oder wie ich es nenne «Eines Dialoges, nur um des Dialogs Willen», nur eine Wunsch- oder Wahnvorstellung von deutschsprachigen Regime-Apologeten ist, welche dazu geführt hat, das deutsche, österreichische und schweizerische Diplomaten in der sogenannten Islamischen Republik alles, nur nicht ernst genommen werden.

Zu guter Letzt: Die Proteste zum Jahreswechsel im Iran zeigen das Reformen innerhalb des bestehenden Systems, bei einer solch leidenden Bevölkerung, nicht fruchten würden und deshalb nur ein Regime-Change der einzig gangbare Weg, in der jetzigen Situation, ist. Alle Pessimisten, welche fürchten, dass der Iran, nach einem Regime-Change, wie Libyen oder Syrien enden könnte, möchte mit folgenden Zeilen beruhigen: Der Iran ist zwar ein multi-ethnischer und multi-religiöser Staat, allerdings hat der Iran, im Gegensatz zu Syrien und Libyen eine persische Mehrheit, welche ungleich der arabischen Bevölkerung Libyens und Syriens, nicht tribalistisch geprägt ist. D.h. der Iran hatte, bevor es den Islam überhaupt gab das «Nation Building» hinter sich und die Machthaber der sogenannten Islamischen Republik Iran brauchen den Iran und seine Bevölkerung, um zu überleben. Das Gegenteil ist nicht der Fall: Der Iran und seine Bevölkerung kann und wird auch ohne von islamischem Klerus regiert zu werden, überleben. Und Regime-Apologeten sollten sich daran machen zu überlegen, ob sie historisch gesehen auf der richtigen Seite stehen und aufhören tausendundeine Entschuldigung für ein menschenverachtendes Regime, wie das Regime der sogenannten Islamischen Republik Iran, zu suchen. In der jetzigen Situation, nach den Protesten zum Jahreswechsel, ist ein solches Verhalten nämlich nur, zu gleichen Teilen, widerlich und dämlich, weil es die leidende Bevölkerung des Iran im Stich lässt und Werte der Aufklärung auf dem Altar des Relativismus opfert.