Fünf Anmerkungen zu den Anschlägen von Bruxelles

Liebe Ladies & Fellas

Noch sind nicht alle Opfer der Anschläge von gestern verarztet oder bestattet worden, schon tauchen die ersten Freaks auf, die mit Ihrem Nonsense die Debatte entweder auf Nebenkriegsschauplätze führen, bzw. abwürgen wollen. Nicht mit mir!!! Deshalb liefere ich Ihnen fünf Anmerkungen zu den gestrigen Attentaten, damit wir uns wieder auf die Basics konzentrieren können. Also, yalla kadima:

  1. „Der Islamische Staat hat nichts mit dem Islam zu tun“.
    Das ist aber interessant, könnten mir die Person, welche das behauptet, bitte die IS-Mitglieder zeigen, die für den IS kämpfen & gleichzeitig Kahanisten, Hindutva-Anhänger oder Mitglieder im Freidenker-Verein von Antwerpen sind. Gemeinhin gilt, das wenn ein Terrorist im Namen einer bestimmten Ideologie handelt, es mit besagter Ideologie zu tun hat. Das aber heisst nicht, das jeder Muslim ein Terrorist ist, genau so wenig, wie jeder Nord-Ire ein IRA-Anhänger ist. Aber es gibt ein Problem innerhalb der islamischen Community & dieses muss angegangen werden.
  2. „Die Jugendlichen schliessen sich dem IS aus Verzweiflung/ Unterdrückung/ Whatever an…“.
    Es ist ziemlich paternalistisch & rassistisch davon auszugehen, das Muslime keine anderen Mittel des Protests in demokratischen Staaten haben, als sich Terrororganisationen, wie dem IS anzuschliessen. Man mutet dem Moslem nicht den gleichen ethischen & zivilisatorischen Standard zu, den man anderen zumutet & das ist rassistisch. Des weiteren ignoriert dieser Satz die Tatsache, das es auch andere Minderheiten gibt, die unterdrückt und/ oder verzweifelt sind. Zum Bsp. Bahai. Oder wir Juden. Wer das nicht glaubt, dem empfehle ich die Lektüre von Simon Dubnows zehnbändigem Werk „Weltgeschichte des jüdischen Volkes“ & Bücher über den Antisemitismus nach der Schoah. Solche Dinge zur Kenntnis nehmen, öffnet den Horizont.
  3. „Der Westen ist schuld an was auch immer, irgendwelche Muslime falsch machen“
    Ya Sharmouta, Sie lernen es wohl nie: Wenn erwachsene Menschen schlimme Taten begehen, dann sind besagte erwachsene Menschen schuld & nicht XYZ. Der Islam ist zuallererst Mal eine expansive Gesetzesreligion, er vereint die Gesetzmässigkeit des Judentums & die expansiven Geist des Christentums in sich. Dazu kommt ein Rechtssystem, welches den männlichen Muslim an die Spitze des Rechtsstaates stellt & Juden & Christen sind Bürger zweiter Klasse. Wenn ein orthodoxer Muslim nun auf einen aufgeklärten Rechtsstaat stösst, in dem alle vor dem Gesetz gleichgestellt sind, mit gleichen Rechten & Pflichten, kann das schon zu einer psychologischen Kränkung führen. Diese Kränkung ist aber das Problem des Muslims & nicht unseres Rechtsstaates, für welchen man lange gekämpft, damit wir besagten Rechtsstaat in dieser Form haben.
  4. „Um Radikalismus & Terrorismus zu bekämpfen, muss man jetzt mehr mit den bestehenden Islamverbänden arbeiten.“
    *Miep* Ich würde sagen, da kommt es ganz auf den Verband an & was das angeht, sehe ich schwarz. Nehmen wir zum Beispiel Ayman Mazyek & seinen „Zentralrat der Muslime“ in Deutschland. Der Vater von Herr Mazyek war Muslimbruder & musste deshalb aus Syrien fliehen, dafür kann Mazyek junior so lange nichts, bis er selbst für die MB begann Lobbyarbeit zu machen & in einer Moschee, mit Verbindungen zur MB, zu beten. Notabene: Der deutsche Verfassungsschutz hat die Moschee, in der Mazyek junior beten geht, so lange beobachtete, bis Herr Mazyek begann sich mit der Kanzlerin zum Lunch zu treffen. Danach hat man aufgehört besagte Moschee zu beobachten. Nicht weil die Moschee die Verbindungen zur MB gekappt hätte, sondern weil es zu peinlich für die Politik wäre, mit jemandem Integrationspolitik zu machen, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
  5. „Die Flüchtlinge von Idomeni fliehen genau vor dem nach Europa“
    Nicht unbedingt, die Flüchtlinge fliehen vor Krieg & Bomben & von der drastischen Auslegung des IS, was aber nicht heisst das besagte Flüchtlinge nicht auch noch zu einer Gefahr für die Gesellschaft hier werden können. Es gibt ja nicht nur den IS als islamistische Terrororganisation, sondern unzählige Vereine, die sich Terror im Namen des Islams auf die Kappe, pardon das Stirnband, geschrieben haben, von „Al-Qaeda im islamischen Maghreb“ über Hisbollah bis zu MILF („Moro Islamic Liberation Front“). Man sollte aufhören Flüchtlinge als homogene Gruppe zu begreifen & der Tatsache ins Auge sehen, das eine Flucht jemanden nicht unbedingt zu einem bessren Menschen macht. Stattdessen sollte man Menschen, die tatsächlich vom IS & anderen,in ihrer Heimat bedroht sind, wie zum Bsp. den Yesiden, bessere Hilfe zukommen lassen.

Warum ich die Aktion „Schweiz entköppeln“ für bescheuert halte

Geehrte Ladies & Fellas

Wenn Sie nicht unter einem Stein in Usbekistan hausen*, haben Sie sicher die neueste, geschmacklose Aktion des „Zentrums für politische Schönheit“ & des, meiner Meinung nach, meschuggenen Leiters, besagten Zentrums, mitbekommen. Es ging darum, das ein Mob, mit Hilfe eines kameruner Voodoo-Priesters & des Theaters „Neumarkt“, vor dem Haus von Roger Köppel einen Voodoo-Exorzismus durchführt. Finanziert worden, ist das ganze von Steuergeldern…

Lassen Sie mich eines klarstellen: Ich mag die SVP NICHT, ich habe noch NIE einen SVP-Politiker gewählt & noch habe ich je für eine SVP-Innitiative „JA“ gestimmt. Die „Weltwoche“ lese ich auch nicht mehr & Roger Köppel mag ich auch nicht. Ich bin relativ progressiv, bin für volle Bürgerrechte für gleichgeschlechtliche Paare, aber dieser Unsinn des „Zentrums für politische Schönheit“ & des Theaters „Neumarkt“ ist aus mehreren Gründen zu verurteilen. Die Gründe wären:

  1. Es geht nicht an, das in einem funktionierenden Rechtsstaat ein Mob, finanziert von Steuergeldern, vor dem Haus einer Privatperson einen Exorzismus gegen den Willen besagter Person durchführt. Das ist unzivilisiert & primitiv.
  2. Die NS-Vergleiche sind absolut unangebracht: Die Schweiz ist ein funktionierender Rechtsstaat & eine Demokratie & Roger Köppel ist, in meinen Augen, ein Populist & Demagoge, aber er ist weder ein Mitglied einer verbotenen Partei noch Nazi, noch verurteilter Kriegsverbrecher & schon gar nicht ist er vom Geist von Julius Streicher, dem verurteilten Nazi-Kriegsverbrecher, besessen. Wenn man Roger Köppel mit etwas schlagen will, dann in Form von Argumenten & nicht in Form von bizarren Ritualen, die sowieso nichts nützen.
  3. Der Voodoo-Priester ist Angehöriger einer Religion, zu der Herr Köppel NICHT gehört & vice-versa. Hier wurde, aufgrund von dem exotischem Touch, die Weltanschaung eines afrikanischen Mannes zur Schau gestellt & lächerlich gemacht, für eine Aktion des „Zentrums für politische Schönheit“. Denn säkularisierten Mitteleuropäern ist klar, das Roger Köppel nicht vom Geist von Julius Streicher besessen ist, trotzdem so eine Aktion durchzuführen, zeigt davon, wie wenig Respekt man von den religiösen Überzeugungen des kameruner Voodoo-Priesters & von Roger Köppel hat. Für den Voodoo-Priester ist sein Ritual ernst & wirklich, er glaubt an die Gebote & Rituale seiner Religion, sonst würde er sie ja nicht durchführen. Für Herr Köppel, der, wie ich annehme, wie die meisten Zürcher, ein säkularer Protestant ist, ist ein solches Ritual nicht nur lästig, sondern kann, auch gegen seine religiösen Überzeugungen sein.
  4. Diese Aktion ist beschämend für die Schweiz, weil man a) Steuergeld zum Fenster, im Namen der Kunst, rauswirft, während man b) in den Primarschulen des Zürcher Kreis 4 kein Geld dafür hat, um Fünftklässlern, im Laufe des Schuljahrs, einen neuen Wasserfarbkasten zu kaufen.

 

*Was vollkommen okay ist, wenn Sie eine gute Internetverbindung, leckere Snacks & viel Kosmetik zum rumspielen haben.