Ein paar Gedanken zum Internationalen Holocaustgedenktag

Liebe Ladies und Fellas

Gestern war der Internationale Holocaustgedenktag. Für viele nicht-jüdische Berufspolitiker in Deutschland, der einzige Tag, an dem sie sich bewusst machen, das in ihrem Land jüdische Einrichtungen seit sechsundvierzig (!!!) Jahren Polizeischutz benötigen. Das gestrige Datum bot auch vielen „Antizionisten“, „Israelkritikern“ und sonstigen Leuten, deren Beziehung zum jüdischen Volk eher suspekt ist, die Möglichkeit sich zuerst zu inszenieren und dann lebendige Juden zu schikanieren.

Es ist garstig, geehrter Leser/ geehrte Leserin. Zuerst hatte ich eine Auseinandersetzung mit kurdischen Bekannten von mir, welche die Erwartung an mich hatten, das ich bei einer Demo für Afrin dabei bin. Als Jüdin wäre ich moralisch dazu verpflichtet, denn „Afrin sei heute wie Auschwitz“.  Als ich darüber zu diskutieren versuchte, wurde ich angeschrien, dass wir Juden nichts aus dem Holocaust gelernt hätten.

So sehr mir Angehörige des kurdischen Volkes leidtun, so wenig hat die Situation der Kurden heute mit der Situation der Juden im Europa der dreissiger- und vierziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts zu tun.

Die Auseinandersetzung mit den Kurden führte dazu, dass ich beschloss am Abend den Ärger mit etwas Hartem runterzuspülen. Wäre ich nur Zuhause geblieben! In der ersten Bar, die ich aufgesucht habe, traf ich auf eine Bekannte, welche ich vom Sehen kenne her kenne. Von dieser Bekannten weiss ich, dass sie Veganerin ist und sie weiss über mich, dass ich Jüdin bin… Glauben Sie mir, lieber Leser/ liebe Leserin Holocaust-Relativierungen über die Milchindustrie zu hören, während man selber Margarita trinkt, ist nicht lustig. Ihre Ausführungen beendete besagte Bekannte damit, dass sie fand, das Juden welche heute NICHT vegan leben würden, die neuen Nazis seien. Ich persönlich war schon zu müde und angetrunken, um zu widersprechen und versuchte deshalb Augenkontakt zu vermeiden. Genervt verschwand sie daraufhin.

Zu guter Letzt, werden Sie sich sicher fragen, warum ich dieses Elend und diese Form der Schikane, nicht als das schlimmst Mögliche wahrnehme. Nun, dass liegt daran, weil ich, dank meiner ukrainisch-jüdischen und georgischen Wurzeln, perfekt Russisch kann und deshalb die Affäre um den Film „Death Of Stalin“ in Belarus und Russland ungefiltert mitverfolgen kann. Bei der Affäre geht es um ein Aufführverbot für den Film in Belarus und Russland, weil für die dortigen Machthaber das Andenken an einen Schlächter wichtiger ist, als seine Opfer.

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