Die Heuchelei der Machthaber von Teheran

Geehrte Leser!

Wussten Sie, dass es in keinem Land der Welt, ausser in den USA selber, so viele Minister gibt, die in den USA studiert haben, wie in der Islamischen Republik Iran?  Das bekannteste Beispiel ist Javad Zarif, der Aussenminister des Henkerregimes zu Teheran. Nicht nur profitierte Javad Zarif, wie auch andere Regime-Minister, wie Mohammad-Javad Larijani, Mohammad-Ali Najafi und Mostafa Tajzadeh, von den mehr als grosszügigen Stipendienprogrammen des Schahs in den Sechzigern und Siebzigern und konnten deshalb beim «Grossen Satan» studieren, sondern Javad Zarif benutzt «Twitter» ganz offiziell, obwohl «Twitter» eigentlich in der Islamischen Republik verboten ist.

Aber die obengenannten Fälle sind nicht die einzigen, in denen die Heuchelei des Regimes der Statthalterschaft der Gelehrten offensichtlich ist. Während das Regime konstant Krokodilstränen wegen der Araber in Israel vergiesst, werden die Araber in Chuzestan, einer Provinz im Iran, sukzessive vom Regime unterdrückt, Und während das Regime sich wegen des Verbots der Gesichtsverschleierung in Frankreich und Belgien vordergründig über die Religionsfreiheit der Muslime im Westen besorgt zeigt, unterdrücken die Herrscher in Teheran jeden, der nicht schiitisch-muslimischer Konfession ist.

Und wer erinnert sich noch an den Fall von Sepanta Niknam?  Sollte es nicht zu Ihren Hobbies gehören, sich akribisch über den Nahen- und Mittleren Osten zu informieren, werden Sie wohl kaum etwas über den tragischen Fall des Wirtschaftskommisars und Stadtrats in der iranischen Stadt Yazd gehört haben. Sepanta Niknam wurde aus seinem Amt gehoben und ihm drohte eine Strafe. Was war sein Verbrechen? War Sepanta Niknam etwa korrupt? Nein, das „Verbrechen“ von Sepanta Niknam besteht darin, dass er ein Zoroaster ist und als solcher sind ihm eigentlich höhere Posten in Politik und Verwaltung in der Islamischen Republik verwehrt. Sepanta Niknam nahm trotzdem an der Wahl in den Stadtrat von Yazd teil, gewann und übte sein Amt über Jahre, gewissenhaft aus. Dies liess die Machthaber des Regimes zu Teheran Gift und Galle spucken.

Was dem Fall die Krone aufsetzt, ist der Fakt, dass Sepanta Niknam als Zoroaster einer Minderheit angehört, die in der Islamischen Republik Iran «geschützt» und «toleriert» sein sollte. De jure gehören Christen, Juden und Zoroaster zu den «geschützten Minderheiten» der Islamischen Republik. Die Realität ist aber eine andere, wie der Fall von Sepanta Niknam exemplarisch zeigt. So ist Sepanta Niknam in seinem Geburtsland, in der heiligen Stadt der Zoroaster, ein Bürger zweiter Klasse, weil er kein schiitischer Moslem ist.

Aber Begebenheiten wie die Causa «Niknam» gibt es in der Islamischen Republik im zuhauf. Kürzlich berichtete der Journalist Benjamin Weinthal bei «Fox News» über den Umgang der Islamischen Republik mit Christen und Bahai. Im Artikel von Weinthal, der auch für die renommierte, israelische Zeitung «Jerusalem Post» schreibt, kam der amerikanische Aussenminister Mike Pompeo zu Wort. «Die brutale Unterdrückung der Christen und Bahai sei ein Schock für das Gewissen», sagte Pompeo. Alireza Nader, der Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation «New Iran» sagte im gleichen Artikel, dass sich die Unterdrückung von Minderheiten, wie Christen und Bahai während der Präsidentschaft des angeblich «moderaten» Rohani sogar verschlimmert hätte!

Aber selbst die scheinheiligen Machthaber in Teheran sind zu halbwegs rationalen Entscheidungen fähig, wenn es darum geht ihren Machterhalt zu sichern. Während des Iran-Irak-Kriegs, trafen sich Emissäre des Mullahregimes mit Mossad-Agenten in Paris, um zu verhindern, dass Saddam Husseins Irak an Atomwaffen gelangte. Bei diesem Treffen übergaben die Emissäre der Islamischen Republik den Israelis auch ihr Dossier der gescheiterten Operation «Schamschir e-Susan» (dt: glühendes Schwert/glühende Löwenpfote), bei der iranische Piloten versucht hatten den irakischen Atomreaktor zu zerstören und dabei gescheitert sind. Nach den Worten eines iranischen Piloten, hätte man bei dem kläglichen Ergebnis einfach «auch einen Sack Steine auf die Iraker werfen können.» Die IAF war hingegen erfolgreich und verhinderte damals, dass der Irak an Atomwaffen gelangen konnte.

Das selbe Regime, das den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde des Iran, Habibollah «Haji Habib» Elghanian, ermordet hatte (er war der erste Zivilist und erste Jude, der nach der Islamischen Revolution, am 9. Mai 1979 hingerichtet wurde und somit 90% der iranischen Juden ins Exil getrieben hat), hat keinerlei Probleme damit, Hilfe beim «kleinen Satan» , d.h. Israel anzunehmen, wenn es darum geht die eigene Haut zu retten. Bei jenem konspirativen Treffen in Paris, war auch der jetzige, iranische Präsident, Hassan Rohani, dabei! Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Um zu überleben waren die Mullahs bereit mit Israel zusammenzuarbeiten, heute dagegen wollen dieselben Mullahs Israel von der Landkarte fegen. Das, obwohl die klandestine Kooperation mit Israel während des Iran-Irak-Krieges nicht mit der Zerstörung des irakischen Atomreaktors endete, sondern bis zum Ende des Krieges, 1989, weiter ging. Israel war während dieses Krieges immer wieder bereit, der Luftwaffe des Iran, die nach der Revolution durch Säuberungen und Sanktionen, geschwächt wurde, Ersatzteile zuzuschanzen. Trotz des Waffenembargos gegen die Islamische Republik Iran. Denn damals dachten die Verantwortlichen in Israel, dass die durch Revolution und die anschliessenden «Säuberungen» geschwächte Islamische Republik, im Vergleich mit dem durch den Massenmörder Saddam Hussein beherrschten Irak, das kleinere Übel sei.

Das Regime der Statthalterschaft der Gelehrten ist somit ein Paradebeispiel für Scheinheiligkeit. Denn heute verbietet das Regime iranischen Sportlern bei internationalen Wettkämpfen gegen israelische Gegner anzutreten und bestraft jene Dissidenten harsch, die sich für diplomatische Beziehungen zum Juden unter den Staaten, Israel, einsetzen. Dazu gibt das Regime für seinen wahnwitzigen Kampf gegen Israel Millionen für seine terroristischen Proxies aus, die Houthis im Jemen und die Hisbollah im Libanon. Obwohl Israel nie eine Bedrohung für den Iran darstellte und sogar dem Iran half, während des Iran-Irak-Krieges, als Saddam Hussein die territoriale Integrität des Iran bedrohte. Dies «dankte» das Regime 1994 mit dem AMIA-Attentat, dem grössten Massaker an jüdischen Zivilisten nach dem zweiten Weltkrieg und dem schlimmsten Terror-Angriff auf argentinischem Boden. Beim AMIA-Attentat wurden in Buenos Aires 85 jüdische Argentinier kaltblütig ermordet.

Dies zeigt, dass der sogenannte «kritische Dialog» und der «Wandel durch Annäherung» nicht funktionieren, wenn es um den Umgang mit dem korrupten und bigotten Henkerregime zu Teheran geht. Denn viele Repräsentanten dieses Regimes hatten alle Möglichkeiten die Privilegien des Westens zu geniessen und halten trotzdem die iranische Bevölkerung in kollektiver Geiselhaft, bedrohen Israel und erpressen die Welt. Es gibt eine Zeit des Dialogs und eine Zeit in der man zu handeln hat und im Fall des Mullahregimes von Teheran braucht es harte Sanktionen, denn das Regime versteht nur eine Sprache: die der harten Hand. Durch die Blume hat das übrigens kein geringerer als Rohani selber gesagt, nämlich beim obenerwähnten Treffen mit Mossad-Agenten in Paris. Das endlich einzusehen, tut in Europa wirklich Not.

Bisher feierte bei europäischen Diplomaten der «Rassismus der tieferen Erwartungen» Urstände und stärkte dadurch das Regime in Teheran. Dies führt dazu, dass dieses Regime munter sein Tagwerk aus Mord und Unterdrückung fortsetzen und dieses Jahr sogar das vierzigjährige Jubiläum seiner Abscheulichkeiten zelebrieren kann, während Flüchtlingsströme nach Europa kommen, nicht nur durch Kriege im Jemen und in Syrien wo  antisemitischen Terroristen wie die Houthis und der Hisbollah unterstützt werden, sondern auch durch die Tatsache, dass immer mehr Menschen das iranische Kernland verlassen als Folge, der, durch jahrzehntelange Misswirtschaft und Korruption, zerstörten Wirtschaft des Irans.

Das antisemitische Paradoxon

Geehrte Leser!

Zu dieser Schreibe haben mich eigene Erfahrungen mit Judenhass inspiriert.  Denn seien wir ehrlich: Nicht immer ist eine antisemitische Attacke so klar und physisch, wie das Attentat auf das jüdische Museum in Brüssel oder die «Tree of Life»-Synagoge in Pittsburgh. Doch immer äussert sich Antisemitismus in einem irrationalen Hass auf alles vermeintlich Jüdische.

Vor einiger Zeit hatte ich eine Debatte mit einem Studenten, dieser kritisierte die israelische Nationalhymne. Dies würde angeblich Nicht-Juden diskriminieren, weil in ihr der Ausdruck «jüdische Seele» vorkommt. Einige Tage später kritisierte derselbe Mann das Gesetz, welches von Yair Lapids Partei «Yesh Atid» eingebracht wurde und mit dem, die Charedim endlich Wehrdienst leisten müssen, als «unjüdisch» und dass der Staat Israel somit «echte Juden» diskrimieren würde. Der gleiche Mann meinte auch wir Juden seien schuld am Antisemitismus, der uns widerfahren würde, da wir Juden uns mit unseren Geschäften und unseren Privatschulen abschotten und selbst-ghettoisieren würden. Als ich ihm von meiner Schulzeit als Jüdin in Zürich-Aussersihl erzählt habe, wurde er wütend und warf mir vor mit meiner Präsenz als jüdische Schülerin in einer öffentlichen Schule provoziert zu haben.

Was der Jude auch wagt zu tun, es ist nie Recht! Daran musste ich denken, als ich vor ein paar Tagen auf Facebook den Versuch einer Konversation mit einem assyrischen Christen hatte, der mir vorwarf keine «richtige Jüdin» zu sein, da ich bisexuell bin, obwohl im Tanach rein gar nichts über gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Frauen steht, und ich mich mit Masorti identifiziere. Dieser Mann hatte die Unverschämtheit mir zu sagen, dass ich keine «Semitin» sei und er «mehr Jude», als ich, weil seine Vorfahren angeblich Juden gewesen seien. Mir ist bewusst, dass seine verquere Logik, eigentlich keine Logik ist, sondern ein vom antisemitischen Ressentiment angetriebener Opferneid.

Aber diese Tatsache zeigt, dass solche Denke, auch im Land der Dichter und Denker und den Nachbarstaaten, und zwar auch unter heutigen Dichtern und Denkern Urstände feiert. Es ist faktisch Normalität widerlichsten antisemitischen Unsinn zu verzapfen und wenn man damit konfrontiert wird, dass man antisemitisches Gift verbreitet dies zu leugnen oder seinem jüdischen Gegenüber unlautere Motive zu unterstellen, oder zu sagen, dass sie aus absurden Gründen «nicht richtig jüdisch» sei. Wie mir auch schon widerfahren ist, als ich einen Veganer dafür kritisiert habe, als dieser die Schoa mit Milchwirtschaft und Imkerei mit Sklaverei verglichen hat. Dieser Veganer hat mich dann auf eine Stufe mit SS-Angehörigen gestellt, die an der «Rampe» gearbeitet haben, weil ich es unmoralisch finde Imkerei mit Sklaverei und die Milchindustrie mit der Schoa zu vergleichen.

Da das antisemitische Ressentiment so tief sitzt, ist es eigentlich sinnlos Diskussionen mit solchen Elendsgestalten zu führen. Was aber leichter gesagt als getan ist, da diese Personen die Konfrontation mit Juden suchen, wenn auch nur, um sich sein Mütchen am Juden abzukühlen. Da ist es schwierig solchen Menschen aus dem Weg zu gehen. Ausser man schottet sich tatsächlich ab und dann ist man ja wieder schuld am Antisemitismus, der einem widerfährt, wie der Herr meinte, mit dem ich mich einmal unterhalten habe. Das ist meiner Meinung nach das antisemitische Paradoxon, mit dem uns die Antisemiten plagen: Der Jude ist schuld an der einen Sache und dann auch am Gegenteil davon.

Vor einiger Zeit schrieb ich, dass ich Angst davor habe, dass einmal eine Zeit anbricht, in der es als legitim angesehen wird Minderheiten zu schikanieren, weil diese sich aus ihrem Schneckenhaus, ihrem «Schutzraum» wagen. Ich denke, wir als Gesellschaft sind auf dem besten Weg dorthin. Denn es wird inzwischen als legitim angesehen, Juden die Schuld an Antisemitismus dafür zuzuschieben, dass manche Juden sich tatsächlich abschotten und andere eben nicht und sich dieser Gesellschaft offen als Juden zeigen. Es war für uns Juden ein langer Weg aus dem Ghetto und bis heute fällt es nicht allen Leuten leicht, uns als Teil der Gesellschaft zu akzeptieren, sondern man sieht Juden immer noch als geduldete Fremde. Das ist besorgniserregend und sorgt, wie ich finde, für Regress. Sollte dieser Trend nicht aufgehalten werden, wird es immer prekärer für Juden in unseren Breitengraden zu leben. Diese Mentalität könnte übrigens auch auf andere Minderheiten überschwappen, denn Regression hört nicht mit Antisemitismus auf, beginnt aber gerne damit. Ganz besonders dann, wenn Antisemitismus, wie jetzt, nicht ernst genommen wird und man antisemitischem Gedankengut nichts entgegensetzt.