Meine two-cents zu vulgärer Werbung

Liebe Ladies und Fellas

Ich habe keinen Fernseher und deshalb sehe ich nicht so oft Werbung und wenn ich dann doch, auf YouTube oder im Kino welche sehe, bleibt diese Werbung nicht bei mir hängen.

Doch kürzlich, als ich nach einem Orientalpop-Clip auf YouTube gesucht habe, sah ich die neue Werbung von „Under Armour“, einem amerikanischen Sportartikel-Hersteller, mit Yusra Mardini, einer geflüchteten Athletin aus Syrien. Zu sagen, das mich diese Werbung verstört hat, wäre eine Untertreibung. Der Clip an sich, war für mich brechreiz-erregend.

Verstehen Sie mich nicht falsch geehrter Leser/ geehrte Leserin: Ich wünsche Yusra Mardini nur das Beste & eine lange Karriere im Schwimmsport. Ich finde es auch begrüssenswert, das sie einen Sponsor wie „Under Armour“ gefunden hat. Was ich widerlich finde, ist dass das vorhandene Elend des syrischen Bürgerkrieges mit den dazugehörenden Flüchtenden kapitalisiert wird. Im Werbe-Clip hört man Frau Mardini sagen: „I shouldn`t be alive today…“ Damit zeigt man, meiner Ansicht nach, Yusra Mardini primär als Geflüchtete und versucht damit Werbung für Sportartikel zu machen. In meinen Augen ist das vulgär und unethisch mit Krieg, Vertreibung und Flucht, etwas, das es leider Menschen gedenken gibt, Werbung für Gebrauchsgegenstände, wie Sportartikel, zu machen.

Falls Sie sich, geehrter Leser/geehrte Leserin, selber ein Bild machen wollen, verlinke ich hier den besagten Werbeclip:

Der tragische Fall des Sepanta Niknam

Liebe Ladies und Fellas

Sollte es nicht zu Ihren Hobbies gehören, sich akribisch über den Nahen- und Mittleren Osten zu informieren, werden Sie wohl kaum etwas über den tragischen Fall von Sepanta Niknam, einem Wirtschaftskommisar und Stadtrat in der iranischen Stadt Yazd gehört haben. Sepanta Niknam wurde aus seinem Amt gehoben und ihm droht eine Strafe. Was ist sein Verbrechen? War Sepanta Niknam etwa korrupt? Nein, das „Verbrechen“ von Sepanta Niknam ist, das er ein Zoroastrier und als solcher sind ihm eigentlich höhere Posten in Politik und Verwaltung in der Islamischen Republik verwehrt. Sepanta Niknam nahm trotzdem an der Wahl in den Stadtrat von Yazd teil, gewann und übte sein Amt, für fast vier Jahre, gewissenhaft aus. Dies hingegen lässt die Machthaber des Regimes zu Tehran Gift und Galle spucken.

Die Tatsache, das im Jahr 2017 das Regime der Islamischen Republik Frauen, religiöse und ethnische Minderheiten an der Ausübung des passiven Wahlrechts hindert, ist eine Schande für jeden zivilisierten Menschen und wäre Grund genug für einen Aufschrei. Aber da ist er: Der Rassismus der tieferen Erwartungen für Muslime und islamische Staaten. Vielen Menschen weigern sich islamische Staaten und Staaten mit islamischer Mehrheitsbevölkerung mit den gleichen Massstäben zu messen, mit denen Staaten, wie Israel, gemessen werden. Genau dies führt dazu, dass Regime, wie das Regime der Islamischen Repunlik munter ihr Tagwerk aus Mord und Unterdrückung fortsetzen können und im Jahr 2017, in der Islamischen Republik, ernsthaft darüber debattiert wird, ob man religiösen Minderheiten volle Bürgerrechte zugestehen soll. Während in zivilisierten Staaten, wie Japan, wo der Finanzminister Taro Aso Katholik ist, so wie auch in Korea, in welchem der Katholik Moon Jae-In zum Präsidenten gewählt wurde, volle Bürgerrechte für Minderheiten eine Selbstverständlichkeit sind. Selbst das kleine Georgien hatte mit Zurab Zhvania einen Juden zum Premierminister.

Der tragische Fall des Sepanta Niknam zeigt übrigens noch etwas Anderes, geehrter Leser/ geehrte Leserin: Das die vielgelobte Toleranz des Islam gegenüber nicht-islamischen Minderheiten nichts weiter als eine Illusion, eine Fata Morgana, ist.  Hinter dieser Fata Morgana verbirgt sich ein Feudalsystem, welches in zivilisierten Staaten nicht mehr zu finden ist. Besagtes Feudalsystem raubt Frauen, ethnischen, sexuellen und religiösen Minderheiten systematisch Bürgerrechte und Würde. Des weiteren zeigt dieser tragische Fall um Sepanta Niknam auch, dass die billigen Entschuldigungen von Scharia- und Islam-Apologeten, welche Antisemitsmus und anti-christliche Ressentiments von muslimischer Seite mit dem Zionismus, Kolonialismus und den Kreuzrittern relativieren wollen, nicht ziehen: Der Zoroastrismus war die Mehrheitsreligion des persischen Reiches vor der arabischen Invasion und der anschliessenden Islamisierung und danach haben die überlebenden Zoroastrier als Bürger zweiter Klasse in ihrer Heimat gelebt.  Es gab, meines Wissens nach, keine Bestrebungen die Umgebung von Yazd mit dem wichtigsten Heiligtum der Zoroastrier, Chak Chak, zu einer Zuflucht aller Zoroastrier der Welt umzumodelieren und vom Iran abzuspalten. De facto lässt sich jegliche Diskriminierung, welche die Zoroastrier in der Islamischen Republik erfahren weder erklären noch entschuldigen noch rechtfertigen.

Summa summarum: Anstelle irgendwelche bizarren Debatten über Verschleierung und islamische Feiertage in West- und Mitteleuropa zu führen, sollten wir unseren Blick auf tatsächliche Diskriminierung richten, die im Falle des Sepanta Niknam offensichtlich ist und zum Himmel schreit. Es kann nicht angehen, das Regime, welches nach Atomwaffen strebt, systematisch seine eigenen Bürger diskrimiert und ermordet und immer mehr zu einer Gefahr für umliegende Staaten wird. Es ist löblich, das sich viele Iraner, auch muslimische Iraner für Sepanta Niknam einsetzen, aber ob man ethnischen, religiösen und sexuellen Minderheiten volle Büürgerrechte zugestehen will, sollte eigentlich nicht zur Debatte stehen im 21. Jahrhundert. In diesem Sinne: Marg-Bar Jumhurriet Eslamiye!!!