Erdogan der Heuchler

Geehrte Leser!

Als Leser meiner Schreibe dürfte Ihnen bekannt sein, dass ich vom Teekessel-Diktator vom Bosporus, Recep Tayyip Erdogan, nicht allzu viel halte. Nun ist wieder ein Grund mehr hinzugekommen um Erdogan zu verachten: Am 24. September 2019 sprach Erdogan, der Möchtegern-Sultan eines gescheiterten Imperiums, vor der UN-Vollversammlung und stellte dort die Grenzen Israels infrage, d.h. er verbreitete wieder einmal die Lüge vom angeblichem Landraub der Juden. Gerade Erdogan, als Herrscher der Türkei sollte sich bei diesem Thema in Demut üben, denn es soll nicht vergessen werden, dass die Türkei im Vertrag von Moskau, im Jahr 1920 Tao-Klarjeti, die Wiege der georgischen Zivilisation, von der untergegangen Sowjetunion geschenkt bekam. Es soll auch nicht vergessen werden, dass die Türkei immer noch Nord-Zypern okkupiert und dort ein Marionettenregime installiert hat. Von der konstanten Entrechtung der nicht-türkischen Minderheiten innerhalb des Territoriums der Türkischen Republik, wie zum Beispiel der Kurden, fange ich erst gar nicht an.

Erdogans Politik zeiget, dass er nicht nur der Teekessel-Diktator vom Bosporus und ein Möchtegern-Sultan ist, sondern auch ein Heuchler. Wenn Juden Land besitzen ist das böse, wenn sich die Türkei, dank der untergegangen Sowjetunion, die Wiege der georgischen Zivilisation einverleibt und Nord-Zypern und die Kurdengebiete okkupiert ist das zu begrüssen. Aber nicht nur Erdogan misst mit zweierlei Mass: Auch die, die konstant den Juden unter den Staaten, Israel, wegen angeblicher Mängel kritisieren und dabei Elendsgestalten wie Erdogan, Khameini und andere Potentaten aus der MENA-Region ignorieren, praktizieren einen «Rassismus der tieferen Erwartungen» gegenüber Muslimen und Menschen mit Wurzeln in der MENA-Region. Gleichzeitig fördert man mit diesem Rassismus auch Antisemitismus, denn während man, angestachelt durch seine ureigenen Ressentiments, sein Mütchen an Israel kühlt, wächst und gedeiht der Antisemitismus, in der Türkei, aber auch in Kontinentaleuropa.

All dies geschieht während die Karikatur eines orientalischen Diktators vor der UN-Vollversammlung seine berühmt-berüchtigten cholerischen Anfälle hat, bei denen er längst wiederlegte, antisemitische Propaganda verbreitete. All dies wird ignoriert.

Antisemitismus und Ignoranz

Geehrte Leser!

Es ist wieder so weit, ich muss wieder über dieses Thema schreiben. Was mich dazu inspiriert hat, ist Folgendes: Eine belgische Universität veröffentlichte ein Video über Gebärdensprache, bei der das Wort für «Jude» eine Hakennase ist. Belgien ist bekannt für einige Dinge, unter anderem für Schokolade und den Serienmörder Marc Dutroux. Belgien erlangte auch traurige Berühmtheit dafür, dass nunmehr aufgrund des Antisemitismus dort, Synagogen und andere jüdische Einrichtungen vom Militär bewacht werden müssen. In dieser Atmosphäre behauptet der Autor Dimitri Verhulst, dass wir Juden «hässliche Nasen» hätten, indem er ein ironisches Zitat des grossen Serge Gainsbourg verhunzt und nun giesst eine Universität Öl ins Feuer und antisemitische Stereotype propagiert.

Nachdem ich den Link zu dem Artikel über die Universität, die Antisemitismus befördert auf meinem Facebook-Account gepostet habe, mit dem Hinweis darauf, das aufgrund von solchen antisemitischen Stereotypen und Ressentiments mir von Nicht-Juden unterstellt wird eine «jüdische Nase» zu haben, liess einer meiner Bekannten in den Kommentaren die Bombe platzen: Dieser nicht-jüdische Bekannte erdreistete sich zu schreiben, dass seine nicht-jüdische Mutter stolz auf ihre vermeintlich jüdische Hakennase gewesen sei. D.h. er bekräftigte ein Stereotyp, in einer Welt, in der Antisemitismus wieder ein immer grösseres Problem für uns Juden wird.  Dass ich deshalb nicht geschrien habe, lag nur daran, dass es sinnlos ist, einen Computer anzuschreien. Am Ende war Hopfen und Malz verloren, denn der Mann hat mir die Freundschaft gekündigt.

Dies kann nur geschehen, weil rasenden Antisemiten von der Mehrheitsgesellschaft oft nur eine klischeehafte, mit Ressentiments und Stereotypen beladene Karikatur eines jiddelnden, hakennasigen Juden entgegenstellt wird, in der Hoffnung, dass mit diesem Klischee eines Klezmer-Musikanten aus dem Schtetl der Antisemitismus aufgehalten werden könne. Der Antisemitismus wird so allerdings weiter angetrieben, angefeuert mit einer Mischung aus Ignoranz, antisemitischen Ressentiments und Stereotypen, denn wie oft gesagt wird: Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. Darum ist es so problematisch, Juden als hakennasig oder Charedim zu porträtieren. Nicht nur wird man so der porträtierten Personengruppe nicht gerecht, man befeuert auch Antisemitismus, dies in einer Welt, in der, ich muss mich wiederholen, Soldaten mit Maschinengewehren, vor jüdischen Einrichtungen Wache stehen müssen.