Bedford-Strohm und die Politik von der Kanzel

Beim Trauergottesdienst für die beim Trampen, von einem marokkanischen Lastwagenfahrer, ermordete Sophia Lösche hat der Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, eine Rede gehalten, in der er sich selber übertroffen hat. Nicht im positiven Sinn, meiner Ansicht nach.

In seiner Rede sagte er unteranderem Folgendes: «Vielleicht wäre sie (Die ermordete Sophia Lösche) noch am Leben, wenn sie aus dem Misstrauen heraus gelebt hätte. Aber wäre das das bessere Leben gewesen?» Ganz Recht, geehrter Leser/ geehrte Leserin, der Herr Landesbischof masst sich an per Suggestivfragen den Mord an Sophia Lösche zu relativieren und damit zu instrumentalisieren. Es ist so einfach von Vertrauen, Nächstenliebe, Vergebung und davon die andere Wange hinzuhalten zu sprechen, wenn man nie Todesangst und Verlust erfahren musste und aus sicheren Kirchenmauern, wie der Herr Landesbischof Bedford-Strohm, predigen kann. Etwas ganz Anderes ist es, wenn man effektiv traumatisiert, misshandelt oder gar ermordet wird, dann fällt es schwer solche unverschämten Reden mit solchen unglaublichen Suggestivfragen zu halten. Das ein Mann der Kirche nach einem solch grausigen Mord sich nicht ein bisschen in Demut übt und stattdessen solche Reden hält, widert mich ehrlich gesagt an. Überraschend ist das aber nicht, wenn einem bewusst, dass Kirchen in West-, Zentral- und Nordeuropa immer leerer werden und das Kirchenpersonal wohl jede Möglichkeit nutzt, um sich irgendwie in Szene zu setzen, um irgendwie Politik von der Kanzel zu betreiben. Auch der grausige Mord an einer jungen Frau passt da ins Programm. Ob es moralisch zu rechtfertigen ist den Mord an der jungen Sophia Lösche so für die Agenda zu instrumentalisieren, steht auf einem anderen Blatt.

Dies alles wäre leichter zu akzeptieren, wenn die Kirchen in Ländern wie Deutschland nicht staatlich subventioniert werden würde und der Herr Landesbischof seine relativierenden Reden nicht auf Kosten der Steuerzahler halten würde.  Das wäre eine zivilisierte Gesellschaft meiner Meinung nach der ermordeten Sophia Lösche schuldig.

Das offizielle Deutschland und die Diktatoren

Im Schatten der öffentlichen Empörungen in der Affäre um Özil und seine Beziehung zum Erdogan, hat die deutsche Bundesregierung unter Angela Merkel die Obergrenze für die Hermesdeckungen für Geschäfte mit der Türkei wieder angehoben. D.h. das Laissez-faire und laissez-aller der deutschen Regierungen mit blutrünstigen Diktaturen geht weiter.  Das wundert mich nicht weiter, da, wie es scheint, die deutsche Bundesregierung für ihre weitere Beziehung zum Erdogan-Regime ihre ausgelutschten Ideen in Bezug auf die Diplomatie zum Henker-Regime von Teheran als Blaupause nimmt.

In beiden Fällen könnten naive Geister nun vom sogenannten «Wandel durch Annäherung» und davon, dass ein Dialog doch erstmal nichts Schlechtes sei, sprechen. Allerdings: Warum sollte jemand, der nur mit ein bisschen Vernunft ausgestattet ist, eine Annäherung an ein Regime wollen, das Minderjährige am helllichten Tage hinrichtet? Des Weiteren nützt ein Dialog um des Dialogs Willen niemandem, am allerwenigsten den fünfundachtzig Minderjährigen, welche in den Kerkern der Islamischen Republik im Todestrakt sitzen. Man könnte nun fast auf die Idee kommen, dass das offizielle Deutschland sich nicht zu Schade ist für deutschen Firmen, wie zum Beispiel «Siemens» in die Bresche zu springen und gegenüber blutrünstigen ein Diplomatie zu betreiben, die an Prostitution grenzt und Sex-Workern auf dem Drogenstrich die Schamesröte ins Gesicht treiben würde, wenn nur nicht dieser Wahnsinn nicht nur bei Erdogan, der Europa mit Flüchtlingen und Geiseln erpresst, und bei der Islamischen Republik, mit ihren riesigen Erdölvorkommen angewendet wird. Nein, das oben beschriebene Laissez-faire und laissez-aller wird natürlich auch bei Lukaschenko, dem Diktator von Belarus angewendet. Belarus ist effektiv das letzte Land Europas, in welchem die Todesstrafe noch vollstreckt wird und auch sonst, ist Belarus, was Menschenrechte angeht ein post-sowjetischer surrealer Alptraum. Dies schien Herr Steinmeier, den deutschen Bundespräsidenten nicht zu kümmern, als er Belarus, zur Einweihung des Mahnmals von «Maly Trostenez» besuchte. Während es schon fast Tradition ist für deutsche Politiker, die Israel besuchen, erstmal die dortige Regierung zu kritisieren, Yad Vashem hin oder her, ignorierte Herr Steinmeier die desolate Menschenrechtssituation in Belarus und die Tatsache, dass Lukaschenko seit über zwanzig Jahren an der Macht ist, vollkommen. Im Gegensatz zu den Regimen in Ankara und Teheran, hast Lukaschenko absolut nichts in der Hand hat, womit er Deutschland und/ oder Europa erpressen könnte. Dies macht das Verhalten von Steinmeier und Co in Belarus, in meinen Augen, nur noch widerlicher.

Summa summarum: Meiner Ansicht nach ist deutsche Diplomatie seit Jahren durch (unbewusste) antisemitische/ antiwestliche/antiamerikanische Ressentiments geprägt, was dazu führt, dass das offizielle Deutschland, wie oben beschrieben, eine Diplomatie betreibt, die an (moralische) Prostitution grenzt betreibt. Besagte Laissez-faire- und laissez-aller-Diplomatie führt, dass man Verbündete wie Israel oder demokratische, post-sowjetische Staaten, wie zum Beispiel Georgien, vor den Kopf stösst, oder schlimmer noch, gar vergrault, während sich das offizielle Deutschland stattdessen bei Subjekten wie dem Henkerregime von Teheran, der Islamo-Mafia rund um Erdogan und Lukaschenko anbiedert. Bei Letztgenanntem, wie mir scheint, nur um des Prinzips Willen. Was das Ganze zu einer noch grösseren Farce macht, als es man es sich zu vorstellen vermag