Die wahren Probleme der Ummah

Liebe Ladies und Fellas

Durch den Zerfall verschiedener Staaten mit islamischer Mehrheitsbevölkerung in den letzten Jahren, kamen Fragen auf, was neben den gängigen Problemen innerhalb der Ummah dafür gesorgt hat, das besagte Staaten vor die Hunde gehen. Der sogenannte „Nahostkonflikt“, d.h. der Konflikt zwischen Israel, dem Juden unter den Staaten und der arabischen Welt, bzw. dem politischen Islam, kann nicht als Entschuldigung dafür herhalten, warum zum Beispiel Afghanistan heute praktisch ein „failed state“ ist, in dem Warlords, Terrorgruppen und unterschiedliche Grossfamilien einander bekriegen.

Deshalb werde ich, in diesem Beitrag, einen Blick darauf werfen, warum verschiedene Staaten, welche alle durch das Banner des Islam geeint sind, Probleme haben und was die Gründe für besagte Probleme sind. Denn neben den bekannten Problemen der Ummah-Staaten und Völker, wie dem politischen Islam und der immer wiederkehrenden Zweckehe aus politischem Islam und arabischen Nationalismus, gibt es noch einige Gründe mehr für das Elend. Dies sind besagte Gründe:

 

  1. Tribalismus: Zuallerst arabische Gesellschaften sind extrem tribalistisch und das habe ich nicht aus irgendeinem obskuren Blog, sondern die These wird von seriösen Wissenschaftlern wie Mordechai Kedar vertreten. Aber Tribalismus ist nicht nur ein Problem innerhalb der arabischen Welt, sondern ist einer der Gründe warum Somalia und Afghanistan inzwischen zu „failed states“ geworden sind und die beiden genannten Staaten sind nicht arabisch. Tribalismus ist auch einer der Gründe, warum es bis heute kein unabhängiges Kurdistan gibt. Auch die Kurden sind keine Araber. Aber der Fakt, dass dem Talabani- oder Barzani-Clan oder welchem Clan auch immer, eine grössere Loyalität gilt, als einem übergeordneten Staat, verhindert logischerweise Progress und Nation Building, wie die Ereignisse in Kirkuk bewiesen haben. In Kirkuk desertierten die Anhänger des Talabani-Clans von ihren Posten und ermöglichten so den Fall der Stadt. Ein anderes Beispiel: Als David der Erbauer den Tribalismus in Kolchis/ West-Georgien zurückdrängte und die Vermählung von Iberia/ Ost-Georgien und Kolchis/ West-Georgien vervollständigte, sicherte er damit die Stabilität des vereinigten Königreichs, welches heute die Republik von Georgien ist. Trotz zahlreicher Invasionen und Okkupation, gibt es heute Georgien als funktionierende Republik und nicht als „failed state“ a`la Afghanistan.
  2. Irredentismus: Irredentismus ist eine Plage innerhalb der Ummah-Staaten und Völker, an der, unteranderem, Recep Tayyip Erdogan, welcher einem islamischen Neo-Imperialismus verfallen ist und deswegen Kurden bombardiert und den Vertrag von Lausanne nicht respektiert, aber auch die Kurden leiden. Wenn mir erwachsene und gut ausgebildete Kurden sagen, dass sie Hamadān, eine iranische Stadt mit persischer Mehrheitsbevölkerung oder Javakhetien, eine Region in Georgien, welche in der Nähe der armenischen Grenze liegt, ethnisch säubern wollen, dann ist das nicht nur respektlos gegenüber Staaten wie dem Iran und Georgien, sondern ist auch eine komplette Weigerung die Realität anzuerkennen. Die Realität ist nämlich folgende: Sowohl der Iran, wie auch Georgien, haben die Souveränität und auch Legitimität, um über Hamadān, bzw. Javakhetien, zu regieren. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Der Irredentismus, von welchem die Araber befallen sind und der verhindert, dass die Araber Israels legitime Souveränität über den Golan, Jerusalem etc. nicht anerkennen können, ist, wie man sieht, nur eine Facette dieser Plage. Diese Plage hat nicht nur Araber befallen, sondern auch die Mullahs in Teheran, welche sich eine Wiederauferstehung der Perserreiche, nur dieses Mal im Namen der islamischen Republik, herbeisehnen. Besagte Plage führt allerdings zu „failed states“, denn ein Staat, welcher Ressourcen, die anderswo dringender benötigt werden für künftige Eroberungsfeldzüge verschwendet, ist zum Scheitern verurteilt.
  3. Fehlende Menschen- insbesondere Frauenrechte: Wussten Sie, lieber Leser/ liebe Leserin, dass die Mehrheit der Frauen in Staaten, wie dem Jemen, Sudan, Mauretanien, Marokko, Algerien und Pakistan weder lesen noch schreiben können?! Frauen in den genannten Staaten wird systematisch der Zugang zu Bildung und Ausbildung verweigert. Eine Gesellschaft aber, welche 50% der eigenen Bevölkerung, aufgrund des Geschlechts Bildungschancen verweigert, bleibt zurückgeblieben, egal ob nun die Eliten in Oxford, Stanford oder an der Sorbonne ausgebildet wurden, oder nicht. Über das Fehlen von Rechten für Bahai, LGBTI-Menschen, Christen, Juden, Atheisten und Agnostiker, fange ich erst gar nicht an. Nicht mal, wenn man zur gleichen Religion gehört, scheint man in der Ummah sicher vor einem Mob zu sein, wie die Unruhen in Südkirgistan von 2010 beweisen, als ein kirgisischer Mob Pogrome an ethnischen Usbeken verübt hat und das, obwohl sowohl Usbeken, wie auch Kirgisen zu den Turkvölkern zählen und sunnitische Muslime sind.

Summa summarum: Wie man hier, aufgrund einiger Beispiele sehen kann, hat die Ummah einige Probleme, welche in den meisten Fällen absolut hausgemacht sind und diese Probleme haben demzufolge nichts mit der Existenz von Israel, Kolonialismus und dergleichen zu tun. Es wird Zeit, dass die Menschen in der Ummah sich des Lösens der tatsächlichen Probleme widmen und nicht immer nur nach Sündenböcken suchen.

Eine Replik auf Alexandra Berlins „Antisemitismus: Warum hasst ihr mich“

Liebe Ladies und Fellas

In der heutigen Online-Ausgabe der „Zeit“ las ich einen Erfahrungsbericht der ehemaligen Nahostkorrespondentin Alexandra Berlin, in welchem sie ihre Erfahrungen mit, primär islamischem Antisemitismus und der damit einhergehenden Relativierungen der Mainstream-Linken beschreibt.

Zuallerst: Ich bin zero überrascht: Natürlich ist nicht jeder Flüchtling aus der MENA-Region ein Antisemit, aber Antisemitismus gehört in der MENA-Region zum Grundkonsens, der Baathisten, Islamisten und Unpolitische vereint. Was übrigens die Autorin des Artikels, als „deutsche Korrespondentin“ im Nahen Osten aus erster Hand erfahren hat.

Das Problem ist, wie gesagt, dass dieser Antisemitismus relativiert wird. Auch von der Autorin selber, welche den Antisemitismus an ihren vorherigen Arbeitsorten ignoriert hat und nun von diesem, mit der Welle der Geflüchteten aus der MENA-Region, eingeholt wird.  Antisemitismus ist aber nicht okay, egal ob er von Hassan oder Hans praktiziert wird. Basta!!!

Wie schon oft hier und an anderer Stelle gesagt: Antisemitismus ist das eine Problem, das andere Problem sind die ewigen Relativierungen in Bezug auf diesen, ganz besonders wenn dieser Antisemitismus nicht von einem alten Herren aus Sachsen oder Schlesien praktiziert wird, sondern von einem jungen Mann aus Basra. Deshalb werden wir Juden in unserem Kampf gegen Antisemitismus von der Ziviligesellschaft allein gelassen. Eine Tragödie!!! Den Kampf gegen Antisemitismus in der Diaspora können wir aber nur gewinnen, wenn die Zivilgesellschaft uns unterstützt, denn wir Juden sind eine kleine Minderheit und können deshalb nicht alleine auf verlorenem Posten gegen eine solche antisemitische Welle kämpfen.  Im Augenblick ist aber das Gegenteil der Fall, in Berlin setzt eine Schule ihren jüdischen Schüler unter „Quarantäne“ während der Pausen, d.h. er verbringt die Pausen und Freistunden alleine in einem Raum, weil es zu gefährlich für ihn wäre, auf dem Pausenplatz zu sein. Etwas was mich nur zu gut, an meine Zeit in der Sekundarschule erinnerte, als ich meine Pausen in der Bibliothek verbringen „durfte“… Gleichzeitig erwartet man von uns, mit unserer Präsenz bei Integrationskursen zu deeskalieren und den Antisemitismus unter Flüchtlingen einhalt zu gebieten, wenn man sich endlich dazu bequemt anzuerkennen, das Antisemitsmus unter Geflüchteten existiert.

Ich bin keine Pädagogin, doch ich denke dieses Konzept ist aus zwei Gründen zum Scheitern verurteilt: Erstens sind wir Juden, wie gesagt, nur eine kleine Minderheit und nicht jeder Jude hat Lust, wie im Zoo, angestarrt zu werden, um dann zweitens, als Beispielexemplar für unseren Stamm herzuhalten. D.h. das zivilgesellschaftliche Engagement, welches man von uns für die Integration von Flüchtlingen aus der MENA-Region erwartet, verweigert man uns im Alltag, im Kampf gegen Antisemitismus und relativiert unsere Erfahrungen damit. Das führt dazu, das Juden welche, Baruch HaShem, im Gegensatz zu mir, eher behüttet aufgewachsen sind, nun total verwirrt sind und ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihre Erfahrungen in Bezug auf Antisemitismus öffentlich machen wollen. Damit macht man Opfer von Antisemitmus ein zweites Mal zu Opfern. Dieses Mal im Namen des Kampfes gegen Rassismus oder wasauchimmer… Wie gesagt: Ein gängiges Konzept im Kampf gegen Antisemitismus habe ich, leider, auch nicht. Was ich aber weiss ist, dass der Kampf gegen Antisemitismus in der Diaspora ohne die Hilfe der nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft nicht zu gewinnen ist und so wie es jetzt läuft, kann es nicht mehr lange weitergehen.