Mein Senf zu einem Boykott russischer Literatur

Geehrte Leserinnen und Leser!

Im heutigen Quickie möchte ich mich einem möglichen Boykott russischer und russischsprachiger Literatur widmen.

Eines vorneweg: Ich persönlich unterstütze keinen Boykott toter Literaten wie Fjodor Dostojewski und Lev Tolstoi, trotz des offensichtlich krassen Antisemitismus eines Dostojewski und der Liebe zum Autoritarismus eines Tolstoi, denn wie gesagt, so sind diese Literaten tot und nichts, was ich oder irgendjemand anders sagen oder tun wird, kann deren Einstellung noch ändern.

Allerdings kann ich nicht verstehen, warum zeitgenössische russische Autoren, die nicht Avantgarde, sondern schlicht und ergreifend menschenverachtend sind, von westlichen Verlagshäusern publiziert werden.

Autoren wie zum Beispiel der berühmt berüchtigte Zakhar Prilepin. Es will mir nicht in den Kopf, warum dieser Antisemit, der den Westen als dekadent verachtet, Stalin anhimmelt und von der Ukraine wegen Terrorismus zur Fahndung ausgeschrieben ist, durch westliche Devisen unterstützt wird, indem man seine Schreibe publiziert.

Genau dieser Mann, der nachweislich in der Ukraine auf Seite der russischen Söldner gekämpft hat, davon geprahlt hat Ukrainer ermordet zu haben und Juden und Jüdinnen „Zhydi“ nennt, wird von westlichen Verlagen publiziert und von Buchhandlungen in der Schweiz, in Deutschland und Grossbritannien verkauft.

Ich werde weiter unten noch einen Artikel auf Englisch zu Zakhar Prilepin verlinken, denn diese Tatsache, dass solche Charaktere von russophilen Relativisten angehimmelt werden, ist für mich nur noch eine Groteske, die ihresgleichen sucht.

Dass man Leuten, die für Menschen- und Bürgerrechte nur Verachtung haben mit so viel Wohlwollen entgegentritt, bestärkt mich in meiner Theorie, dass viele Menschen denken, dass die einfachsten Menschen- und Bürgerrechte nur Menschen westlich des Bugs zustehen, und Menschen, die östlich des Bugs zuhause sind gestörten Diktatoren wie Putin und Lukashenko und menschenverachtenden Chauvinisten, wie Zakhar Prilepin zum Frass vorgeworfen werden sollten.

Denn anders kann ich mir nicht erklären, wie und warum man die Schreibe von solchen Personen publiziert. Würde ein Israeli, Amerikaner oder Brite eine solche Schreibe veröffentlichen, würde besagte Person schneller im Kitchen in ihrem Heimatland oder in Den Haag landen, als ich das ABC aufsagen kann.

Es ist aber genau dieser Kulturrelativismus gegenüber Russland, bei dem man alle Barbarei von Russland und russischen Staatsbürgern und Staatsbürgerinnen entschuldigt und die Schreibe von gesuchten, mutmasslichen Kriegsverbrechern fördert, der uns alle in die jetzige Situation gebracht hat, mit Putin an der Macht, der russischen Opposition durchsetzt mit Faschisten und Nationalisten und Staaten wie der Ukraine und Georgien, bedroht durch russischen Irredentismus.

Nochmals, ich will nicht die Toten boykottieren, denn das ist sinnlos, was man aber endlich tun sollte, ist Gestalten wie Zakhar Prilepin zur Verantwortung zu ziehen. Sonst ändert sich nie etwas zum Guten.

Anbei noch der englischsprachige Artikel zu Zakhar Prilepin:

Op-Ed: “Don’t read books written by a killer” – JAMnews (jam-news.net)

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PinkKosherNostra (steadyhq.com)

Der Kolchose-Diktator und alte Ressentiments

Geehrte Leser und Leserinnen!

Trotz all der anderen Ereignissen in der Welt, habe ich mal wieder die Ehre, über das Land östlich des Bugs zu schreiben, wo noch immer, zusehends verzweifelter, der Kolchose-Diktator Lukaschenko, versucht zu schalten und zu walten, wie es ihm beliebt. Nicht nur versucht der Staathalter von Putins Gnaden in Belarus konstant unabhängige Medien wie Tut.by oder Zerkalo.io zu verbieten, Journalisten und Journalistinnen ins Arbeitslager zu stecken oder ins Exil zu drängen, auch scheut sich der Kolchose-Diktator nicht davor, uralte antisemitische Ressentiments aus der Mottenkiste zu zerren, wie verschiedene Medien wie zum Beispiel im deutschsprachigen Raum die «Jüdische Allgemeine» berichtet haben.

Es ist, mal wieder, alles die Schuld der Juden und nicht eines irrlichternden Diktators, der nach nunmehr 26 Jahren an der Macht zusehends gestörter reagiert, wie die letzten Wochen zeigen, als Lukaschenko damit gedroht hat, «Europa mit Flüchtlingen und Drogen» zu überschwemmen. Währenddessen benutzten seine Haus-Propagandisten vom Präsidialamt das Medium «SB. Belarus Segodnia» (dt. SB Belarus heute), um sich in antisemitischer Propaganda zu ergötzen und stalinistische Säuberungen herbeizufantasieren.

Aber all das, ist nicht weiter überraschend, wenn man sich mit der Geschichte von Alexander Lukaschenko, besonders mit seinem Aufstieg und seiner Herrschaft beschäftigt. Wie der belarusische Journalist Pavel «Pavlo» Sheremet, der von seiner Ermordung im Jahr 2016 vom Regime ausgebürgert wurde und zuletzt in der Ukraine gelebt hat, in seinem Buch «Sluchaynyy prezident» (dt. Zufälliger Präsident) geschrieben hat, war Lukaschenko am Anfang ein reiner Protestkandidat, der damit antrat, dass es unter ihm keine Privatisierungen, Arbeitslosigkeit etc. geben würde, wie es dies in anderen Staaten im post-sowjetischen Raum in den Neunzigern gegeben hat. Er, der eine Kolchose geleitet hatte, dachte nicht, dass er, der über keinerlei politische Erfahrung verfügt hatte, in Belarus zu gewinnen, besonders als immer mehr über die Unappetitlichkeiten des Sowjet-Regimes in den Medien berichtet wurde. Überraschenderweise gewann Lukaschenko, das sowjetische Relikt, die Wahl doch und hält sich seitdem mit einer Mischung aus Bauerschläue und tschekistischer Grausamkeit an der Macht. So gibt es in Lukaschenkos Belarus Erschiessungskommandos, während der alte Diktator munter auf dem Traktor durch die Gegend fährt.

Dies ging solange gut für ihn, bis er letztes Jahr, quasi nach mehr als einem Vierteljahrhundert Herrschaft, arrogant wurde und sich als milder, wohlmeinender Herrscher inszenieren wollte und deshalb die Frau eines Mannes, den er ins KGB-Foltergefängnis gesteckt hatte, in den Präsidentschaftswahlen gegen sich antreten liess. Der Kolchose-Diktator, der offensichtlich auch ein Frauenhasser ist, dachte nicht im Traum daran, dass ihm eine Frau gefährlich werden könnte und die Bürgerinnen und Bürger lieber eine Frau als ihn an der Spitze ihres Landes sehen wollen. Alexander Lukaschenko erlebte wieder eine Überraschung, diesmal, als eine Mehrheit des belarusischen Elektorats lieber die Frau eines politischen Gefangenen statt Putins Statthalter wählte. Damit hatte der alte Luka nicht gerechnet, der in den Jahren davor all die Männer, die ihm gefährlich werden könnten, vorsorglich entweder ins Arbeitslager (Nikolai Statkevich) oder in den KGB-Folterknast (Sergey Tikhanoskiy) stecken liess. Auch dieses Mal war es eine Protestwahl in Belarus, eine Protestwahl gegen die Herrschaft des irrlichternden Kolchose-Diktators, und so stimmten viele Menschen primär nicht für Tikhanovskaya, sondern gegen Lukaschenko in jener schicksalsträchtigen Wahl vor einem Jahr.

Bis heute hat Lukaschenko diese Niederlage nicht verkraftet, und so schlägt er nunmehr wüst um sich, einem tollwütigen Biest gleich. Verzweifelt versucht sich diese Karikatur eines Autokraten im post-sowjetischen Raum mit allen möglichen Mitteln an der Macht zu halten, nun eben damit, dass er zu Antisemitismus greift und seine zahlreichen Gegner als Juden diffamiert, die aus irgendeinem Grund sich gegen Belarus verschworen haben. Wie gesagt: Lukaschenko ist ein Relikt vergangener Tage und so ist es nicht verwunderlich, dass er antisemitische Verschwörungen aus der Mottenkiste recycelt, in der Hoffnung, dass das belarusische Volk seinen Antisemitismus teilt und lieber von einem hemdsärmeligen Diktator anstelle von vermeintlichen Juden beherrscht werden will.

Dies zeigt für mich zweierlei: Zuallererst ist Lukaschenko zugleich dumm wie auch arrogant. Zum anderen könnte diese Instrumentalisierung für den alten Kolchose-Diktator nach hinten losgehen, wie schon sein Frauenhass, als er von keiner anderen als der Hausfrau und Gemahlin (und Fremdsprachenlehrerin und Übersetzerin) Svitlana Tikhanovskaya besiegt wurde. Immerhin wurde auch im Nachbarland von Belarus, der Ukraine, der russischsprachige Jude Volodymyr Zelenskiy auf demokratischem Wege zum Präsidenten gewählt. Und nunmehr fliehen viele Bürgerinnen und Bürger ins demokratische Nachbarland und sehen mit eigenen Augen, dass es im Grund genommen gut ist, von einem jüdischen Komiker regiert zu werden. Und eine andere Strategie, als Ressentiments zu schüren und seinem eigenen Volk mit einem Krieg zu drohen, hat der Kolchose-Diktator nicht.

Um mit etwas Positivem abzuschliessen: Bisher hat es Alexander Lukaschenko ums Verrecken nicht geschafft, Europa mit Drogen zu fluten, obwohl er damit gedroht hat. Belarus ist nunmal nicht Kolumbien oder Afghanistan, und so hat der Mann, der sich lieber nach Russland absetzen sollte, um nicht in Den Haag zu landen, anstelle von Kokain und Heroin nur Kartoffelstärke im Angebot.

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