Bekenntnisse eines Vatanforoosh*: Festtagsgrüsse und Ignoranz

Geehrte Leserinnen und Leser!

Auf die Gefahr hin, wie eine kaputte Schallplatte zu klingen,  müssen wir doch wieder über den Iran reden.

Wie beim letzten Mal ist der Grund der persische Chauvinismus, der immer noch den Regimechange und damit Frieden und Fortschritt in der Region verhindert, und dieses Mal kommt noch die Reaktion von gewissen iranischen Nationalisten dazu, die einen Nervenzusammenbruch sondergleichen hatten, weil der kanadische Oppositionsführer Pierre Poilievre den Kurdinnen und Kurden Festtagsgrüsse zu Nowrooz geschickt hatte.

Sie fanden diese Geste inakzeptabel, da auch Perserinnen und Perser, Afghaninnen und Afghanen und so weiter Nowrooz feiern, und haben deshalb in den Kommentarspalten in den sozialen Medien zum Sturm geblasen.

Ein Sturm im Wasserglas war es! Und heuchlerisch obendrein, denn während iranische Nationalisten erwarten, dass ein Franko-Kanadischer Politiker sich mit kurdischen und iranischen Festen auskennt, ist ihre Arroganz und Ignoranz gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern des Kaukasus berühmt berüchtigt.

Man erinnere sich nur an das, was kürzlich vor der Vank-Kathedrale in Espahan passiert ist. Dort versuchte ein Teil der Bevölkerung, am 24. Dezember in die armenische Vank-Kathedrale einzudringen und dort Weihnachten zu feiern. Die feierwütigen Iranerinnen und Iraner standen aber wortwörtlich vor verschlossenen Türen, da armenisch-apostolische Christinnen und Christen wie andere östliche christliche Konfessionen Weihnachten nach dem julianischen Kalender am 6. Januar feiern.

Auf den ersten Blick mag das alles rührend erscheinen, auf den zweiten Blick offenbart sich eine unfassbare Arroganz und massives Anspruchsdenken gegenüber einer unterdrückten Minderheit, und ich erkläre Ihnen auch gleich, warum das so ist.

Zuerst stellen Sie sich mal vor, was passiert wäre, hätten Armenierinnen und Armenier tatsächlich am 24. Dezember Weihnachten gefeiert: Entweder Sie hätten diese Leute abweisen müssen, und man hätte Ihnen das übel genommen, oder noch schlimmer. Wenn die Armenierinnen und Armenier diese feierwütigen Iranerinnen und Iraner reingelassen hätten und es dann darum gegangen wäre, die Zeche zu bezahlen, so wären die Armenierinnen und Armenier am kürzeren Hebel gewesen, da die islamistische Führung des Landes Minderheiten am stärksten zur Kasse bittet. Sprich, die Herrscher in Teheran hätten gut und gerne die armenischen Christinnen und Christen auspeitschen lassen können und dann die Vank-Kathedrale in eine Moschee verwandeln oder eine Koranschule.

So sieht man, dass diese feierwütigen Iranerinnen und Iraner mit ihrem Anspruchsdenken eine Minderheit gefährdet hätten, die schon  aufgrund von persischem Chauvinismus und auf iranischem Boden genug gelitten hat. Die Vank-Kathedrale ist dafür ein gutes Beispiel und kein Symbol der Toleranz, wie viele glauben. Denn die Vank-Kathedrale wurde seinerzeit während der Herrschaft von Schah Abbas errichtet, mit geplünderten Reliquien aus Echmiadzin, dem Vatikan der armenisch-apostolischen Kirche. Dies wurde von Schah Abbas veranlasst, um den Armenierinnen und Armeniern die Hoffnung auf eine eigene Staatlichkeit zu nehmen und sie vollends in die persisch-schiitische Kultur Espahans zwangsumzusiedeln und zu assimilieren.

Wie man am Zwischenfall vom 24. Dezember sieht, so scheint sich die Mentalität innerhalb der iranischen Gesellschaft gegenüber Minderheiten und den Völkern des Kaukasus kaum geändert zu haben. Und die Iranerinnen und Iraner, die nun alles auf den Islam schieben wollen, frage ich, warum sie kein Problem damit hatten zu wissen, wann Christinnen und Christen westlicher Konfession Weihnachten feiern, nämlich am 25. Dezember, aber ums verrecken nicht wissen, wann ihre eigenen Nachbarn in der Region, namentlich die östlichen Konfessionen der armenisch-apostolischen Kirche und verschiedene orthodoxe Kirchen, Weihnachten oder Ostern feiern.

Solche Vorkommnisse zeigen für mich nur eins: Einen grotesken persisch-iranischen Chauvinismus und ein bizarres Anspruchsdenken an Andere, die nicht-iranisch sind, wie zum Beispiel der kanadischen Oppositionsführer, während man selber mit Arroganz und Ignoranz gegenüber den Völkern des Kaukasus glänzt.

Und an diesem Punkt muss ich ehrlich sagen, dass nach 45 Jahren Islamische Republik diese Opposition der Hauptgrund ist, warum das Regime in Teheran ist. Und immer noch an der Macht ist und so lange die antiklerikale Opposition nicht aufhört mit solch einem grotesken Verhalten, so lange werden die Mullahs und Revolutionsgarden in Iran weiter herrschen und versuchen, Journalistinnen und Journalisten wie Pouria Zeraati zu ermorden.

Es ist meiner Meinung nach ein Jammer, dass dem so ist.

* Vatanforoosh bedeutet auf Persisch «Landesverräter» und so nennen mich Iraner und Iranerinnen, weil ich als Georgierin nicht auf Georgiens Unabhängigkeit verzichten will, kein Farsi spreche, mich der persischen Kultur nicht zugehörig fühle und nicht bereit bin, für den Iran zu sterben. Den Iranern und Iranerinnen, die in mir deshalb eine Landesverräterin sehen, sei gesagt: «Dissent is the highest form of patriotism» (dt. Dissens ist die höchste Form des Patriotismus.)

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In eigener Sache: Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit

Geehrte Leserinnen und Leser!

Im heutigen Beitrag muss ich etwas persönliches loswerden, denn gestern, am Samstag dem 8. Oktober, hatte ich eine Art Auseinandersetzung mit einer nicht-jüdischen Bekannten.

Und das kam so: Ich traf mich mit einer anderen Bekannten zum Kaffeetrinken und die erste Bekannte sah dann, dass ich einen Dirty Chailatte mit Baileys, das ist ein gewürzter Schwarztee mit einem Schuss Espresso und Baileys, bestellt hatte. Dies nutzte die erste Bekannte, um mich lauthals darauf hinzuweisen, dass ich ein alkoholisches Getränk konsumieren würde, wo ich doch Jüdin sei und angeblich koscher leben würde, wie ich hier Baileys trinken könne, wo ich doch Jüdin sei etc.

Ich versuchte die Situation zu beruhigen und ihr zu erklären, dass gewisser Alkohol, nicht aller Alkohol wie zum Beispiel Campari, dessen roter Farbstoff aus dem Blut von Blattläusen gewonnen wird, koscher sei. Sie verstand das nicht und ich musste ihr wieder erklären nicht so laut zu sein, denn ich mag es nicht, wenn irgendwelche Fremden wissen, dass ich Jüdin bin, um ihr dann mit Engelsgeduld zu erklären, dass sie koscher und halal verwechselt habe und dass, wie gesagt, uns Juden der Konsum von Alkohol an sich gestattet sei.

Summa summarum hat diese Frau mir das Treffen mit einer Freundin verdorben, weil sie einerseits zu faul und/oder zu ignorant war nachzusehen, ob uns Juden Alkoholkonsum gestattet sei, und dann andererseits mich so in der Öffentlichkeit zu belästigen, eben aufgrund der Tatsache, dass ich als erwachsene jüdische Frau Alkohol trinke. Ich bin wirklich sprachlos ob der Arroganz und Ignoranz mit der sich gewisse Leute anderen Leuten in der Öffentlichkeit aufdrängen, und ja, diese auch gefährden.

Denn, wie gesagt, sie tat das in der Öffentlichkeit und letzten Mittwoch war Jom Kippur, der heiligste Tag des jüdischen Kalenders und just an diesem Tag wurde wieder eine Synagoge angegriffen, und ich konnte wieder nur hinter Panzerglas beten. D.h. ich hatte auch  Angst, als mich diese Frau so anfuhr. Nicht vor dieser Frau persönlich, aber was, wenn mir dann jemand gefolgt wäre und mich verprügelt hätte. Und darum geht es im heutigen Beitrag, denn ich weiss wirklich nicht, wie ich mit sowas umgehen soll.

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