Bekenntnisse eines Vatanforoosh*: Separatismus und Irredentismus im Iran

Geehrte Leserinnen und Leser!

Dieser Tage weiss ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll, und darum habe ich stattdessen die folgenden Zeilen verfasst:

Es geht, wieder, wie Sie aufgrund des Titels sicher ahnen konnten, um das Land der Arier, den Iran. Denn ich wurde neulich von iranischen, antiklerikalen Oppositionellen kritisiert und mir wurde geraten, an Howard Baskerville ein Beispiel zu nehmen, d. h. für den Iran zu sterben. Was ich zu Howard Baskerville denke, wissen Sie bestimmt schon bereits. Wenn nicht, so werde ich unten einen kleinen Kommentar von meiner Wenigkeit verlinken.

Kritisiert wurde ich deshalb, weil nach Ansicht vieler iranischer Oppositioneller der Iran ein Separatismus-Problem hat, und ich diese Separatisten kritisieren soll, anstatt als georgische Staatsbürgerin mich mit den Iranerinnen und Iranern zu befassen, die mein Land auslöschen wollen.

Wie Sie sich sicher denken, so sehe ich das genau andersrum. nämlich so: Gerade weil Iran ein Problem mit kurdischen, arabischen aserbaidschanischen und anderen separatistischen Bewegungen hat, bei einer persischen Mehrheitsbevölkerung von nur 60%(!), und aufgrund der Tatsache, dass der Iran aufgrund der Wasserkrise unbewohnbar werden könnte in den nächsten Jahren, sollten sich Iranerinnen und Iraner mit den Problemen zuhause befassen! Und nicht darüber zu fantasieren, wie man den Kaukasus erobern könnte. Denn das ist nie gut gegangen für die Perser!

Wie gesagt, der Iran hat neben dem Regime der Islamischen Republik, eine Unmenge anderer Probleme, nicht nur die Wasserkrise und Probleme mit verschiedenen separatistischen Bewegungen, sondern auch Korruption, eine verfallende Infrastruktur, und trotz all dem noch eine irredentistische Bewegung, die von der iranischen antiklerikalen Opposition ignoriert oder schöngeredet wird, letzteres wohl, um diese Irredentisten später als Schläger und dergleichen einzusetzen.

Fakt ist allerdings, dass bis hier und heute die iranische, antiklerikale Opposition vom Versagen geplagt ist, und das schon seit über vier Jahrzehnten! Darum führten die Proteste der vergangenen Jahre zu nichts.

Das wiederum bedeutet, dass es für die antiklerikale Opposition an der Zeit ist, Probleme zu lösen, und aufzuhören, nach Sündenböcken für das eigene Versagen zu suchen, denn inzwischen ist die Opposition von Belarus dynamischer und erfolgreicher als die des Iran, und das ist auch eine Tatsache, wie man an Menschen wie Svitlana Tsikanouskaya und Pavel Latushka sehen kann.

Und wenn iranische Oppositionelle wollen, das ich aufhöre, sie zu kritisieren, dann sollten sie ihrem systemischen, konstanten Versagen ins Angesicht blicken und an die Arbeit gehen, damit sie dort enden, wo heute die Opposition von Belarus ist, die heute de facto eine funktionierende Exilregierung hat. Wenn nicht, werden sie weiterhin von Versagen und von meiner Kritik heimgesucht werden.

* Vatanforoosh bedeutet auf Persisch «Landesverräter» und so nennen mich Iraner, weil ich als Georgierin nicht auf Georgiens Unabhängigkeit verzichten will, kein Farsi spreche, mich der persischen Kultur nicht zugehörig fühle und nicht bereit bin, für den Iran zu sterben. Den Iranern, die in mir deshalb eine Landesverräterin sehen, sei gesagt: «Dissent is the highest form of patriotism» (dt. Dissens ist die höchste Form des Patriotismus.)

Bekenntnisse eines Vatanforoosh*: Howard Baskerville und Präsident Zelensky – PinkKosherNostra

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