Eine kleine Kritik an «Before Sharia Spoiled Everything»

Liebe Ladies und Fellas

Sofern Sie nicht unter einem Stein in Usbekistan hausen sollten, sondern regelmässig bei Facebook unterwegs sind, wird Ihnen die Seite «Before Sharia Spoiled Everything» bekannt sein, bei welcher Bilder von früher, aus verschiedenen Staaten mit islamischer Mehrheitsbevölkerung, gepostet werden. Besagte Bilder sollen beweisen, dass früher, bevor die Scharia kam, alles besser war. Dabei gibt es ein paar Probleme mit dieser Logik: Die Scharia galt in den meisten arabischen Ländern immer für große Teile des Zivilrechts, die einzige Ausnahme war Tunesien. Weder Saddam Hussein, noch Nasser noch Hafiz Al-Assad haben sich getraut die Scharia im Zivilrecht abzuschaffen. Die Scharia war also, zumindest in arabischen Staaten nie weg gewesen. Zum Beispiel darf ich daran erinnern, dass die beiden Ehen des geflüchteten Bigamisten aus Pinneberg in Syrien ganz legal geschlossen wurden. Hinzu kommt: Auch wenn es schwer fällt zu sagen, auch und gerade deshalb, weil ich keine Islamismus-Apologetin bin, aber die Scharia allein, kann das Elend Afghanistans nicht erklären, denn selbst wenn Afghanistan schon Morgen eine säkulare Verfassung bekommen würde, so würde Afghanistan ein zutiefst tribalistischer und am Boden zerstörter Staat bleiben, mit mehr Problemen als Scheherazade je Märchen erzählt hat. De facto ist die Scharia nicht das einzige Problem der Staaten mit islamischer Mehrheitsbevölkerung, wenn auch derzeit das Offensichtlichste. Tunesien, das freieste und säkularste arabische Land derzeit, hat das Problem der, konservativ geschätzt, 800 IS-Rückkehrer und das alles trotz Säkularität.

Des Weiteren finde ich es persönlich mehr als befremdlich Bilder von Privatpersonen einfach auf Facebook zu posten und das ohne vorher das Einverständnis besagter Privatpersonen eingeholt zu haben. Gerade weil viele Bilder in den Sechzigern und Siebzigern gemacht wurden und besagte Privatpersonen nun in Scharia-Staaten leben könnten, würde man damit diese Menschen gefährden.

Summa summarum: Auch wenn den politischen Islam verachte und der Aufstieg des politischen Islams Ende der Siebziger zu einem Backlash in der MENA-Region geführt hat. Trotzdem ist die Scharia nicht allein verantwortlich für das Elend der Staaten und Völker in der MENA-Region, sondern, die Probleme sind, leider, vielschichtiger und komplexer, als auf den ersten Blick scheint.

Zana Ramadani Goes Rogue

Liebe Ladies und Fellas

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich finde es bewundernswert, was Zana Ramadani, welche nun wirklich die besten Startbedienungen gehabt hat, aus ihrem Leben gemacht hat. Aber irgendwo hat meine Bewunderung Grenzen und diese Grenzen sind erreicht, wenn man, nur um ein Buch zu verkaufen, einem (Ex-)Bundespräsidenten sexistisches Verhalten vorwirft, weil dieser einen flotten Spruch macht und Frau Ramadani, für ein Gruppenfoto, an der Hüfte berührt. Mit solch einem Verhalten verhält sich Frau Ramadani nicht anders, als all die religiösen Fanatiker, welche sie, seit ihrer Zeit bei «FEMEN» so häufig und dies mit Recht kritisiert hat. Wenn man anfängt einfachste soziale Interaktionen zwischen den Geschlechtern zu Sexismus hochzustilisieren, hilft man tatsächlichen Opfern von Sexismus nicht und macht nur den Graben zwischen Männern und Frauen grösser, gleichzeitig spielt man so den Fanatikern, welche eine puritanische Sexualität propagieren, in die Hände.

 

Dies alles sollte Zana Ramadani eigentlich bewusst sein. Aber mir scheint dies wird von ihr ignoriert, um weiterhin einem Opfer-Feminismus zu frönen und somit ein paar Exemplare ihres Buches zu verkaufen. Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, warum sie zur Veröffentlichung ihres Werkes ausgerechnet jene Anekdote über (Ex-)Bundespräsident Gauck erzählt hat, in welcher Herr Gauck sie bei einem Gruppenfoto an der Hüfte berührt hat und davor einen flotten Spruch gesagt haben soll. Sollte Frau Ramadani hingegen von diesem Vorfall dagegen so belastet sein, das sie sich deshalb ernsthaft als Opfer von Sexismus wahrnimmt, würde ich ihr empfehlen professionelle Hilfe zu suchen und nicht wegen Petitessen Bücher über Sexismus zu schreiben, welche, meiner Meinung mehr schaden als nützen und zwar echten Opfern von Sexismus.