Khameini und die LGBTI-Gemeinschaft

Geehrte Leser und Leserinnen!

Sofern Sie etwas Medien konsumieren und nicht unter einem Stein in Usbekistan hausen, dürfte Ihnen geläufig sein, dass der oberste Religionsführer des Regimes der Islamischen Republik Iran, Ali Khameini heisst. Ihnen wird auch bekannt sein, dass die LGBTI-Gemeinschaft im Iran nichts zu lachen hat, weil selbst minderjährige Homosexuelle am Galgen geendet sind. Ihre Sexualität frei ausleben, können die meisten LGBTI-Menschen iranischer Herkunft nur geschützt im Raum des Privaten oder im Exil.

Was Ihnen bestimmt noch nicht bekannt ist, ist, dass Khameini selber, in seiner Jugend, als Stricher/ Sex-Worker in den Badehäusern von Ghom gearbeitet hat, um über die Runden zu kommen, und das obwohl er anno dazumal aussah, wie die iranische Billigversion von Steve Urkel. Nun ist dieses, meiner Ansicht nach, verkommene Subjekt namens Khameini in den Schlagzeilen, weil er den USA und deren gewählten Präsidenten droht. Egal, was man über Trump sagen kann: Er ist demokratisch legitimiert. Im Gegensatz zu dem Mann, der heute den Iran mit einer Faust beherrscht und sich früher in Badehäusern prostituierte. Der Grössenwahn von Khameini ist schon suizidal und bedroht die Existenz des Iran und den Weltfrieden. Aber zurück zu Khameini selber, bei dem ich an Elfriede Jelineks Zitat über Haider denken muss: „Er ist der Führer eines homoerotischen Männerbunds und arbeitet bewusst mit homophilen Codes, natürlich ohne sich wirklich als homosexuell zu bekennen.“

Da Khameini tatsächlich nicht nur der Führer eines homoerotischen Männerbunds ist, sind solche Skandale wie um den Freispruch des Koranlehrers Said Toussi nur die Spitze des Eisbergs. Said Toussi wurde von mehreren seiner ehemaligen Schüler beschuldigt sie jahrelang sexuell missbraucht und erniedrigt zu haben, trotzdem wurde er in einem Revisionsverfahren ohne reguläres Gerichtsurteil freigesprochen, weil das Büro des ehemaligen Sex-Arbeiters, d.h. des obersten Religionsführers, Druck auf die Justiz ausgeübt hat, um einen Freispruch für diesen Kinderschänder zu erzwingen. Der Iran ist ein Land mit einer tiefsitzenden Schamkultur und für die Betroffenen, von denen viele bis heute im Iran leben, war es schwer über den Missbrauch zu reden, den sie jahrelang von einer Respektsperson erdulden mussten! Dass das Revisionsverfahren nun zu einem Freispruch für Toussi geführt hat, ist nicht weiter überraschend, da die Islamische Republik kein Rechtsstaat, sondern eine theokratische Kleptokratie ist. Trotzdem ist der Freispruch eine weitere Demütigung der Opfer des Koranlehrers.

Da, wie schon erwähnt, dieser Fall nur die Spitze des Eisbergs ist, erstaunt es nicht, dass meine iranischen Freunde mir sagen, dass wenn das Regime der Islamischen Republik Geschichte sein wird, Fälle ans Tageslicht kommen werden, die selbst pädophilen, römisch-katholischen Priestern die Schamesröte ins Gesicht treiben würden. Alltag am theologischen Seminar in Ghom ist nämlich, dass Neuzugänge in einem Fass sitzen müssen und dort quasi als Sexsklaven für die älteren Kommilitonen und Geistlichen dienen müssen. Auch ist es normal, dass in Ghom die Geistlichen, sofern sie untereinander sind, alle zusammen nackt «beten», d.h. sie führen sich gegenseitig in Versuchung, um auszutesten, wie lange es braucht bis sie übereinander herfallen, um eine riesige Orgie zu feiern. Was Verkommenheit und Machthunger angeht, stellen solche Kleriker selbst Clans, wie Borgias und Medicis in den Schatten, denn die Borgias und Medicis waren zumindest als Kunst- und Kulturfreunde bekannt, während die Kleriker von Ghom primär den internationalen Jihadismus fördern, während sie selber homoerotischen Orgien frönen. Das alles geschieht, während die Menschen im Iran unter der Wasserkrise leiden, die dazu führte, dass allein in der Stadt Varzaneh, in der Zentralprovinz Isfahan,  über 500 Schulmädchen an Leishmanien erkrankt sind und deshalb für den Rest ihres Lebens mit schrecklichen Narben im Gesicht, die wie Verätzungen aussehen, rumlaufen müssen. Die Verantwortlichen der Stadt Varzaneh werden auch jetzt keine präventiven Massnahmen ergreifen, um weitere Erkrankungen zu verhindern. Generell ist die Infrastruktur im Iran heruntergewirtschaftet, aber das kümmert die Eliten des Regimes der Islamischen Republik nicht, die das Geld lieber mit vollen Händen für Jihadisten ausgeben und bizarre Orgien in Ghom feiern. Deshalb kann der Tag eines Regime-Change im Iran nicht früh genug kommen, schon alleine um zu verhindern, dass weitere Arbeiter wie Esmail Bakhshi, gefoltert werden, Bahai nicht im Gefängnis verrotten und Frauen endlich gleichberechtigte Bürger sein können. In diesem Sinne: Marg-bar Jumhurriyet Eslamiye! Für einen säkularen Iran ohne kleptokratische Ayatollahs!

 

Antisemitismus ist Normalität

Heute las ich in der jüdisch-amerikanischen Zeitung «Forward», dass der englische Rabbiner Zvi Solomons aus Reading/ Berkshire, auf Twitter die Hashtag-Kampagne #FirstAntisemiticExperience initiiert hat. Die Beiträge, die daraufhin getweetet wurden sind schockierend, aber nicht weiter überraschend, wenn man bedenkt, dass allein in New York antisemitische Straftaten um 22% zugenommen haben. Wie die Nachrichtenseite «Bloomberg» berichtete, wurden 2018 gegen Juden im «Big Apple» mehr Straftaten verübt, als gegenüber allen anderen Minderheiten zusammen.

Denn wir leben in einer Zeit, in der nichtjüdische Antisemitismusbeauftragte, es ist in meinen Augen eine Tragödie, dass es solche «Antisemitismusbeauftragte überhaupt braucht, bestätigen, was wir Juden seit Langem predigen: Dass es schon gefährlich ist Jude zu sein und von an Stunde noch gefährlicher werden wird, Jude zu sein. In den meisten Staaten Europas findet jüdisches Leben grösstenteils hinter Panzerglas statt, rund um die Uhr bewacht von Polizei oder Militär. Der Ansicht von Pater Patrick Desbois, eines Jesuiten, der seine akademische Karriere der Erforschung der Schoa gewidmet hat, Professor an der Universität von Georgetown ist und früher das französische, bischöfliche Komitees für katholisch-jüdische Beziehungen geleitet hat, leben wir in einer Zeit, in der Antisemiten dafür bereit sind ins Gefängnis zu gehen oder selber zu sterben, um Juden ermorden zu können. Pater Desbois, ein Experte über den «Holocaust durch Kugeln», berichtete im «Algemeiner» über eine Konversation, die er vor einiger Zeit mit einem katholischen Geistlichen in Polen führte. In dieser Konservation drückte der Geistliche sein Bedauern darüber aus, dass Hitler das Konzentrationslager in Auschwitz errichtet hatte. Für den Geistlichen war Auschwitz ein Fehler, denn aus Auschwitz kamen Überlebende zurück. Die Juden die von Deutschen und ihren Kollaborateuren in den Wäldern erschossen wurden, kamen nicht als Überlebenden zurück. Für Pater Desbois machte diese Aussage, trotz ihrer Brutalität, Sinn, denn sie bestätigte sein Lebenswerk. Für Pater Desbois ist der «Holocaust durch Kugeln», an Orten wie Baby Yar und Ponari, mit dem Mord an Juden in Pittsburgh durch den rechtsradikalen Robert Bowers, durchaus vergleichbar. Das ist besorgniserregend!

Noch besorgniserregender ist, dass wir Juden mit einer zunehmenden Gleichgültigkeit konfrontiert werden, was den Antisemitismus angeht, den wir erdulden. Dies wurde von einer CNN-Studie bestätigt. Die Mehrheitsbevölkerung nimmt es als Selbstverständlichkeit hin, dass wir Juden von Radikalen aller Couleur als Fussabtreter und Sündenböcke benutzt werden. Mehr noch: In einer Vielzahl von Menschen schlummern antisemitische Ressentiments, die denen eines Hasspredigers in nichts nachstehen. Diese antisemitischen Ressentiments treten an die Oberfläche, so bald diese Menschen auf einen echten Juden aus Fleisch und Blut treffen. Im sonstigen Leben verhalten sich vollkommen normal, aber ihr Verhalten kippt, sobald sie auf etwas Jüdisches treffen.  Ein paar Beispiele: Die Frau, die mich an den Haaren gezogen hat, um nachzusehen, ob ich eine Perücke trage, bekommt ein Exzellenzstipendium. Und eine Frau, die mich gefragt hat, weshalb wir Juden Matzot mit dem Blut von nichtjüdischen Kindern machen, ist Sprachlehrerin, die Flüchtlinge unterrichtet. Die Mutter einer Bekannten wurde mitten auf der Strasse bespuckt, weil sie es gewagt hatte in der Öffentlichkeit einen Magen David zu tragen. Meine Erfahrung zeigt mir, dass diese Leute, weil ich die beiden Damen, die mich verbal und physisch attackiert hatten zur Rede stellte und ein «Jetzt hab dich nicht so» als Antwort bekam, sich effektiv nicht als Antisemiten sehen. Generell ist der Umgang mit Opfern von Antisemitismus von Empathielosigkeit geprägt. Dies führt dazu, dass sich viele Opfer von Antisemitismus zurückziehen und manche schliesslich (Selbst-)Ghettoisierung betreiben. Ich persönlich betreibe wahrlich keine (Selbst-)Ghettoisierung, doch kann ich es nachvollziehen, dass manche Menschen in ihrer Verzweiflung zu solchen Strategien greifen. Dabei ist (Selbst-)Ghettoisierung ein Teil des Teufelskreises, in dem wir aufgrund der Normalität des Antisemitismus, stecken. Ein Beispiel: Zuallererst, trotz meiner Erfahrungen mit Antisemitismus und dem Umgang der Lehrkräfte damit halte ich die Idee einer Volksschule für eine im Grunde genommen exzellente Idee. Denn es ist gut, wenn Kinder verschiedener Herkunft, zumindest für eine Weile, gemeinsam zur Schule gehen und so Toleranz und Akzeptanz lernen können. Ausserdem könnte es, wenn man notgedrungen, immer mehr jüdische Kinder auf jüdische Privatschulen schicken würde, das antisemitische Ressentiment bestätigen, dass alle Juden reich seien. Denn sind wir ehrlich: Privatschulen haben den Beigeschmack, dass sie die Kaderschmieden von Eliten sind.

Des Weiteren würde es langfristig den Staat und die Gesellschaft aus der Verantwortung nehmen, sich um die Sicherheit von jüdischen Kindern zu kümmern. Das wäre eine gefährliche Entwicklung. Die übrigens auch das Problem des Antisemitismus nur verschieben würde auf einen späteren Zeitpunkt und einen anderen Ort, wie zum Beispiel in Richtung Universitäten, Arbeitsplätze und Supermärkte. Ich wage es zu bezweifeln, dass im Erwachsenenalter so noch ein unverkrampfter und akzeptabler Umgang mit Juden gelernt werden könnte. Und genau so bleibt Antisemitismus leider Normalität. Eine Normalität, die durch verschiedene Studien und Hashtag-Kampagnen, wie die erwähnte #FirstAntisemiticExperience belegt ist und doch von der Mehrheit der Gesellschaft kaum zur Kenntnis genommen wird.