Mohamed Amjahid hat ein Problem

Heute las ich in der Online-Ausgabe der «Zeit» einen Beitrag des Journalisten Mohamed Amjahid, in welchem er über das Phänomen des sogenannten «Refugeeporn» berichtet. Grob gesagt geht es bei «Refugeeporn» darum, dass irgendwelche Darsteller, welche teilweise selber Geflüchtete sind, in Rollenspielen irgendwelche bizarren Geschichten um Geflüchtete zu Pornos machen. Pornographie halt. Herr Amjahid hat damit ein Problem, er findet gerade das sexistisch und exostisierend. Wie wir alle aber wissen sind die meisten Pornos alles andere als politisch korrekt und man nicht erst seit gestern, sondern seit Mia Khalifas Karriereanfang Araberinnen im Hijab beim Blasen zusehen kann. Die Pornoindustrie profitiert enorm davon, dass viele Fetische im normalen Leben schwer bis gar nicht auszuleben sind, es sei denn man will sich selber zum sozialen Paria machen. Durch das Internet sind Pornos mit solchen Themen nun noch leichter zu konsumieren und deshalb mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.

Was hilft, wenn man davon angeekelt oder verstört ist?! Ignorieren! Dazu eine kleine Anekdote von mir: Durch die Tatsache, dass ich aufgrund meiner «jüdischen Nase» oft verspottet wurde, bin ich sehr verlegen, was meine Nase angeht und musste deshalb weinen, als ich den Beitrag einer jüdischen Autorin las, in welchem sie darüber berichtete, wie ihre Fotos auf einer Internetseite für Menschen mit grossen-Nasen-Fetisch landeten. Die Idee, dass irgendwer sich einen runter holen könnte über etwas, das ich so sehr hasse, wie meine Nase, macht mich bis heute krank. Wie habe ich dieses Problem elegant und erwachsen gelöst?! Ich vermeide das Thema grosse-Nasen-Fetisch schlicht und lebe somit ein ruhigeres, unaufgeregteres Leben. Dies ist auch Herr Amjahid zu empfehlen: Er sollte sich weniger Pornos allgemein ansehen und weniger auf Pornoseiten, zu «Recherchezwecken» rumsurfen, denn Pornos tun ihm offensichtlich nicht gut. Zum Druckabbau empfehle ich deshalb eher Yoga, Tee trinken und dergleichen.

Warum sich Ilkay Gündogan und Mesut Özil schämen sollten.

Wie es aussieht, haben sich die beiden Spieler für die deutsche Fussballnationalmannschaft, Ilkay Gündogan und Mesut Özil, sich am Wochenende in London der Regression hingegeben und Agitation für den schnauzbärtigen Despoten, d.h. für den Wahlkampf der AKP, ein Foto mit Recep Tayyip Erdogan gemacht. Es entschliesst sich mir nicht, wie Menschen mit einem Rückgrat und einem funktionierenden Gewissen so etwas tun können. Sowohl Mesut Özil, wie auch Ilkay Gündogan, haben die deutsche Staatsbürgerschaft, sonst würden sie ja wohl kaum für die deutsche Nationalelf spielen und somit ist es mir noch weniger verständlich, wie zwei erwachsene Menschen, welche von den Freiheiten der Demokratie, wie funktionierenden Bürgerrechten, profitieren, sich so für einen Despoten einsetzen können. Um es ganz unumwunden zu sagen: Sowohl Mesut Özil wie auch Ilkay Gündogan werden vom deutschen Rechtsstaat beschützt, während sie, ohne Not, Propaganda für und mit Erdogan und seine AKP machen, einen Rechtsstaat, den sich abertausende türkische Staatsbürger wünschen, welche ohne Prozess in den Gefängnissen der Türkei schmorren.

Nur damit etwas klar ist: Weder erwarte ich von Fussballspielern, noch von anderen Prominenten mehr Engagement für Freiheit und Bürgerrechte, als vom Durchschnittsbürger, noch sind Ilkay Gündogan und Mesut Özil meine Vorbilder in Bezug auf Engagement. Aber ich erwarte von allen Menschen, egal ob Anwalt, Fussballspieler oder Theaterschauspieler ein Mindestmass an Anstand. Anstand zeigen, in dem man sich zum Beispiel nicht für den schnauzbärtigen Despoten engagiert. Anstand zeigen, in dem man Treffen mit dem schnauzbärtigen Despoten und anderen AKPisten und dergleichen meidet.

Kulturrelativismus ist hier und in anderen Fällen nicht dienlich, denn, wie oben gesagt, erwarte ich von allen Menschen, jeglicher Herkunft, ein Mindestmass an Anstand und Bewusstsein als Staatsbürger. Deshalb mache ich auch bei Ilkay Gündogan und Mesut Özil keine Abstriche und finde ihr Verhalten beschämend und es gilt dieses Verhalten zu verurteilen. Sonst opfert man weiterhin Werte der Aufklärung hier in Europa auf dem Altar des Relativismus.