Warum es auch dieses Mal keinen Regime-Change gab!

“The Revolution Will Not Be Televised”

Gil Scott-Heron

Geehrte LeserInnen!

Als erstes möchte ich klarstellen, das ich versuche, nicht zynisch zu klingen, aber mich hat es nicht überrascht, dass es auch dieses Mal zu keinem Regime-Change im Iran gekommen ist. Die Gründe dafür sind vielfältig, wie zum Beispiel das Fehlen von ausländischer Unterstützung. Nur ist das Fehlen das von ausländischer Unterstützung für Demokratieaktivisten und echte Menschenrechtler kein Novum, wie der Blick in den post-sowjetischen Raum zeigt.

Natürlich ist es tragisch, dass die Trinität aus Emanuel Macron, Boris Johnson und Angela Merkel der iranischen Zivilbevölkerung die Unterstützung verweigern. Aber auch die fehlende Unterstützung aus dem Ausland allein erklärt nicht und entschuldigt nicht das Versagen der Iraner ansich, warum es noch keinen Regime-Change gab. Wie ich schon in früheren Beiträgen schrieb, Länder wie Tunesien, der Sudan und die Ukraine hatten weit weniger internationale Unterstützung als der Iran und haben es trotzdem geschafft, ihre Despoten zu verjagen. Die Sudanesen schafften es sogar, den Massenmörder Omar Al-Bashir zu entmachten! Die Ukraine hat nun durch freie und faire Wahlen zum ersten Mal in der Geschichte einen russischsprachigen Juden zum Präsidenten und der Iran wird immer noch von Mullahs regiert, die sich nicht davor scheuen, Menschen am helllichten Tag an Baukränen aufhängen zu lassen. Während die gebildeten und talentierten Iraner in Scharen das Land verlassen, denn neben dem Export von Terrorismus, ist der Iran weltweit führend beim sogenannten «Brain-Drain».

In der Diaspora geben dann diese gebildeten und talentierten Menschen allen erdenklichen Menschen die Schuld an der jetzigen Situation im Iran, wie zum Beispiel den Griechen (weil diese Persepolis niedergebrannt haben), den Arabern (weil diese den Islam nach Persien gebracht haben) und den Kaukasiern (weil wir Kaukasier nach Ansicht vieler Iraner Untermenschen sind, die nur zu einem einzigen Zweck geboren worden sind: dem Iran zu dienen und für den Iran zu sterben und nun offensichtlich weder das eine noch das andere tun*). Ja, im Gegensatz zu Ukrainern erwarten Diaspora-Iraner allen Ernstes, dass «Aniran» (dt: Nicht-Iraner/Nicht-Arier) für den Iran ihr Leben lassen. An diesem Punkt unterscheiden sich Exil-Iraner nicht vom Regime, das die zivile Luftfahrt als Schutzschild gegen potentielle, amerikanische und israelische Angriffe benutzt und dabei über Leichen gegangen ist, wie der Abschuss der PS752 beweist. Arseni Yatsenyuk schrie einst auf dem Maidan der Menge zu: «Sie können uns nicht alle töten» und das half der sogenannten «Revolution der Würde» erfolgreich zu sein trotz der Tatsache, dass im Osten der Ukraine Russland einen Stellvertreterkrieg führt.

Ich möchte den Iran nicht schlecht reden, denn der Iran, hat für einen Staat in der MENA-Region eine halbwegs funktioniernde Zivilgesellschaft und eine fortschrittliche Zivilbevökerung. Das sind gute Vorrauszeichen für eine weitere Demokratisierung. Allerdings ist der persische Chauvinismus in Kombination mit einem irren Irredentismus eine Seuche, die auch innerhalb der Opposition um sich greift. Dieser Chauvinismus ist eine Seite der Regression, die den Iran lähmt und echten Fortschritt, wie zum Beispiel eben einen Regime-Change verhindert. Die andere Seite der Regression ist der politische Islam, im Falle des Iran die sogenannte «Statthalterschaft der Rechtsgelehrten». Wie ich schon in «Freiheit ist keine Metapher» (Querverlag, Berlin 2018) geschrieben habe enstand die Ideologie der Islamischen Republik nicht im luftleeren Raum, sondern ist eine Symbiose aus dem politischen Islam und dem Imperialismus der vorangegangen Perserreiche und deren Chauvinismus gegenüber Nicht-Persern/Nicht-Ariern. Solange aber von der antiklerikalen Opposition nicht beiden Seiten der Regression der Kampf angesagt wird, gibt es keinen Regime-Change.

Den iranischen Oppositionellen, die nun wütend auf mich sind, möchte ich sagen, ja, mir ist bewusst, dass dieses Regime menschenverachtend, suizidal und gefährlich ist, aber genau dieses Regime profitiert enorm davon, dass viele iranische Oppositionelle säkular sind und so nicht den geringstens Wunsch verspüren, als politische “Märtyrer” zu sterben, sondern stattdessen, wie oben beschrieben das Land in Scharen verlassen. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass der Iran genau jetzt fähige Oppositionelle für einen Regimechange braucht, aber diese Opposition derzeit nicht einmal fähig ist, sich der Regression in den eigenen Reihen zu stellen. Das sage nicht nur ich, sondern meinen auch Journalisten wie Raman Ghavami. Es ist an der Zeit, dass die antiklerikale Opposition diesen Fakt nicht mehr verleugnet, denn so lange sie «nur» gegen den politischen Islam kämpft, aber den persischen Chauvinismus ignoriert, ist sie zum Scheitern verurteilt.

Die antiklerikale Opposition muss sich bewusst machen, dass der schiitische Islam, den die Safawiden als Staatsreligion angenommen haben, dem Imperialismus der Perserreiche neuen Antrieb verschafft hat, aber der Imperialismus ansich ist schon vorher dagewesen. Dieser Imperialismus ist es auch, der den Iran von seinem Nachbarn Afghanistan unterscheidet: Der Iran und Afghanistan haben viel gemeinsam, beides sind Staaten im Mittleren Osten mit einer persischsprachigen Mehrheitsbevölkerung und einer islamisch geprägten Kultur. Aber Afghanistan wird vom Tribalismus heimgesucht, während der Iran die Geisel des Islamismus und des oben beschriebenen persischen Chauvinismus und Irredentismus ist.

Marx sagte einst, dass die Geschichte sich wiederholen würde: zuerst als Tragödie und dann als Farce. Die Farce von der wir alle Zeuge werden, ist ganz bestimmt nicht das Leiden der Bevölkerung in Syrien, dem Iran und im Iran selber, die von den Basiji und Pasdaran abgeschlachtet wird, sondern der Fakt, dass diesem barbarischen Verhalten eines gescheiterten Imperiums von niemandem effektiv Grenzen gesetzt werden, weder von aussen noch von der antiklerikalen, iranischen Opposition.

Die Frage, die sich jetzt stellt, lautet: Was nun? Meiner Ansicht ist es an der Zeit, von der antiklerikalen Opposition einen zivilisatorischen Mindeststandard zu erwarten, oder wie ich schon früher formuliert habe: die drei Neins zur Aufrechterhaltung der Zivilisation. In Bezug auf iranische Oppositionelle sollten die «drei Neins» meiner Ansicht nach so lauten:

  • Nein zu iranischen Oppositionellen, die das Existenzrecht der USA negieren oder die amerikanische, demokratisch legitimierte Regierung verdammen.
  • Nein zu iranischen Oppositionellen, die das Existenzrecht Israels negieren oder die israelische, demokratisch legitimierte Regierung verdammen.
  • Nein zu iranischen Oppositionellen, die das Existenzrecht der ehemaligen Sowjetrepubliken im Kaukasus und in Zentralasien negieren und sich das Territorium dieser Ex-Sowjetrepubliken unter den Nagel reissen wollen, um das Perserreich wieder auferstehen zu lassen.

Denn nur so gelingt es endlich, was dringend notwendig ist: Das Regime der Statthalterschaft der Gelehrten auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern.

 

*Was uns im Endeffekt zu «Vatanforoosh» (dt:Landesverräter) macht.

P.S. Bevor ich es vergesse: Wenn Ihnen die Schreibe auf meinem Blog gefällt, können Sie ihn auf «Steady» unterstützen. Ich werde den passenden Link unten hinzufügen.

https://steadyhq.com/de/pinkkoshernostra

 

Eine kleine Vorhersage bezüglich des Irans für die nächsten Tage und Wochen.

Geehrte LeserInnen!

Man möchte sich ja nicht selber loben, aber ich vermutete von Anfang an und schrieb in meinem Blog, das „schlecht oder gar nicht gewarteter Luftabwehrsysteme“, des Regimes der Islamischen Republik Iran das ukrainische Flugzeug abgeschossen haben  und nun hat sich mein Verdacht bestätigt: Die Revolutiongarden haben gestanden, was nicht mehr zu leugnen war. Deshalbe wage ich eine weitere kleine Vorhersage bezüglich des Irans zu machen.

Denn, wie ich schon in einem meiner vorherigen Beiträge geschrieben habe, können wir uns auf etwas gefasst machen, nämlich auf Folgendes:

«Und dieses Verhalten des Regimes von Teheran hat weder etwas mit den USA noch mit Trump zu tun, wie der absolut leichtsinige Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs beweist. Denn vermeintliche Trump-Kritiker können nicht erklären, mit was diese Schikanen gegenüber den ukrainischen Behörden von Seiten der Iraner gerechtfertigt sein sollen. Was hat die Ukraine dem Iran getan, dass die Unverschämtheiten von Seiten Teherans gegenüber der Regierung in Kiew legitimiert? Die Antwort lautet: Nichts! Und trotzdem dürfen wir davon ausgehen, dass das Regime zu Teheran auch diese Gelegenheit nutzen wird, um ein vermeintlich schwächeres Land, in diesem Fall die Ukraine, zu schikanieren und zu terrorisieren, und das obwohl die Schuld klar beim Regime von Teheran liegt. Dies ist nicht weiter überraschend, schlicht und ergreifend deshalb, weil dies der Modus operandi des irredentistischen und islamo-faschistischen Regimes von Teheran ist.»

In der «Zeit» vom 11. Januar 2020 bestätigt Martin Gehlen zwar meiner Vorhersage und beschrieb, wie das Regime die ukrainischen Ermittlungen sabotieren:
«Ukrainische Ermittler hatten zuvor in einem Lagebericht Manipulationen der Iraner an der Absturzstelle beklagt. Bulldozer hätten die größeren Kabinenreste bereits weggeschafft und dabei zusätzlich beschädigt, hieß es. Hunderte von Personen, teils in Zivil, teils in Uniform, hätten kleinere Trümmerteile aufgesammelt und weggetragen, ohne dass dies irgendjemand kontrolliert habe. Auch weigere sich der Iran, den Experten aus Kiew die Reste des Cockpits zu zeigen, hieß es in dem Bericht.»

Aber der gleiche Martin Gehlen relativiert diese Fakten und formuliert den frommen Wunsch, wonach dieser Flugzeubabschuss durch die Revolutionsgarden einen parasitäteren Staat im Staate, eben diese Revolitionsgarden schwächen soll. Mir scheint, das Regime-Apologeten im deutschsprachigen Raum nach dem Motto der Jesuiten agieren «Es kann nicht sein, was nicht darf». Und so konstant, aller historischen Fakten und sogar dem gesundenen Menschenverstand zuwider, Agitation für ein unmenschliches Regime betreiben, das sich nicht scheut, im Iran selber Menschen am helllichten Tage an Baukränen aufzuhängen und die Region durch Proxie-Kriege destabilisiert, seine regionalen Nachbarn schikaniert und terrorisiert und immer noch den Juden unter den Staaten, Israel, bedroht, all das aus historisch gewachsenem Grössenwahn und Chauvinismus.

Das Regime der Islamischen Republik wird, wenn es jetzt nicht endlich effektiv sanktioniert wird, weiter machen, wie bisher. Die Tatsache, dass das Henkerregime zu Teheran nicht mehr wie Agha Mohammad Khans Armeen eine ganze Stadt niederbrennen kann, liegt an den fehlenden Ressourcen des Regimes und nicht am mangelnden Willen bei den Verantwortlichen in Teheran. Denn das Regime zu Teheran ist ein gescheitertes Imperium, heute bestenfalls eine Regionalmacht, die sich im Konflikt mit den USA und Israel massiv übernommen hat und deshalb in Teufels Küche ist.

Gerade jetzt ist es deshalb wichtig, das Regime so zu sanktionieren, dass den Machthabern in Teheran der Vertrag von Golestan wie ein Geschenk des Himmels erscheint, denn sonst fühlen sich Ayatollahs und Revolutionsgarden trotz allen Katastrophen, dazu ermutigt, mit ihrer Politik des Exports der sogenannten «Islamischen Revolution», sprich von schiitischem Terrorismus, weiterzumachen, wie bisher. Schon jetzt hört man aus Teheran und von Regime-Apologeten, wie sie den Schwarzen Peter für den Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine den USA zuschieben, trotz der Tatsache, dass die Revolutionsgarden viele Menschenleben riskiert haben, bei ihrem lächerlichen Versuch der Vergeltung für den Terroristen Soleimani, denn wie der «Rat zur Regulierung des Übergangs» berichtete, waren während der Raketenangriffe auf US-Stützpunkte im Iran mindestens acht Passagierflugzeuge im Luftraum des Irans. Somit zeigen die Regime-Apologeten, das sie geistig vollkommen prostituiert sind. Aber das überrascht nicht von Leuten, die bis heute zumindest die sogenannten «Reformisten» innerhalb der Islamischen Republik Iran verteidigen und so dem Regime die Stange halten. Dabei fantasieren sie über einen Aufbruch, der nur in den Köpfen von leichtgläubigen Menschen stattgefunden hat. Stattdessen perfektioniert das Henkerregime zu Teheran weiterhin seine «Guter Cop/Böser Cop»-Masche. All den Fakten zum Trotz, wie zum Beispiel der Tatsache, das unter der Herrschaft des «Reformers» Khatami in den Neunzigerjahren keine echten Fortschritte erzielt wurden, und nach dem «Reformer» Khatami der gestörte Antisemit Ahmadinedschad an die Macht kam, kann man man sich auf eines Verlassen: die Regime-Apologetik im deutschsprachigen Raum.

Dies führt dazu, dass obwohl schon heute die Islamische Republik Iran weltweit führend beim sogenannten «Brain-Drain», der Flucht von talentierten und gebildeten Bevölkerungsschichten, ist und in der Schweiz wie auch in Deutschland iranische Staatsangehörige die viertgrösste Gruppe von Asylsuchenden stellen, können wir uns, sofern es in naher Zukunft keinen Regime-Change gibt, darauf einstellen, das noch mehr Iraner ihr heruntergewirtschaftetes und von einer konstanten Wasserkrise betroffenes Land verlassen werden.

P.S. Bevor ich es vergesse: Wenn Ihnen die Schreibe auf meinem Blog gefällt, können Sie ihn auf «Steady» unterstützen. Ich werde den passenden Link unten hinzufügen.

https://steadyhq.com/de/pinkkoshernostra