Die Todesstrafe und Europa

Geehrte Leserinnen und Leser!

Jetzt da nunmehr feststeht, dass Joe Biden der nächste Präsident der Vereinigten Staaten werden wird, fragt sich unsereiner, wie selbstgerechte europäische Politiker und Politikerinnen und vermeintliche Menschenrechtsaktivisten und -aktivistinnen es handhaben werden, dass an der 1600 Pennsylvania Avenue, im Weissen Haus, nunmehr mit Joseph Robinette Biden jr. ein erklärter Gegner der Todesstrafe sitzt, zu dessen Wahlversprechen unteranderem das Abschaffen der Todesstrafe auf Bundesebene gehörte, während in Belarus seit über 26 Jahren immer noch der gestörte Kolchose-Diktator Alexander Lukaschenko schaltet und waltet, wie es ihm beliebt, und unter ihm immer noch die Todesstrafe vollstreckt wird.

Es ist immer noch ein trauriger Fakt, dass Belarus das letzte Land Europas ist, indem die Todesstrafe noch nicht abgeschafft oder zumindest, wie in Russland, mit einem Moratorium belegt worden ist. Dies führt zu der Tatsache, dass wegen der unmenschlichen und barbarischen Politik des Lukaschenko-Regimes 2009 und 2015 die einzigen Jahre in Europa waren, in denen niemand hingerichtet wurde! Man stelle sich das vor: In Europa wurden letztes Jahr keine zwei Flugstunden von Berlin entfernt Menschen hingerichtet und keinen hat das interessiert. Währenddessen wird jede Hinrichtung in den USA, einer funktionierenden Demokratie und einem funktionierenden Rechtsstaat, in Europa von vielen Medien und Menschenrechtsaktivisten lang und breit kommentiert und auch kritisiert.

Es ist meiner Ansicht nach Heuchelei, wenn man die USA so kritisiert und dabei ignoriert, dass östlich des Bugs*, in Belarus, immer noch Menschen in Friedenszeiten von einem Erschiessungskommando aufgrund fadenscheiniger Begründungen wie «Verschwörung zur Machtergreifung» und «Sabotage» ermordet werden können. Übrigens sitzt die blonde Oppositions-Aktivistin und in Stuttgart ausgebildete Musikerin Maria Kolesnikowa, unteranderem wegen dieser Anschuldigungen nun in Untersuchungshaft in einem KGB-Gefängnis.

Die Todesstrafe ist nicht das einzige Relikt aus Sowjet-Zeiten, dass der Kolchose-Diktator Lukaschenko, der selber ein Relikt der Sowjet-Zeit ist, in Belarus aufrechterhalten hat. Als einziges souveränes Land im post-sowjetischen Raum hat Belarus unter Lukaschenko auch den KGB beibehalten und nie reformiert! In der Ukraine heisst der Sicherheits- und Nachrichtendienst nunmehr SBU und wurde reformiert, die meisten Akten aus Sowjet-Tagen wurden freigegeben zur Einsicht für freie und mündige Bürgerinnen und Bürger und Forscherinnen und Forscher. In Belarus ist, mit Ausnahme von Moskaus Proxys im Donbass und Kaukasus, alles beim alten geblieben. Eben inklusive der Todesstrafe und dem KGB.

Nur, dies kümmert vermeintliche Menschenrechtsaktivisten nicht, die lieber bei funktionierenden Demokratien wie den USA und Israel das Haar in der Suppe suchen und sich an den vermeintlichen Fehlern dieser Staaten abarbeiten, anstatt sich mit einem Regime wie dem des Kolchose-Diktators Lukaschenko rumzuschlagen. Dies hat mit den tiefsitzenden antiamerikanischen und antisemitischen Ressentiments zu tun, die in Europa nunmal Urstände feiern können, egal ob in Washington ein Demokrat oder Republikaner und in Jerusalem in der Knesset die Linke oder Rechte das Sagen hat.

Deshalb ist auch vermeintliche Kritik an den USA oder an Israel prestigeträchtiger als der Kampf gegen das menschenverachtende Lukaschenko-Regime in Belarus, das dieser Tage immer mehr zu einer Karikatur einer Diktatur im post-sowjetischen Raum verkommt. Während seit August die mutigen Bürgerinnen und Bürger in Minsk, Grodno und Gomel gegen das Regime friedlich demonstrieren, agiert der Kolchose-Diktator immer dreister und irrer. Bei den letzten Protesten der Opposition war die Bereitschaftspolizei mit Maschinengewehren anwesend, und das Mitten in Europa, in einem Land zwischen Polen und Russland.

Aber die gleichen Leute, die den USA eine Abkehr von der Demokratie bis hin zu einer Hinwendung zum Faschismus attestiert haben, kümmert es wenig, das bis heute Menschen mitten in Europa immer noch wegen einem irren Diktator der sich seit über 25 Jahren aufgrund von Wahlen, die weder frei noch fair sind, an der Macht halten kann, hingerichtet werden können.

Die Tatsache, dass Lukaschenko und sein Regime endlich, wieder, von der Europäischen Union sanktioniert werden, hat wenig mit den üblichen Verdächtigen, sprich mit vermeintlichen Menschenrechtsaktivisten zu tun, sondern mit den Regierungen in den Baltischen Staaten und in Polen, die noch genau wissen, wie es sich anfühlt ein Satellitenstaat des Kremls zu sein, und deshalb nun alles Menschenmögliche machen, um den Menschen in Belarus zu helfen. Währenddessen demonstriert auch die belarusische Diaspora in deutschen Städten wie Hamburg und Berlin für die Freiheit der Menschen in Belarus.

Darum darf man erwarten, dass wenn die Euphorie über den Sieg von Joe Biden über Donald Trump abgeklungen ist, die gleichen Leute, die heute gegenüber dem Lukaschenko-Regime mit Untätigkeit glänzen, wieder nach einem Defekt bei den Vereinigten Staaten und dem Juden unter den Staaten, Israel, suchen werden. Das ist die Natur der Sache und gleichzeitig so grotesk!

Denn es ist unbeschreiblich traurig und absolut unwürdig, dass auf dem diplomatischen Parkett funktionierende Demokratien wie die USA und Israel regelmässig gegängelt werden wie unmündige und verzogene Kinder, während bei Diktaturen wie Belarus unter Lukaschenko immer noch ein Laissez-faire und Laissez-aller bis zum Geht-nicht-mehr praktiziert wird. Dies ist besonders bizarr bei Regimen wie Belarus unter Lukaschenko, deren Potentaten ausserhalb ihrer Gefilde über keinerlei Macht verfügen und deshalb zu Karikaturen ihrer selbst werden.

Es wäre deshalb meiner Ansicht nach zu wünschen, dass diese groteske Liebedienerei und Anbiederung an totalitäre Regime, gerade an der Aussengrenze Europas, endlich aufhört. Denn elementare Menschen- und Bürgerrechte stehen allen Menschen zu, auch jenen Menschen, die nicht das grosse Glück haben, in Staaten wie Kanada, den USA und den Ländern im Schengenraum zu leben. Auch wäre es zu wünschen, dass vermeintliche Menschenrechtler endlich aufhören, einem Schulhof-Rowdy gleich funktionierende Demokratien zu schikanieren und schlecht zu machen.

Die Tatsache, dass ich diese Zeilen schreiben muss, zeigt für mich hingegen, dass mein frommer Wunsch unerhört bleiben wird und der von mir hier beschriebene Personenkreis sich weiterhin an «leichten Zielen» sprich demokratischen Rechtsstaaten abarbeiten wird. Dies ist meiner Meinung nach eine zeitgenössische Unsitte, die von Kulturrelativismus befeuert wird und dazu führt, dass sogenannte «Social Justice Warriors» in westlichen Staaten zur Plage werden, währenddessen das Fehlen von elementaren Menschen- und Bürgerrechten ausserhalb dieser Sphäre ignoriert wird. Somit verrottet Aktivismus und Engagement für Menschen- und Bürgerrechte immer mehr zu einer Farce, von der am Ende nur abgehalfterte Autokraten vom Kaliber eines Alexander Lukaschenko profitieren. Was eine Tragödie sondergleichen ist, denn gerade dieser Menschenschlag sollte davon ja nicht profitieren. Somit wäre es nunmehr zu wünschen, dass die mutigen Bürgerinnen und Bürger in Belarus das Glück auf ihrer Seite haben und es schaffen werden, den Kolchose-Diktator zu vertreiben. Damit in Europa im 21. Jahrhundert niemand mehr legal hingerichtet werden kann.

*Der Bug ist ein Fluss in Polen, der Ukraine und Belarus, der traditionell Grenze zwischen den Katholiken im Westen und den orthodoxen Christen im Osten war.

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Warum man nicht mehr Weissrussland und Grusien sagen sollte

Geehrte LeserInnen!

Als jemand, der Wurzeln im post-sowjetischen Raum hat, fällt mir auf, wie viele vermeintlich Intellektuelle, besonders solche die sich links der Mitte sehen oder sonst russophil sind, immer noch die beiden Staaten Belarus und Georgien als Weissrussland und Grusien bezeichnen.

Das ist nicht nur nicht länger politisch korrekt, es ist schlicht falsch, weil die Namen auf der staatlich verordneten «Russifizierung» beruhen, die zuerst vom Zarenreich und dann von der Sowjetunion praktiziert wurde und vom russischen Chauvinismus angetrieben wird. Nun, da sowohl Belarus wie auch Georgien die wohlverdiente und blutig erkämpfte Unabhängigkeit erlangt haben und die Sowjetunion auf der Müllhalde der Geschichte ihre ewige Ruhestätte gefunden hat, sollte man die Staaten, die einst von Moskaus Herrschern okkupiert waren, in ihrer Souveränität respektieren, und dazu gehört es auch, die Namen für diese Staaten zu verwenden, die nicht von fremden Fürsten und Partei-Apparatschiki erdacht und verwendet wurden, sondern Namen, die tatsächlich von den Bürgerinnen und Bürgern dieser Staaten verwendet werden.

Im Fall von Georgien und Belarus sind dies nun mal Georgien und Belarus. Zum Beispiel lautet der offizielle Name von Georgien auf Georgisch «Saqartsvelos Respublika» und das englische Exonym, der Fremdname, der von Georgierinnen und Georgiern am meisten akzeptiert wird, wäre das «Republic of Georgia», zu Deutsch «Republik von Georgien», weil der Heilige Georg als einer der Schutzpatrone von Georgien gilt. Der russische Name für Georgien stammt von einer falschen Übersetzung der georgischen Provinz Guria, zu Deutsch Gurien. Daraus machten zaristische Beamte im 18. Jahrhundert «Gruzia». Dies wurde dann später von russophilen Deutschsprachigen zu «Grusien» eingedeutscht und vor allem in der DDR als Name für Georgien verwendet. Sprich Grusien für Georgien zu verwenden, ist nicht nur Anbiederung an russische Chauvinisten, es ist auch nachweislich falsch. Denn der korrekte Name für die Provinz lautet «Guria»/»Gurien» und für den Staat Georgien.

Bei Belarus ist die Sache ein bisschen komplizierter, weil ich hier erklären muss, was der Name «Rus» ursprünglich bedeutet hat, bevor mich die russophilen Deutschsprachigen und die russischen Chauvinisten mit Mistgabeln und Fackeln aufspüren können. Denn es ist den meisten Menschen klar, dass der Name «Belarus» nichts weiter als «weisse Rus» bedeutet. Aber da der Name «Rus» ursprünglich nichts mit Russland zu tun hatte, sondern Union oder Staatenbund bedeutet, wie zum Beispiel bei der Kiewer Rus, ist es falsch, Belarus als «Weissrussland» zu bezeichnen. Es ist nicht nur falsch, es ist auch ein Kotau an den derzeit von Moskau propagierten russischen Chauvinismus, der zu allem Übel auch noch ein Gross-Russland herbeizufantasieren versucht. Ein Gross-Russland, indem nicht-slawische, nicht-christlich-orthodoxe Menschen bestenfalls Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse wären. Wenn Sie mir das nicht glauben, können Sie gerne die Geschichte von Albert Razin nachlesen, einem udmurtischen Aktivisten, der sich selbst verbrannt hat, als Form des Protests gegen die Russifizierung, die bis heute noch von den Herrschern im Kreml vorangetrieben wird.

Aber zurück zu Belarus, liebe Leserinnen und Leser, denn nun sollte auch Ihnen klar sein, dass der Name «Belarus» nicht «Weissrussland», sondern auf Deutsch übersetzt eher «weisse Union» bedeutet, denn wenn man «Weissrussland» sagen wollen würde, müsste man auf Russisch «Belaya Rossiya» sagen. Darum sollte man heute den Namen «Belarus» verwenden, auch um die mutigen belarusischen Demonstrantinnen und Demonstranten zu ehren, die seit über sechs Wochen schon gegen die Herrschaft des Kolchose-Diktators und Moskaus Statthalter, Alexander Lukaschenko, demonstrieren. Diese Demonstrantinnen und Demonstranten lassen sich nicht mal davon abschrecken, dass Belarus das letzte Land Europas ist, indem die Todesstrafe noch vollstreckt und nicht mit einem Moratorium belegt oder abgeschafft worden ist und sie deshalb zum Tode verurteilt werden könnten.

Zu guter Letzt möchte ich daran erinnern, dass Namen eine Bedeutung haben und natürlich auch eine Form der Wertschätzung und des Respekts, oder ein Fehlen eben dieser, ausdrücken können. So wie man heute die Hauptstadt Sloweniens nicht mehr Laibach, sondern Ljubljana, und die Hauptstadt der Slowakei nicht mehr Pressburg, sondern Bratislava nennt, so sollte man auch Belarus und Georgien als Belarus und Georgien benennen, und nicht mit Namen hantieren, die von russischen Chauvinisten erdacht und verwendet wurden und werden. Aus Respekt gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern von Belarus und Georgien.