Für was ich Deutschland dankbar sein muss!

Geehrte LeserInnen!

Der heutige Text ist wieder ein Quickie, denn ich muss mir was von der Seele schreiben. Vor Kurzem schrieb ich bei Facebook unter das Erlebnis eines Freundes, der in Deutschland beschimpft wurde, weil er mit seiner Frau Türkisch sprach, wie ich einmal beschimpft wurde, als ich am Telefon mit jemandem auf Georgisch sprach und mir gesagt wurde, dass ich zurück nach Syrien soll. Offensichtlich war in meinem Fall die Person, die mich beschimpft hat, nicht nur rassistisch, sondern auch dumm, denn sie verwechselte Georgisch mit Arabisch. Auch geschah mein Fall in Zürich, das heisst in der Schweiz, und nicht in Deutschland.

Die Reaktionen auf meinen Kommentar zum Erlebnis meines Bekannten waren, nun ja, grotesk. Denn es fühlten sich ein paar Deutsche bemüssigt mir persönlich zu schreiben, dass ich «undankbar», als eine «Scheiss-Asylantin nach Deutschland gekommen sei», «Fremdenfeindlichkeit heranzüchten würde» eine «Drecks-Fotze» und noch einiges mehr sei.

Das ist gelinde gesagt bizarr, denn nicht nur bin keine Deutsche und habe einen Migrationshintergrund im ehemaligen Ostblock, ich lebe nicht mal in Deutschland. Es wird Sie überraschen, wenn Sie meine Schreibe nicht schon länger lesen, aber ich lebe und wurde in der Schweiz geboren und mein Vater war Schweizer, er ist vor einigen Jahren an einer Krebserkrankung verstorben. Meine ukrainisch-jüdischen und georgischen Wurzeln habe ich durch meine Mutter. Darum schreibe ich auf Deutsch und so viel über Ost-Europa.

Aber zurück zu meiner fehlenden Dankbarkeit gegenüber Deutschland. Für was muss ich eigentlich Deutschland dankbar sein? Dafür, dass Deutsche den Genozid an meinem Volk durchgeführt haben? Dafür das in Deutschland immer noch rund um die Uhr jüdische Einrichtungen wie Synagogen und jüdische Kindergärten und Schulen bewacht werden müssen? Und wenn diese nicht bewacht werden, dann kommen Antisemiten wie Stephan Baillet, die uns am heiligsten Tag im jüdischen Kalender meucheln wollen. Schulde ich dafür Deutschland Dankbarkeit?

Oder bin ich Deutschland zu Dank verpflichtet, weil deutsche Institutionen heute das antisemitische Regime von Teheran hofieren, während man den Juden unter den Staaten, Israel, stiefmütterlich behandelt? Oder muss ich dafür dankbar sein beschimpft zu werden, weil ausgehend ich von einem Erlebnis eines Bekannten davon erzählt habe, was mir in der Schweiz (!) passiert ist?

Ich sage Ihnen mal was: Ich muss Deutschland nicht dankbar sein. Was ich tun muss, wenn ich deutschen Boden betrete, wenn ich zum Beispiel meine Freunde in Berlin besuchen will, ist, mich an die Gesetze in Deutschland zu halten. Das ist schon alles.

Und ich drehe jetzt mal den Spiess um: Deutschland kann mir gegenüber dankbar sein, denn wenn ich nach Deutschland fahre, dann halte ich mich nicht nur an die Gesetze dort, ich gebe auch Geld aus und kaufe zum Beispiel Fruchtgummi von «Katjes» (der ist in der Schweiz schwer zu finden) und für Kosmetikprodukte, ich esse in Restaurants und helfe so der Wirtschaft in Deutschland. Das heisst Deutschland sollte mir zumindest ein bisschen dankbar sein. Denn egal, was Deutschland meinem Volk angetan hat, ich gebe in Deutschland Geld aus und verübe keine Terroranschläge, im Gegensatz zu gewissen gescheiterten und moralisch total verkommenen Existenzen. Wenn ich Deutschland besuche, gefährde ich es nicht. Im Gegensatz zu anderen.

Diese Arroganz und auch das Anspruchsdenken, wonach wir gefälligst Dankbarkeit zu zeigen haben, komme was wolle, von Deutschen mir gegenüber und auch meinem türkischstämmigen Bekannten ist demzufolge nicht nur rassistisch, sondern auch absolut unverschämt und durch nichts zu rechtfertigen.

Diese Situation zeigt noch etwas Anderes: Nämlich den deutschen Chauvinismus gegenüber allem, was nicht blond, blauäugig und arisch ist. Und nein, das hat nichts mit Islamkritik oder Angst vor Terrorismus zu tun, sondern schlicht mit der Auffassung, dass man ein Übermensch ist und das Gegenüber, bestenfalls, ein Mensch zweiter Klasse. Damit sind deutsche Chauvinisten ideologisch nahe am Henkerregime zu Teheran. Auch die Ayatollahs und Pasdaran (dt.Revolutionsgarden) sehen alle nicht arischen Nicht-Schiiten als Untermenschen an.

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Was Philipp Ruch und Andrzej Duda gemeinsam haben.

Geehrte LeserInnen!

Es wird Sie sicher überraschen, doch meiner Ansicht nach, haben der Präsident von Polen, der katholische Rechtspopulist Andrzej Duda, und der «radikal humanistische» Aktionskünstler Philipp Ruch vom sogenannten «Zentrum für politische Schönheit» etwas gemeinsam: einen bizarren Opferneid gegenüber Juden. Anders kann ich mir deren Verhalten sonst nicht erklären.

Aber lassen Sie mich das erörtern, das, in meinen Augen mehr als groteske Verhalten sowohl des polnischen Präsidenten wie auch Herrn Ruch,  das beide in letzter Zeit an den Tag legten, als es um den Holocaust ging.

Was sich Philipp Ruch mit seinem «Zentrum für politische Schönheit» in Bezug auf Holocaustgedenken und die Würde der Opfer und von uns Juden allgemeinen geleistet hat, passt auf keine Kuhhaut mehr. Zuerst die ganze Affäre um die Stele und die Überreste der Ermordeten und dann das mehr als befremdliche Interview mit dem «Tagesspiegel», in dem er seine für uns demütigende Aktion verteidigt hat. Es erwartet niemand von Herrn Ruch, dass er das «Zentrum für politische Schönheit» zu einem Häkelverein umbaut, aber etwas Anstand gegenüber Holocaust-Opfern und uns Juden wäre angebracht. Denn ja, der Holocaust geht uns alle an, aber nicht alle sind und waren vom Holocaust gleich betroffen.

Ins gleiche Horn bläst der Präsident von Polen, Andrzej Duda, der aufgrund der Tatsache, dass er bei der Holocaust-Gedenkfeier zur Befreiung von Auschwitz am 23. Januar in Yad Vashem keine Rede halten darf, der Veranstaltung gleich ganz weg bleibt. Auch hier: Ja, mir ist bewusst, dass die Polen auch unter der deutschen Besatzung gelitten haben,das streite ich gar nicht ab, aber das Ziel des Holocausts war die Auslöschung des jüdischen Volkes und nicht des polnischen Volkes, deshalb starben die polnischen Juden in Auschwitz nicht, weil sie damals polnische Staatsbürger waren, sondern weil sie Juden gewesen sind. Und was Putins Auftritt dort angeht: Russland unter Putin zieht seit Jahren die gleiche Show ab, doch als noch die Bürgerplattform die Regierung gestellt hat, hat das offizielle Polen noch souveräner reagiert. Heute benimmt sich Andrzej Duda wie ein Elefant im Porzellanladen und düpiert so Israel und uns Juden. Aber der PiS-Regierung ist es nicht genug, Juden zu düpieren, nein, man geht noch weiter und sucht nun auch die Konfrontation mit den USA wegen einem Gesetz, das der amerikanische Senat verabschiedet hat und in dem es um die Restitution von jüdischem Vermögen geht, das sich Nicht-Juden während der Nazi-Zeit angegeignet haben. Die Art und Weise, wie sowohl Andrzej Duda wie auch Mateusz Morawiecki auf dieses Gesetz, auch bekannt als JUST/Justice for Uncompensated Survivors Today, reagieren, lässt einen erschaudern.

Dies lässt mich zu dem Schluss kommen, dass sowohl Philipp Ruch wie auch Andrzej Duda aufgrund eines tiefsitzenden Opferneids und damit einhergehenden antisemitischen Ressentiments uns Juden nichts gönnen, weder den Dreck unter unseren Fingernägeln noch würdiges Gedenken. Und das haben diese beiden Herren gemeinsam. Mir ist bewusst, dass dies den beiden Herren, wie auch ihren Anhängern egal ist, aber mir als Jüdin ist diese Tatsache nicht egal und ich betrachte solche Entwicklungen mit Sorge.

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