Das Henkerregime zu Teheran droht (mal) wieder

Nichts Neues im Mittleren Osten. Am 09. Mai 2019 berichtete die in London ansässige exil-iranische Nachrichtenseite «Iran International», dass der stellvertretende Aussenminister des Henkerregimes, Abbas Araghchi, alles andere als zurückhaltend damit gedroht hat, dass die sogenannte Islamische Republik die afghanischen Immigranten/ Flüchtlinge ausweisen wird, wenn die amerikanische Regierung die Sanktionen gegen das Regime nicht aufhebet. Über 800 000 afghanische Staatsbürger wurden vom Regime schon herausgeekelt.

Da Afghanistan ein von Bürgerkrieg, islamistischem Terrorismus und Tribalismus zerrissenes Land ist und die Zentralregierung in Kabul nicht über die militärische Kontrolle über alle Landesteile verfügt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass betroffenen Afghanen nach Afghanistan zurückkehren werden. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie sich der afghanischen Diaspora in Westeuropa und in Nordamerika anschliessen werden. Was verständlich ist, denn in Afghanistan würde auch ich nicht leben wollen. Die Migration von Afghanen könnte zu einem wirtschaftlichen und sozialen Problem werden, da viele von ihnen, bestenfalls, nur mit dem persisch-arabische Alphabet alphabetisiert sind und über wenig bis gar keine Schulbildung verfügen. Diese Menschen quasi in einem Crashkurs für die Wirtschaft 4.0 auszubilden ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Da der Iran von einem verbrecherischen Regime regiert wird, das gewöhnlichen Wegelagerern die Schamesröte ins Gesicht treiben würde, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die derzeitige Regierung die Misere ihres Nachbarlandes, Afghanistan, kaltblütig ausnutzt, um damit die Welt zu erpressen. Angesichts der Sanktionen der amerikanischen Regierung, die dem Regime von Teheran den Ölhahn und damit den Geldhahn zudreht, greift das Regime zu bewährten Mitteln, die in halbwegs zivilisierten Staaten eher im Bereich der organisierten Kriminalität zu verorten wären, nämlich Erpressung, Drohung, Drogenhandel und (versuchtem) Mord.

Letzteres zeigt der Fall um den mörderischen «Diplomaten» Assadollah Assadi, der an einer Autobahnraststätte in Deutschland verhaftet wurde, weil er versucht hatte einen Mordanschlag auf Exiliraner in Villepinte, bei Paris, zu organisieren. Der Versuch scheiterte, und nun sitzt Assadollah Assadi in Untersuchungshaft, weil er angeklagt wurde wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und Verabredung zum Mord. Das sind keine Kleinigkeiten!

Auch der Bombenanschlag auf das AMIA-Gebäude 1994, das schlimmste Attentat in der Geschichte Argentiniens und dem grössten Massenmord an Juden nach dem zweiten Weltkrieg, war keine Kleinigkeit. Trotzdem gab man damals dem Regime einen Freipass und ermunterte es damit zum Weitermachen beim Export der «Islamischen Revolution», d.h. Terror gegen Exiliraner, Juden und andere, vermeintlich, westliche Ziele, wie beim Anschlag von Burgas in Bulgarien, bei dem neben den Attentätern, fünf israelische Touristen und der bulgarischen Busfahrer sterben mussten.

Der Versuch eines «kritischen Dialogs» von Seiten europäischer Diplomaten, fruchtet beim Henkerregime zu Teheran nicht, da es nur eine Sprache versteht: die der harten Hand. Der «Wandel durch Annäherung» funktioniert bei Despoten, wie den Mullahs nicht, die jegliche Diplomatie und Dialoge als Schwäche des Westens wahrnehmen und dementsprechend handeln. Denn nicht nur drohen die Mullahs mit einer afghanischen Migrationswelle, sondern auch damit den sogenannten «Iran-Deal» zu kündigen. Der, offen gesagt schon von vornherein eine Totgeburt war. An dieser Totgeburt hat man aber jahrelang festgehalten und nun kündigt das Regime den «Iran-Deal» schamlos. Gerade auch dieses Vorgehen zeigt mir, dass man nur mit Sanktionen und Härte arbeiten kann, da das Regime inzwischen nicht nur die eigenen Staatsbürger als Geiseln genommen hat, und nicht davor zurückschreckt, Ausländer als Geiseln zu nehmen, sondern wie oben bereits erwähnt seinen Terror über die Grenzen, in den Nahen- und Mittleren Osten, aber auch nach Süd-Amerika und Europa exportiert und so eine tatsächliche Drohung für jüdisches Leben in Israel und in der Diaspora schafft.

Dies ist deshalb auch möglich, weil die iranische, antiklerikale Opposition daran scheitert eine tatsächliche Alternative zum Regime zu sein. Dieses Versagen der Opposition hat sich in einer nunmehr vierzigjährigen Terrorherrschaft manifestiert. Das Regime dagegen, das aus Imperialisten unter der Maske von Revolutionären besteht, die ihre chauvinistische Ideologie auch exportieren können, ist eine echte Gefahr für die Sicherheit der Welt.

40 Jahre Islamische Republik- 40 Jahre Versagen der antiklerikalen Opposition

2019 feierte das Regime der sogenannten Islamischen Republik ihr vierzigjähriges Bestehen. Zeit einen Blick darauf zu werfen, warum dieses menschenfeindliche Regime dieses Jubiläum überhaupt feiern konnte. 2019 war auch ein Jahr in dem im Iran zahlreiche Proteste stattfanden und es zu einer riesigen Flut, nach jahrelangen Dürren, kam. Die Flut 2019, diese menschen- vor allem von den Revolutionsgarden, gemachte Katastrophe, die den Iran heimsuchte und in gewissen Provinzen schlimmere Auswirkungen hatte, als der Iran-Irak-Krieg, konnte das Regime nicht wegspülen. Trotz der schrecklichen Nachwirkungen, die dem offensichtlichen Missmanagement des Hemkerregimes zu Teheran geschuldet sind.

Tatsächlich könnte das Regime sogar von dieser Flut profitieren. Ein Beispiel: Seit der Flut und der anschliessenden humanitären Katastrophe quakt das Sprachrohr des Regimes, Javad Zarif, unermüdlich und auf allen möglichen Kanälen, dass man doch die Sanktionen gegen das Regime aufheben solle, um den Flutopfern zu helfen. Trotz der Tatsache, dass das Internationale Komitee des Roten Kreuzes sicherstellte, dass Hilfslieferungen nie von den Sanktionen betroffen waren. Dies hindert natürlich das Regime nicht daran weiterhin mit Unwahrheiten Agitation zu betreiben und so leichtgläubige Menschen zu beeinflussen, da die Sanktionen, primär die Sanktionen, welche die Revolutionsgarden (IRGC) betreffen, das Regime tatsächlich bedrohen. Des Weiteren, hat durch die Flut, das Regime eine Entschuldigung dafür, dass die libanesische Hisbollah und andere schiitische «Milizen» nun im Iran stationiert. Diese können nämlich auch bei Unruhen im Iran zum Einsatz kommen.

Die sogenannte antiklerikale Opposition ist hingegen derzeit keine echte Alternative zum Regime und hält dieses, durch eigene Unfähigkeit, am Leben. Ich nehme mir die Freiheit, ein paar Gründe aufzuzählen, warum das Henkerregime zu Teheran, welches keine demokratische oder moralische Legitimität hat, um über den Iran zu herrschen, immer noch da ist:

– Wegen der Präsenz der Revolutionsgarden/Pasdaran und der paramilitärischen Basiji. Die Revolutionsgarden kontrollieren über 60% der iranischen Wirtschaft mit Scheinfirmen wie «Khatam Ghorb», insbesondere den äusserst profitablen Bausektor, durch den sie schmutziges Geld (aus Drogenhandel etc.) waschen.

– Aufgrund des Märtyrerkults um Mossadegh, der immer noch unter zahlreichen säkularen Iranern verbreitet ist. Für diese ist der entmachtete Premierminister ein säkulares Substitut für den Ali und den Hossein der Schiiten. Mit der Entmachtung Mossadeghs entschuldigen diese Iraner bis heute den erbärmlichen Zustand in dem der Iran durch die Existenz der Islamischen Republik ist. Damit ignorieren sie die Tatsache, dass Länder wie Ungarn, die Tschechoslowakei und Georgien nicht nur die Entmachtung, sondern im Fall von Nagy (Ungarn) und Gamsakhurdia (Georgien), auch die Ermordung, durch die Sowjets, hinnehmen mussten. Trotzdem werden weder in Budapest, noch in Prag, noch in Bratislava oder in Tbilisi, Menschen am helllichten Tage an Baukränen aufgehängt.

– Durch die Tatsache, dass viele Leute den Iran verlassen, so eine Abstimmung gewissermassen mit den Füssen machen und dadurch, unbewusst, Druck vom Regime nehmen. Denn so hat das Regime im Iran weniger Mäuler zu stopfen und muss weniger Angst haben, dass irgendwelche „Desperados“ es herausfordern könnten. Und in der persischen Diaspora schafft die Opposition es kaum, die Neuankömmlinge zu mobilisieren, damit sich diese, zumindest ausserhalb des Iran, gegen das Regime engagieren. Dies nötigt Nicht-Iraner quasi dazu sich gegen das Regime der sogenannten Islamischen Republik zu engagieren, da es sich bei der Islamischen Republik nicht um die gewöhnliche Diktatur einer Bananenrepublik handelt, sondern um Islamisten, die von genozidalem Wahn und chauvinistischem Irredentismus angetrieben werden.

– Durch die absolute Unfähigkeit der iranischen Opposition im Westen, die nicht davon profitiert, das sowohl in der Schweiz, wie auch in Deutschland iranische Staatsbürger zu der viertgrössten Gruppe der Asylsuchenden gehören. Stattdessen muss ich mir von iranischen Oppositionellen Beschimpfungen und Morddrohungen gefallen lassen. Generell ist der persische Chauvinismus innerhalb der iranischen Opposition ein grosses Problem. Wie auch schon der iranische Journalist Ramin Ghavami in seinem Beitrag in «Fair Observer» schrieb, werden ethnische Minderheiten des Iran von zwei Seiten angegriffen, nämlich auf der einen Seite vom Henkerregime zu Teheran und auf der anderen Seite von iranischen Nationalisten innerhalb der Opposition, die in den nicht-persischen Bürgern des Iran, bestenfalls, Bürger zweiter Klasse sehen. Es hilft auch nicht, dass viele persische Iraner, sowohl Anhänger des Regimes, wie auch Oppositionelle, Geiseln ihres ureigenen Grössenwahnes sind und darum das grosspersische Reiche wieder auferstehen lassen wollen. Der Irredentismus, die kaum beachtete Plage, die den Iran fest in seinem Griff hat und vom persischen Chauvinismus und der revisionistischen Mythenbildung innerhalb der persisch-iranischen Diaspora angetrieben wird. Dieser Irredentismus ist es auch, der den Iran, von Afghanistan unterscheidet. Der Iran und Afghanistan haben viel gemeinsam, beides sind Staaten im Mittleren Osten mit einer persischsprachigen Mehrheitsbevölkerung und einer islamisch geprägten Kultur. Aber Afghanistan wird vom Tribalismus heimgesucht, während der Iran die Geisel des Islamismus und des bisher, eher wenig beachteten Irredentismus ist. Dazu muss ich anmerken, dass ich vollkommen verstehen kann, wie Iraner in Scharen aus der Islamischen Republik flüchten, wie der österreichische «Kurier» am 16.04. 2019 berichtet hat. Was ich aber inakzeptabel finde, ist wenn Iraner in der Diaspora die Super-Patrioten mimen und mich beschimpfen, mir mit Mord und Totschlag drohen und mir sagen, dass ich, weil ich kaukasischer Herkunft (also um genau zu sein georgisch-mingrelischer Herkunft) bin, mein einziges Recht in diesem Leben sei für den Iran zu sterben und, weil ich dies offensichtlich nicht getan habe, schuldig am «Genozid an Ariern» bin . Wenn oppositionelle Gruppierungen wie «Farshgard» den Islamismus und Kommunismus als menschenverachtende Ideologien ausmachen und deshalb Islamisten und Kommunisten ausschliessen, aber Imperialismus und Irredentismus ignorieren, trotz der Tatsache, dass das Regime der Islamischen Republik Iran, in Ländern wie Syrien und dem Iran, eben aufgrund von Imperialismus und Irredentismus, den Feudalherren gibt, ist dies meiner Ansicht nach grob fahrlässig.

Während so genannte SJW im angelsächsischen Raum und in Europa immer mehr zu einer Plage werden, müssen Staaten wie die Türkei unter dem AKP-Regime, Russland und der Iran, ob mit oder ohne Mullahregime, dringend kritisch ihre eigene Geschichte hinterfragen. Solange dies nicht getan wird, bleiben die oben genannten Staaten anfällig für Ideologien, wie Chauvinismus, Irredentismus und dergleichen, die am Ende nicht nur die eigene Bevölkerung bedrohen. Wie ich schon in «Freiheit ist keine Metapher» (…)  geschrieben habe, teilen sich Erdogans Türkei, das Russland des KGB-Zwergs und die «Republik» der Mullahs Syrien nach Feudalherrenmanier auf, so wie ihre Vorfahren einst den Kaukasus untereinander aufgeteilt haben. Dies ist nicht weiter überraschend für Staaten mit einer kolonialen Vergangenheit, die ihre eigene Geschichte nicht aufgearbeitet haben. Und genau da muss die antiklerikale Opposition im Hier und Heute ansetzen und nicht aus den Ruinen von Persepolis Luftschlösser für ein künftiges, grosspersisches Reich, egal unter welchem Banner, zu errichten. Zumal dies ein Fortführen einer feudalen Politik wäre, die sowohl unter den Schahs, wie auch unter dem Mullahregime gescheitert ist. Jahrhundertelang war im Iran der schiitisch-islamisch, persischsprachige Mann an den Schalthebeln der Macht, während Frauen und besonders nicht-muslimische und nicht-iranische Minderheiten, bestenfalls geduldete Bürger zweiter Klasse waren. Nach der islamischen Revolution von 1979 gab es eine Verschiebung zu Gunsten der islamischen Identität auf Kosten der persischen Identität. Nun, von Seiten der antiklerikalen Opposition, die Wiedererrichtung eines grosspersischen Reiches, das auf den zwei Säulen, Monarchie und Arianismus, fusst, ist ein Fall in die Regression von Seiten der antiklerikalen Opposition.

Denn die Errichtung eines solchen grosspersischen Reiches, wie es in den Kreisen von exiliranischen Irrdentisten auch «iranischer, kultureller Kontinent» und «iranische Konföderation» genannt, sich vorgestellt wird, ist vollkommen unrealistisch. Es ist auch absolut demütigend gegenüber der nicht-iranischen Bevölkerung im Kaukasus und in Zentralasien und beruht auf einer faktenresistenten Mythenbildung von iranischer Seite. Denn es hat NIE einen sogenannten «iranischen, kulturellen Kontinent» gegeben. Selbst während der Herrschaft der Sassaniden war der Kaukasus Heimat verschiedener ethnischer und religiöser Gruppierungen, von denen die Proto-Kartvelier, die Vorfahren der heutigen Georgier, eine der grössten Gruppen war. Dies alles bringt mich zum Schluss, dass, solange die exiliranische, antiklerikale Opposition daran festhält an sechs Tagen der Woche die Auferstehung des grosspersischen Reiches herbeizusehnen und am siebten Tag die Existenz der Islamischen Republik zu beklagen, das Henkerregime  nichts zu befürchten hat und schon seinen nächsten Geburtstag planen kann. So lange ein signifikanter Teil der iranischen Opposition Zuflucht im Exil und Trost in grössenwahnsinnigen Träumen findet und Zentral- und Teile Kleinasiens plus den Kaukasus als integralen Teil des Iran betrachten und Kaukasier als Untertanen, welche iranischen Interessen zu dienen haben, muss sich die Welt, durch Sanktionen und notfalls durch militärische Mittel, auf ein Fortbestehen der Diktatur der Mullahs einstellen.

Für die Iraner, für die ich wegen meiner Meinung und meiner Herkunft nun endgültig zum Paria wurde und die deshalb in mir einen «Aniran», eine «dirty Gorji», eine «dirty Tork», eine «Gendeh», eine «Vatanforoosh» und ein «descendant of Zahak» sehen, habe ich eine Möglichkeit im Angebot, wie sie sich rehabilitieren können: In dem sie endlich das Regime der Statthalterschaft der Gelehrten auf den Müllhaufen der Geschichte befördern und sich den historischen Leichen im Keller stellen.