Eine Replik auf die „Kolumne Habibitus: Deutsche, schafft euch ab!“

Liebe Ladies und Fellas

Vor einigen Tagen schrieb ich über die bizarre Debatte um islamische Fest- und Feiertage in Deutschland und Europa. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht die Kolumne „Habibitus: Deutsche, schafft euch ab!“ von Hengameh Yaghoobifarah gelesen. Als ich dies vor einigen Stunden getan habe, wurde ich fast vom Schlag getroffen. Mit dieser Kolumne erweist Hengmaneh Yaghoobifarah allen nicht-christlichen Menschen mit Migrationshintergrund einen Bärendienst!!! Nochmals zum mitschreiben, bevor mich ein LGBTI-Subjekt aus dem Land der Arier versucht als Kartoffel oder sonstwas zu beschimpfen: Ich bin keine Deutsche, lebe auch nicht in Deutschland, bin weder Christin noch Muslima, sondern eine bisexuelle Jüdin mit Migrationshintergrund.

Genau wegen meinem Hintergrund, wegen meiner Geschichte, finde ich Subjekte wie Hengameh Yaghoobifarah so widerlich. H.Y. definiert sich als queer, aber anstatt ihre vorhandenen Ressourcen dazu zu nutzen die Rechte von LGBTI- und anderen Minderheiten im Land ihrer Vorfahren, dem Iran, zu stärken, beschimpft sie lieber Menschen, die aus diesen oder jenen Gründen gegen islamische Feiertage in Deutschland und/ oder Europa sind.

In der Islamischen Republik Iran werden queere Menschen an Baukränen aufgehängt, aber das kümmert Hengameh Yaghoobifarah nicht. Sie strahlt den Geist der regressiven Linken mit der einhergehenden Selbstgerechtigkeit aus, dabei sollte sie sich lieber in Demut üben und Geschichte lernen, anstatt an ihrem Opfermythos zu basteln. Denn Hengameh Yaghoobifarah hat iranische Wurzeln und der Iran ist der Rechtsnachfolger der persischen Imperien und wie historisch versierte Menschen wissen, wurde die Glorie der Perserreiche, besonders unter den Safaviden und Qajaren mit dem Blut der Völker des Kaukasus geschrieben. Im Jahre 1225 fiel Jalal ad Din in Tblisi/ Georgien ein und massakrierte jene Georgier, welche nicht bereit waren über ihre Ikonen zu laufen* und zum Islam zu konvertieren. Chronisten nach starben hunderttausende Georgier, weil sie sich weigerten dem Aufruf der Konversion Folge zu leisten. Nach dem Aufstand von Bakhtrioni, im Jahre 1659, massakrierten die persischen Invasoren georgische Zivilisten und Rebellen gleichermassen und verschleppten Tausende von Menschen, als Sklaven, nach Isfahan, wo die Georgier die Allahverdie-Khan-Brücke bauen mussten. Die Todesstrafe und Sklaverei wurde in Georgien im 12. Jahrhundert unter Königin Tamar abgeschafft. Persische Invasoren brachten die Sklaverei und den Tod zurück nach Georgien. Mehr Imperialismus und Chauvinismus geht kaum!!!

Als Jüdin finde ich es widerlich, wenn man wegen Petitessen an einem Opfermythos rumbastelt, als Georgierin finde ich, das Hengameh Yaghoobifarah zuerst die Geschichte ihrer eigenen Heimat aufarbeiten muss, bevor sie andere Leute mit verbalem Dreck bewirft und als bisexuelle Frau, ist es meine Ansicht, das die Leben von LGBTI-Menschen in der Islamischen Republik Iran mehr Aufmerksamkeit bedurfen, denn ob man Eid Al-Ghorban in Deutschland oder sonstwo feiern soll. Aber hey, im Gegensatz zu Hengameh Yaghoobifarah liegen mir die Rechte von LGBTI und Frauen am Herzen.

 

*So wie heute, in der islamischen Republik israelische und amerikanische Flaggen als „Fussabtreter“ fungieren, so benutzte Jalal ad Din orthodoxe Ikonen als „Fussabtreter“, um die Einwohner von Tblisi zu demütigen und sie zur Konversion zu zwingen.

Meine Gedanken zur Debatte um islamische Fest- & Feiertage in Deutschland

Liebe Ladies und Fellas

Seit der scheidende, deutsche Innenminister Thomas de Maizère die Debatte um islamische Fest- und Feiertage angestossen hat, scheint es in den Kommentarspalten vieler Medien überzukochen.

Trotzdem kann ich nicht anders, als auch hier meinen Senf dazuzugeben. Dazu fühle ich mich befugt, weil ich weder Deutsche noch Christin noch Muslima bin und deshalb wahrscheinlich eher zu einer objektiven Meinung fähig bin. Auch wenn gewisse Menschen mich schon als „islamophobe Fotze“ betitelt haben, weil ich das Opferfest/ Eid Al-Ghorban nicht feiern will, weil für uns Juden Isaak & nicht Ismael der Nachfolger von Abraham ist.

Wie gesagt, bin ich weder Christin noch Muslima und schon gar nicht Deutsche und auf mich wirkt diese ganze Debatte bizarr.

Zuallererst, ja auch Muslime, wie auch wir Juden, Bahai, Buddhisten, Agnostiker und Atheisten gehören zu Europa. Warum es dann quasi „nur“ christliche und islamische Fest- und Feiertage braucht, will mir nicht in den Kopf, denn wie gesagt, die Debatte ist bizarr. Auf der einen Seite irgendwelche Nationalkonservativen, die sich in ihrer kollektiven Wahnvorstellung schon zu den neuen Kreuzrittern stilisiert haben und auf der anderen Seite Naivlinge, welche in Muslimen nur Opfer von Diskriminierung sehen und einige Muslime selber, welche nur aufgrund dessen, das nicht alle „Ja und Amen“ schreien, schon Rassismus und Islamophobie wittern. Für mich persönlich ist das folgende Argument für islamische Feiertage mehr als gewöhnungsbedürftig: Muslime würden sich mit islamischen Feiertagen endlich mehr ernstgenommen fühlen und somit weniger in die Radikalität abdriften. Heisst das, im Gegenzug, dass der Islam so gefährlich ist, das Muslime ohne islamische Feiertage Attentate begehen würden?!? Warum gibt es dann noch Attentate und Terrorgruppen auf der Sinai-Halbinsel?!?

Summa summarum: In meinen Augen ist diese Debatte ein Nebenkriegsschauplatz, denn die Welt hat sich nunmal in den letzten hundert Jahren verändert und ein Deutscher, ein Europäer ist nunmal nicht mehr unbedingt nur Protestant oder Katholik oder ein geduldeter Jude, sondern Deutschland und Europa sind allgemein heterogener geworden. Darum wären eigentlich mehr Laizität von Seiten des Staates her und mehr Awareness für das Individum angebracht. Das sich zum Beispiel Arbeitgeber bewusster werden, warum es einem säkularen iranischstämmigen Bürger wichtig ist am 21. März (Nowrooz!!! Persisches Neujahr!!!) frei zu haben. Das ich, als Jüdin, nicht jeden Herbst meinem Chef für zwei Wochen nachdackeln muss, um am Yom Kippur frei zu bekommen. Stattdessen wird eine Debatte über positive Diskriminierung geführt, welche andere Minderheiten, die weder islamisch noch christlich sind, benachteiligen würde, was ich für bizarr halte.