Der gescheiterte Regime-Change einer gescheiterten Opposition

Geehrte Leserinnen und Leser!

Es ist mal wieder an der Zeit über das Land der Arier, den Iran, zu schreiben, denn es wird dieser Tage, insbesondere in Ahvaz/Khuzestan wegen Wasserknappheit und gegen das Regime demonstriert.

Bedeutet das, dass das Regime der Statthalterschaft der Gelehrten schon bald auf dem Müllhaufen der Geschichte landen wird? So sehr ich es auch hasse, die Überbringerin schlechter Neuigkeiten zu sein, so ist es nunmal so, dass die jetzigen Proteste sich auf Gegenden konzentrieren, in denen primär Minderheiten leben und es bisher keine grossen Demonstrationen in Teheran und im Norden gegeben hat, d.h. das Regime kann sich noch halten und dies ist primär dem Versagen der iranischen, antiklerikalen Opposition geschuldet, allen Klageliedern zum Trotz von Charakteren wie seiner königlichen Hoheit, Reza Pahlavi, der übrigens Letztens auf Betteltour zu jüdisch-amerikanischen Organisationen ging..

Denn das Problem ist immer noch das gleiche innerhalb der Fraktion der Monarchisten/Nationalisten und unter persisch-sprachigen Männern: Diese Feudalherrenmentalität, man sitzt bei Chay und Scotch neat und erwartet, dass andere, sprich Minderheiten, den Karren aus dem Dreck ziehen, und so ist es nicht weiter überraschend, dass die jetzigen Proteste sich auf Gegenden des Iran konzentrieren, in denen Minderheiten die Mehrheit sind, wie zum Beispiel Ahvaz/Khuzestan, wo die iranisch-arabische Bevölkerung lebt und unter dem Missmanagement des Regimes in Bezug auf Wasser leidet, oder in Kermānshāh, wo Kurden die Mehrheit der Bevölkerung darstellen, oder in Süd-Aserbaidschan, wo türkisch-sprachige Aserbaidschaner den Ton angeben. In Gegenden hingegen, wo die persisch-sprachige Mehrheitsbevölkerung lebt, gab es dieses Mal nur sporadische Demonstrationen, stattdessen richtete sich der Furor der persisch-sprachigen, iranischen Diaspora auf andere Menschen, mehrheitlich Ausländer, wie zum Beispiel die belarusische Demokratie-Ikone Svitlana Tikhanovskaya, um denen die Schuld für das Scheitern dieser Proteste zu geben. Unter anderem beschuldigten ehemalige Freunde von mir die belarusische Demokratiebewegung, die Welt vom Leid des Irans abzulenken und somit den Regime-Change dem iranischen Volk gestohlen zu haben.

Diese Rhetorik zeigt aber schlicht und ergreifend, was innerhalb der iranischen Opposition schiefläuft, nämlich, dass man noch immer, nach dem TEAM-Prinzip, sprich «Toll, ein anderer machts…», agiert oder vielmehr, auf die Gräuel des Regimes zu Teheran reagiert, aber weiterhin keine funktionierende Alternative zu den Mullahs, den Pasdaran/Revolutionsgarden und den Basiji stellen kann. Stattdessen üben sich gewisse Personen in der Inszenierung von Patriotismus und wer der bessere Iraner/Perser ist, während das Regime weiterhin munter seinem Tagwerk aus Folter und Mord nachgehen kann.

Das alles, während sowohl das Regime wie auch Teile der antiklerikalen Opposition Strategien und Taktiken vergangener Imperien recyclen, während, wie ich prophezeit habe, dass Regime tatsächlich den Massenmörder Raisi als Präsidenten und damit als inoffiziellen Nachfolger von Khameini, sollte dieser bald das Zeitliche segnen, installiert hat.

Dies alles ist nur möglich gewesen, wegen des Versagens der antiklerikalen Opposition, die zwar das Regime verflucht, aber einerseits immer noch nicht fähig ist, eine lebensfähige Alternative zum Regime darzustellen und andererseits immer noch nicht bereit ist, sich mit der imperialistischen Vergangenheit auseinanderzusetzen und stattdessen in den Perserreichen eine Alternative zum jetzigen Regime versucht auszumachen und darum denkt, dass 1979 das Regime von Khomeini und Khameini vom Himmel gefallen ist oder aufgrund einer saudi-arabisch-israelischen Verschwörung installiert wurde. Dies aber funktioniert offensichtlich nicht und die jetzige Feudalherrenmentalität, die dazu führt, dass viele persische Iranerinnen und Iraner Arabern, Türken, Kaukasiern wie Georgiern, Armeniern und Tschetschenen, Russen, Briten und Juden, insbesondere Israel, die Schuld an den zahlreichen Problemen des Iran geben, wie die, durch persischen Chauvinismus angefeuerten ethnischen Spannungen und die Wasserknappheit.

Dies bringt mich zurück zum Versagen der antiklerikalen Opposition, die in lichten Momenten in Panik verfällt angesichts des Gedankens, dass der Iran dasselbe Schicksal erleiden könnte wie andere Länder in der Region, wie zum Beispiel Afghanistan und der Jemen, die aufgrund des dort weit verbreiteten Tribalismus praktisch zu gescheiterten Staaten geworden sind. Meiner Ansicht nach besteht eine solche Gefahr nicht, allerdings sollten die Herrschaften innerhalb der antiklerikalen Opposition sich nicht nur kritisch mit der Geschichte des Iran auseinandersetzen, sondern auch damit, warum die Sowjetunion nicht nur ökonomisch gescheitert, sondern auch implodiert ist, anstatt den Zusammenbruch der Sowjetunion als Einladung zum Landraub im Kaukasus zu verstehen. Denn, dass es keinen Regimechange in den Jahren der Trump-Präsidentschaft gab, zeigt dass das Recyclen von Strategien der letzten Jahre und das Hingeben zum Grössenwahn vergeblich sind und den Iran immer weiter in den Abgrund ziehen. Das Scheitern dieser Proteste ist nur ein weiterer Beweis für meine Theorie, wonach das gerontokratische und menschenverachtende Mullahregime nur durch das kollektive Versagen der antiklerikalen Opposition, die von Minderheiten und Fremden gleichermassen erwartet, wie Howard Baskerville ihre Leben zu opfern, weiterhin existieren darf, während man selber die Sicherheit des Exils gewählt hat, um von dort, seiner Hoheit gleich, auf Betteltour zu gehen und Gift und Galle zu verbreiten, wenn das eigene Scheitern unausweichlich ist und es wieder auf einen gescheiterten Regimechange einer gescheiterten Opposition hinausläuft.

Sofern Ihnen die Schreibe auf meinem Blog gefällt, empfehle ich Ihnen diesen Blog auf «Steady» zu unterstützen. Und sollte Ihnen mein Blog nicht gefallen, empfehle ich Ihnen auch, den Blog auf «Steady» zu unterstützen, eventuell werden Sie mich so schneller los, weil ich dann auf eine kleine Datsche am Schwarzen Meer ziehen kann. Der Link dafür ist unten angefügt:

https://steadyhq.com/de/pinkkoshernostra/about

 

Bekenntnisse eines Vatanforoosh: Die Luft zum Atmen lassen

Geehrte Leserinnen und Leser!

Der Fall von Samira Zargari hat mich dazu inspiriert, mal wieder etwas für meine allseits beliebte Serie «Bekenntnisse eines Vatanforoosh» zu schreiben.

Samira Zargari ist die Trainerin des iranischen Frauen Ski-Nationalteams und ihr Mann hat ihr ohne Begründung verboten, mit ihrem Team nach Italien zu reisen. Dies ist aufgrund der misogynen Gesetze im Iran ohne Probleme gestattet. Das Problem meiner Meinung nach ist ein anderes.

Wie verschiedene Medien berichtet haben, ist es nicht das erste Mal, dass einer iranischen, prominenten Frau von ihrem Mann verboten wurde auszureisen. Bekannte Beispiele sind Niloufar Ardalan, die von ihrem Mann, der selber als Sportjournalist tätig ist, verboten wurde, 2015 an der Asienmeisterschaft im Frauenfussball in Malaysia teilzunehmen. 2017 hat der Ehemann der ersten iranischen Paralympics-Siegerin, Zahra Nemati, ihr verboten aus dem Iran auszureisen, weil Zahra Nemati sich von ihm scheiden lassen wollte.

Natürlich helfen die frauenfeindlichen und damit menschenverachtenden Gesetze des Regimes der Islamischen Republik den Herren der Schöpfung dabei, den Chauvinisten raushängen zu lassen. Aber hier ist noch etwas anderes im Spiel: Nämlich die Tatsache, dass erwachsene, gebildete Männer sich wie Paschas im vorletzten Jahrhundert benehmen oder wie Hinterwäldler aus dem letzten Kaff gebärden, und das auf dem Rücken von Frauen und von allerhand Minderheiten.

Ja, es ist mir bewusst, dass dieses Verhalten durch die Tyrannei des Regimes der Statthalterschaft der Gelehrten erst möglich gemacht wird, aber es ist eine Schande für den Iran, dass iranische, persische Männer sich dieser Barbarei hingeben. Es sind eben nicht nur Revolutionsgardisten/Pasdaran, Basiji-Milzen, Araber und Türken, die iranisch-persische Frauen ermorden, belästigen und erniedrigen, es sind die iranisch-persischen Männer selber, die dafür sorgen, dass 67% der Frauen im Iran von häuslicher Gewalt berichten. Es sind die iranisch-persischen Männer selber, die dafür sorgen, dass gut 20%, sprich ein Fünftel aller Morde sogenannte «Ehrenmorde» sind.

Viele Iranerinnen und Iraner wünschen sich, das Regime der Statthalterschaft der Gelehrten auf den Müllhaufen der Geschichte, und das verstehe ich nur zu gut, allerdings gibt es da ein grosses Hindernis, dass das verhindert, der sogenannte Elefant im Raum, nämlich die Tatsache, dass sich viele iranische Männer ganz bequem auf der Spitze der Nahrungskette eingerichtet haben, und nur den Ayatollahs und Revolutionsgarden ihren Platz an der Sonne neiden, aber ums Verrecken nicht ihre Macht mit Frauen und verschiedenen Minderheiten teilen würden.

Das wiederum führt dazu, dass anstatt, das Regime gestürzt wird, die iranisch-persischen Männer auf Frauen und verschiedenen Minderheiten rumtrampeln, und dies tun sie, meiner Meinung nach, aus zwei verschiedenen Gründen: Zum einen, weil sie es einfach können, und zum anderen, um sich schlicht und ergreifend abzureagieren und ihren Frust, über die ganze Situation an jemandem rauszulassen.

Es ist, leider, ein elender Teufelskreis, der Frauen und Minderheiten die Luft zum Atmen raubt und am Ende nur dem Regime nützt.

Dies wiederum zeigt sich darin, dass das Regime nun bald seit mehr als zweiundvierzig Jahren mit eiserner Hand über den Iran herrscht und man nun darüber debattiert, welcher Regime-Zweig das Duo Khameini-Rohani beerben wird: Entweder der «Blutrichter» Ebrahim Raissi, der in den Achtzigern dafür berühmt-berüchtigt wurde, linke Aktivisten in Schauprozessen zum Tode zu verurteilen, und der Revolutionsgardist Mohammad Bagher-Ghalibaf, oder es ist sogar möglich, dass Khameini Junior, der jüngere Sohn von Khameini Senior, Mojtaba und Mahmud Ahmadinedschad, der verrückte Holocaust-Leugner, gemeinsam versuchen werden, die Macht an sich zu reissen. Keiner der oben genannten Herren ist auch nur im Geringsten den «Moderaten» oder sogenannten «Reformisten» zuzuordnen. All diese Männer sind Hardliner, schamlose Mörder mit dem Blut Unschuldiger an ihren Händen. Aber all diese Männer werden durch die Unfähigkeit und den Unwillen vieler iranischer Männer, ihre Mitmenschen mit Respekt zu behandeln, an der Macht gehalten. Das wiederum raubt iranischen Frauen und Minderheiten mehr die Luft als die Masut-getränkte Luft in den iranischen Städten dieser Tage.

Sofern Ihnen die Schreibe auf meinem Blog gefällt, empfehle ich Ihnen diesen Blog auf «Steady» zu unterstützen. Und sollte Ihnen mein Blog nicht gefallen, empfehle ich Ihnen auch, den Blog auf «Steady» zu unterstützen, eventuell werden Sie mich so schneller los, weil ich dann auf eine kleine Datsche am Schwarzen Meer ziehen kann. Der Link dafür ist unten angefügt:

https://steadyhq.com/de/pinkkoshernostra/about