Meine Kritik an Alexey Nawalny, die Zweite

Geehrte Leserinnen und Leser!

Der Anhängerschaft des Heiligen Alexey gefiel meine Kritik an ihm nicht, und deshalb muss ich mich nun dazu gewissermassen wieder melden. Wie schon in meinem vorherigen Beitrag geschrieben: Ich will Alexey Nawalny nichts Böses, er gehört weder ins Straflager noch ins Gefängnis, und schon gar nicht verdient er es, vom Kreml ermordet zu werden, wie es mit anderen unschuldigen Menschen vor ihm getan wurde. Aber es ist nunmal Fakt, dass Nawalny sich in Bezug auf die Ukraine, auf Georgien und auf diesen imperialen Fieberwahn namens «Grossrussland» ideologisch nicht von Putin unterscheidet.

Wie Putin, so will auch Nawalny die Krim weiterhin durch Russland okkupieren lassen, und ich darf daran erinnern, dass die Krim geografisch und völkerrechtlich der Ukraine gehört. Aus persönlichen Gründen will ich nicht, dass Staaten wie die Ukraine oder meine Heimat Georgien zu Bauernopfern werden, nur damit man so den russischen Chauvinismus befrieden kann, der sowohl von Nawalny wie auch von Putin praktiziert wird.

Es nützt nichts, sich da selbst zu belügen und Nawalny zu jemandem zu stilisieren, der er nunmal nicht ist. Er ist kein liberaler Demokrat, er ist ein nationalistischer Anti-Korruptions-Aktivist, dessen grösstes Problem mit Putin ist, dass Putin Russland zu einem kleptokratischen, despotischen Regime gemacht hat, und nicht die Tatsache, dass Putin widerrechtlich die Krim okkupieren lässt.

Es nicht die Schuld von Kritikern und Kritikerinnen wie mir, dass die russische Opposition es nicht schafft, nach über 20 Jahren Herrschaft des KGB-Zwergs Putin etwas Besseres als den Mini-Putin Nawalny aus dem Hut zu zaubern, und man genau dort steht, wo man schon Anfang der Nullerjahre stand, als die Wahlberechtigten in Russland anstelle des liberalen Grigori Jawlinski den KGB-Zwerg Putin gewählt haben. Es ist nicht meine Schuld, dass Russland nach dem Fall der Sowjetunion es nicht geschafft hat, zu einem normalen Staat und einer funktionierenden Demokratie zu werden, und stattdessen grosse Teile der russischen Bevölkerung dem imperialen Fieberwahn von einem «Grossrussland» verfallen sind und deshalb Politiker, die nationalistischen Nonsens von sich geben, der die regionalen Nachbarn Russlands entwürdigt, hoch im Kurs sind.

Notabene ist Nawalny nicht der Messias, als den ihn seine Anhänger sehen. Denn wie zum Beispiel die «Zeit» berichtet hat, so haben in der 12-Millionen-Stadt Moskau nur rund 40 000 Menschen für seine Freiheit demonstriert. Währenddessen haben in Belarus nach den gefälschten Wahlen im August 2020 in Minsk, das zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat, rund 200 000 Menschen demonstriert. Es ist deshalb lächerlich, Nawalny zu einem Erlöser zu stilisieren, der er nunmal nicht ist. Er ist ein politischer Gefangener, er hat recht mit der Tatsache, dass Putin und die anderen Herrschaften im Kreml korrupt bis ins Mark sind, aber das ändert nichts daran, dass man diesen Mann kritischer betrachten muss. Er ist kein Vaclav Havel, keine Lichtgestalt, und wenn man weiterhin denkt, dass man den Teufel des KGB-Zwergs mit dem Beelzebub Nawalny austreiben kann, so tut es mir leid, aber die Enttäuschung wird bei meinen Kritikerinnen und Kritikern gross sein, und nicht bei mir. Denn im Gegensatz zu vielen meiner Kritiker und Kritikerinnen komme ich aus Georgien und habe in Moskau gelebt, ich bin also alles andere als überrascht davon, was in Russland passiert. Mich überrascht viel mehr, wie Menschen, die sich selber als liberal sehen, einen russischen Chauvinisten so anhimmeln können. Dass das nicht gut geht, sollten die Putin-Jahre zur Genüge bewiesen haben.

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