Eine kritische Sicht auf sogenannte „Safe Spaces“/ Eine Polemik

Liebe Ladies und Fellas

Inspiriert zu folgender Polemik, wurde ich, durch die am Brandenburger Tor in Berlin eine sogenannte „Women`s Safety Area“, einen für Frauen abgetrennten Bereich zu schaffen.  Gedacht ist dieser Bereich zum Schutz, weil es in den vergangen Jahren an solchen Veranstaltungen zu sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen kam. Silvester 2015 in Köln ist bestimmt den Meisten in guter Erinnerung…

Jetzt fragen Sie sich aber sicher, warum ich, als bisexuelle, jüdische Frau solchen  sogenannten „Safe Spaces“ kritisch gegenüber stehe. Dazu muss ich sagen, eben WEIL ich jüdisch, bisexuell und eine Frau bin, stösst mich diese Form der (Selbst-)Ghettoisierung ab. Es ist nämlich ein Fakt, dass das erste Ghetto der Welt für Juden in Venedig auch zum angeblichen Schutz vor einem antisemitischen Mob errichtet wurde. Auch ist mir, aufgrund eigener Erfahrungen als Jüdin, bewusst, das weil wir Juden aufgrund berechtigter Gefahren für Leib und Leben unsere Synagogen und Betstuben mit Panzerglas und dergleichen ausgestattet haben und vielfach unsere Magen David UNTER der Kleidung tragen, die Mehrheitsgesellschaft es als Provaktion unserer Seits wahrnimmt, wenn wir Juden als solche in der Öffentlichkeit und nicht innerhalb unserer „Safe Spaces“ auftreten und dann Opfer von körperliche Gewalt werden. Körperliche Gewalt, welche wir mit unserer Präsenz als Juden legitimiert haben. Als ich noch zur Sekundarschule ging, wurde ich vielfach von meinen Lehrern und der Schulleuterin aufgefordert meinen Magen David nicht mehr zur Schule tragen, um Provokationen zu vermeiden und nicht mehr verprügelt zu werden, trotz der Tatsache, das wir in der Sekundarschule Mädchen hatten, welche den Hijab trugen und natürlich auch Jugendliche, welche verschiedne Kreuze und Kruzifixe oder das Schwert Alis als Schmuckstück trugen.

Ich persönlich habe effektiv Angst vor dem Tag, an dem eine solche Art zu Denken auch auf andere Frauen und Minderheiten überschwappt und es als legitim angesehen wird Frauen zu belästigen oder queere Menschen zu vermöbeln, so bald sich diese aus ihrem zugewissenen Ghetto trauen. Es war ein langer Kampf bis Frauen und verschiedene Minderheiten endlich als Teil der Öffentlichkeit Anerkennung fanden. Ich möchte dies nicht auf dem Altar der Indifferenz opfern und dafür einen „Safe Space“, einen Platz im Freak-Ghetto kriegen.  Denn was wir nicht brauchen sind „Safe Spaces“, sondern Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger, ganz gleich ob Frau oder Mann, homosexuell oder nicht. Deshalb finde ich auch solche „Women`s Safety Areas“ eine Tragödie und keinen Fortschritt. Damit wird nämlich der Staat aus der Verantwortung entlassen für Sicherheit im öffentlichen Raum zu sorgen und stattdessen wird so Geschlechter-Apartheid zementiert.

Warum mich die jetztige antisemitische Welle in Europa nicht überrascht

Liebe Ladies und Fellas

Nach der Ankündigung von Donald Trump die amerikanische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen und somit die Realität zu akzeptieren, das Jerusalem die Hauptstadt Israels ist, kam es in vielen europäischen Städten zu antisemitischen Versammlungen und Attacken gegen jüdische Einrichtungen.  Auf die Gefahr zynisch zu klingen: Dieses Aufflammen von Antisemitismus hat mich nicht im Geringsten überrascht. Durch meine persönliche Erfahrung, als Jüdin in Europa, und durch die Beobachtung verschiedener Medien und der Mehrheitsgesellschaft, war für mich klar, das es vielen, sehr vielen Menschen, absolut nicht klar ist, zu was für einem grossen Problem Antisemitismus geworden ist und das, wer heute, als Nicht-Jude, Antisemitismus ignoriert, Morgen selber Opfer werden könnte.

So lange Journalisten, wie Annika Joeres, welche als Frankreich-Korrespondentin der „Zeit“ die Anschläge von Toulouse konstant ignoriert, antisemitischen Terror entweder ignorieren, relativieren oder gar legitimieren, wird antisemitischer Terror hier in Europa eine sichere Zuflucht finden. So lange wird antisemitischer Terror gedeihen können und sich irgenwann andere Ziele aussuchen.

So lange Islam- und Migrantenverbände, einerseits, an einem Opfernarrativ werkeln, das hinten und vorne nicht stimmt und andererseits antisemitische, homophobe, frauenfeindliche und islamistische Propaganda verbreiten, welche die Integration von Migranten mit islamischen Hintergrund stört, wird es weiterhin Antisemitimus und Terror in Europa geben.

So lange die Mehrheitsgesellschaft Antisemitismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit etc. aus bestimmten Kreisen ignoriert, aus Ignoranz, Indifferenz oder womöglich gar eigener, tiefsitzender Ressentiments, werden weiterhin Flaggen mit dem Davidstern auf Europas Strassen brennen, werden jüdische Einrichtungen, wie Schulen, Synagogen und dergleichen, weiterhin Polizeischutz benötigen.

So lange, wohlmeinende Individuen,  nach der Veröffentlichung eines Teils meiner Biographie auf diesem Blog und in der „Jüdischen Rundschau“, mir schreiben, das ich „unnachgiebig“ und „herzlos“ sei, weil ich mich geweigert habe für den Ausgang der Schlacht von Kerbala zu entschuldigen und somit den „Konflikt zu entschärfen“, weil „der Klügere bekanntlich nachgibt“, wundert mich in Bezug auf Antisemitismus wenig.