Am 26. Juni 2019 veröffentlichte der Journalist Benjamin Weinthal, der auch für die «Jerusalem Post» schreibt, auf «Fox News» einen Artikel zur Lage der Christen im Iran. In diesem berichtete er über ein Dossier des amerikanischen Aussenministeriums, das sich mit der Unterdrückung von Christen, Bahai und anderen religiösen Minderheiten in der Islamischen Republik Iran beschäftigt. Der Inhalt würde jeden Menschen schockieren, der ihn kennen würde sagte der amerikanische Aussenminister Mike Pompeo.
Als ich den Bericht las, konnte ich mir den zynischen Gedanken «Im Osten nichts Neues» nicht verkneifen. Denn es ist nicht weiter überraschend, dass die Islamische Republik Iran Christen unterdrückt.
Die Sassaniden, und das war noch in vor-islamischer Zeit, haben Christen gefoltert und ermordet, wie zum Beispiel Anastasius den Perser und die Heilige Shushanik.
Die Safawiden, waren schon islamisiert und haben auch Christen gefoltert und ermordet,
wie zum Beispiel den König Luarsab den Zweiten und die Königin Ketevan.
Der Artikel von Benjamin Weinthal belegt meine Theorie, wonach die Islamische Republik Iran der Rechtsnachfolger der gescheiterten Perserreiche ist und dass der Iran ein Land mit einem grossen Chauvinismusproblem ist, in dem sich nichts zum Guten ändern wird, so lange Iraner kein Mitgefühl für Minderheiten im Iran selber und in der Region entwickeln. Die kontinuierliche Verfolgung von Christen und anderen Minderheiten, die es schon vor der Islamischen Revolution gegeben hat, zeigt auch, dass die jetzige Verfolgung durch die Häscher der Islamischen Republik nicht aufgrund einer Kränkung des Irans durch den Westen provoziert wurde, sondern eine lange Geschichte hat im Iran und in den umliegenden Staaten der Region, die das Unglück hatten vom Iran unterworfen zu werden.
Wie bei vielen chauvinistischen Gesellschaften manifestiert sich der persisch-iranische Chauvinismus darin, dass er Menschen, ähnlich dem Kastensystem, in Bürger erster und zweiter Klasse einordnet. Bestenfalls! Menschen, im Kernland der Rechtsnachfolger und solchen in den sogenannten «unerlösten Gebieten», die früher zu den Imperien gehört haben, aber nicht der Bevölkerungsmehrheit angehören. Der Chauvinismus erklärt die eigene Kultur, in diesem Fall die persisch-iranische, zur Krone der Schöpfung und Angehörigkeit zu dieser Kultur als Voraussetzung für Menschen- und Bürgerrechte, weil eine durch Chauvinismus geprägte Denkweise Menschen- und Bürgerrechte nicht als verbriefte und unkündbare Bestandteile eines zivilisierten und modernen Staates ansieht, sondern als Privilegien für die eigene Bevölkerungsmehrheit.
Dies ist, meiner Meinung nach, ein erster Schritt Richtung Entmenschlichung. Wer Daniel Jonah Goldhagens Buch «Schlimmer als Krieg» gelesen hat, wird wissen, dass Entmenschlichung des Gegners, aber auch des Gegenübers, schlimmste Folgen haben kann, wie man zuletzt, etwa in Ruanda sehen konnte. Die Tatsache, dass die iranische Opposition, aufgrund des persisch-iranischen Chauvinismus und der damit einhergehenden Weigerung sich der eigenen Geschichte kritisch zu stellen, keine echte Alternative zum Regime bieten kann, ist tragisch genug. Es hilft deshalb nicht, persischen Chauvinisten Honig ums Maul zu schmieren und so die unterdrückten Minderheiten innerhalb der islamischen Republik zu ignorieren. Der Iran ist ein Vielvölkerstaat, mit persischsprachiger Mehrheitsbevölkerung, darauf sollte Rücksicht genommen werden und zwar sowohl von Auswärtigen, wie auch und besonders von den Iranern selbst. Gerade auch weil die von Chauvinismus und Islamismus angefeuerte, imperialistische und irredentistische Politik des Henkerregimes der Islamischen Republik weiterverbreitet wird, und zwar durch den Export der sogenannten «Islamischen Revolution» die Flüchtlingsströme auslöst, die sowohl aus dem Kernland der Islamischen Republik selber, wie auch aus dem Nahen- und Mittleren Osten, fliehen.
Marx sagte einst, dass sich Geschichte wiederholen würde, zuerst als Tragödie, dann als Farce. Im einundzwanzigsten Jahrhundert hat man nun die Möglichkeit diese Farce zu unterbinden, in dem man das Regime sanktioniert und so in die Schranken weist. Zu dem hat die iranische Opposition, vor allem im Exil, die Möglichkeit, sich kritisch mit der eigenen Vergangenheit und dem Umgang mit Minderheiten auseinanderzusetzen. Sonst bleibt die Hoffnung auf einen Regime-Change in Teheran dieser Tage nur ein frommer Wunsch. Denn Sanktionen sind ein gutes Mittel um das Regime zu schwächen, aber sie können nicht ein zivilgesellschaftliches Engagement der iranischen Bevölkerung ersetzen.