Eine Tragödie aus Jerewan, oder Pashiniyans Niederlage

Geehrte Leserinnen und Leser!

Zuerst war ich unsicher, ob ich die folgenden Zeilen schreiben soll, da meine vorherigen Polemiken über Armenien und die Lage dort dazu geführt haben, dass ich mit Judas Iskariot verglichen und als «türkische Hure» beschimpft wurde, aber die Lage innerhalb der Republik Armeniens und bei Teilen der armenischen Diaspora ist inzwischen so grotesk und zugleich tragisch, dass ich ermuntert von meinen zwei Mentoren, dem lieben Mike Wuliger und dem hochgeschätzten Sascha Kudascheff, meinen Senf dazu geben werde.

Zuerst einmal die Fakten, und die sind brutal: Armenien ist das kleinste Land im Süd-Kaukasus und das Land, das am stärksten von der Covid-19-Pandemie heimgesucht wird. Armenien ist, auch aufgrund der Inkompetenz, immer noch in der ersten Welle der Pandemie gefangen und hat mehr Covid-19-Tote zu beklagen als Aserbaidschan oder Georgien, beides Länder mit einer grösseren Bevölkerung. Dies liegt unter anderem daran, dass Armenien das Schliessen seiner Grenzen im März möglichst lange hinausgezögert hat, aufgrund der Tatsache, dass die Regierung von Premierminister Pashiniyan sich geradezu an das Regime in Teheran angebiedert hat und versucht hat, sich während der Anfänge der Pandemie als Touristenmagnet für iranische Touristen, die während Nowrooz, dem iranischen Neujahrsfest im März, ins Ausland wollten, zu inszenieren. Dies wiederum hat dazu geführt, dass Armenien, das weniger als 3 Millionen Einwohner hat, über 2000 Covid-19-Tote zu beklagen hat!

Die «armenische samtene Revolution» ist in meinen Augen bestenfalls eine Farce! Sie führte nicht zu einer Annäherung Armeniens an westlich-orientierte Staaten, sondern stattdessen dazu, dass Pashiniyan und die seinen sich nicht nur Russland anbiederten, sondern auch dem Regime der Statthalterschaft der Gelehrten in Teheran. Und so war man geblendet von Pashiniyans Rhetorik, von seinem Samtzünglein und hörte nicht, was noch in Jerewan gesagt und getan wurde. Und das hatte es in sich! Während der Pandemie, welche die Regierung in Jerewan offensichtlich nicht in den Griff bekam, war sich der Herr Gesundheitsminister Arsen Torosyan nicht zu schade, Georgien schlecht zu machen und Georgien zu beschuldigen, mit infizierten Lastwagenfahrern Armenien mit Covid-19 zu infizieren. Dann im Juli haben armenische Truppen Pipelines in Aserbaidschan unter Beschuss gesetzt, und so die Versorgungssicherheit von Erdgas und Erdöl von Israel und Georgien gefährdet.

Darauf folgte der jetzige Krieg mit Aserbaidschan, der für Armenien nicht zu gewinnen war, weil Aserbaidschan, das ausgerüstet mit modernen, israelischen Waffensystemen ist, den Nagorno-Karabagh zurückerobern konnte. Nur so nebenbei sind dies indirekt gute Nachrichten für Israel, denn Israel rüstet, wie gesagt, Aserbaidschan mit Rüstungsgütern aus. Dass diese Rüstungsgüter, wie zum Beispiel die Harop-Drohne von Israel Aerospace Industries, so gut gegen das von Russland produzierte S-300 Flugabwehrraketensystem funktioniert, bedeutet, dass Israel in einem Konflikt mit der Islamischen Republik Iran die Oberhand hätte, da auch der Iran das S-300-Flugabwehrraketensystem benutzt, neben dem von Iran selber produzierten Bavar-373-Flugabwehrraketensystem, und beide Systeme sind offenbar nichts wert.

Währenddessen schaut die Regierung in Jerewan, die sich auf Russland als Schutzmacht und Waffenlieferant verlassen hat, in die Röhre. In der Zwischenzeit protestieren über 10 000 Menschen in Jerewan und fordern den Rücktritt von Pashiniyan, weil er einen Krieg verloren hat, der, ich wiederhole mich hier bewusst, für Armenien nicht zu gewinnen war. Vor einigen Wochen ist sogar ein Mob in das armenische Parlament eingedrungen und hat den Parlamentssprecher, Ararat Mirzoyan, bewusstlos und krankenhausreif geprügelt, um dem Wunsch nach einem Rücktritt von Pashiniyan Nachdruck zu verleihen.

Der Nationalismus und toxische Chauvinismus ist das Ergebnis anhaltender Agitation von einem Gross-Armenien, das von Parteien und Organisationen wie «Dashnak», propagiert wird, und dies auch bei jenen auf offene Ohren stösst, die nicht «Dashnak» selber wählen. Es ist geradezu lachhaft, dass ein Land, das von Krise zu Krise schlittert, ums wörtliche verrecken nicht mit der Pandemie fertig wird, deshalb bei Ländern wie Georgien um medizinische Ausrüstung bettelt und gleichzeitig davon träumt, Territorien seiner Nachbarstaaten einzunehmen und diese dann Armenien anzugliedern. Aber genau diese Mentalität ist es, die dazu führt, dass Armenien in der Situation ist: Gefangen in einem Netz aus Unfähigkeit und Grössenwahn ist Armenien dabei, zu einem Pariastaat zu werden, der dafür bekannt sein wird, Staathalter des Kremls und des Regimes zu Teheran im Süd-Kaukasus zu sein. Und wenn man wagt, das alles zu kritisieren, dann kommt das Drama, dass man sich mit dem ersten christlichen Staat der Welt solidarisieren müsse, von Christ zu Christ sozusagen, und wenn dann jemand, wie unsereiner, einwendet, dass man eine jüdische, georgische Zionistin sei, und dass Aserbaidschan sowohl Israel wie auch Georgien mit Öl beliefert, und welchen Nutzen es denn für einen hätte, sich mit Armenien zu solidarisieren, wird man eben mit Judas Iskariot verglichen. Dies, meine Damen und Herren, ist die Tragödie von Jerewan, ein Trauerstück aus dem Süd-Kaukasus und eine Warnung an andere, wie man es nicht machen soll.

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Mein Senf zu den «frozen-conflicts» im Kaukasus angesichts der aktuellen Ereignisse

Geehrte Leserinnen und Leser!

Nun, da der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan aufgrund der Tatsache, dass Armenien Nagorno-Karabagh okkupiert, dieser Tage wieder aufflammt, dachte ich, dass ich als georgisch-stämmige Frau dazu meine Meinung kundtun werde.

Zuallererst: Es reicht nicht, wenn zivilisierte Staaten sagen, dass die Kämpfe im Kaukasus nun aufhören sollten, und damit sowohl Armenien wie auch Aserbaidschan gleich schelten. Denn damit wird man der Sachlage absolut nicht gerecht, weil nur ein Staat hier Gebiet okkupiert, und das ist in diesem Fall Armenien, das Nagorno-Karabagh seit Jahren besetzt hält und von dort alles vertrieben hat, was nicht christlich und armenisch ist, sprich sowohl schiitisch-muslimische Aserbaidschaner wie auch jüdische Taten (Berg-Juden), und damit ethnische Säuberungen begangen hat.

Die Tatsache, dass Nagorno-Karabagh besetztes Gebiet ist, wird von den meisten zivilisierten Staaten wie auch Rechtsexperten als unumstritten angesehen. Nur solche Entitäten wie die sogenannten «Volksrepubliken» im Donbass und andere Kreml-Proxys wie Abchasien und die Zchinwali-Region/Süd-Ossetien anerkennen den Nagorno-Karabagh als Teil Armeniens oder gar als unabhängigen, zweiten armenischen Staat.

Das ist noch nicht alles: Pashiniyan, der jetzige armenische Premierminister, ist praktisch der Schosshund des Kremls und des iranischen Regimes im Süd-Kaukasus, und nicht nur das, in Armenien selber wird er von Hardlinern angetrieben, die von einem Gross-Armenien auf den Gebieten der heutigen Türkei (Van-See), Georgien (der Provinz Javakheti) und natürlich von Nagorno-Karabagh träumen. Aber unter diesen Hardlinern gibt es einige, denen auch das nicht genug ist, und die davon träumen die Stadt Ganja, die auf Armenisch «Gandzak» heisst, einzunehmen und sie zu einem Teil Gross-Armeniens zu machen. Als Legitimitätsgrundlage ziehen sie die armenische Minderheit, die in Ganja lebt, heran und die Tatsache, dass ein wichtiger Denker des armenischen Volkes, der Gelehrte Mkhtiar Gosh, in Ganja geboren wurde. Dazu muss man wissen, dass selbst zu Lebzeiten von Mkhtiar Gosh Ganja nicht mehr rein-armenisch gewesen ist, und anno dazumal Teil des Königreichs Georgien war. Mkhtiar Gosh war sogar Beamter am Hofe der georgischen Könige!

Die Tatsache, dass Pashiniyan, um diesen Hardlinern und den Herrschern in Teheran und Moskau zu gefallen, seit Ende dieses Sommers aserbaidschanisches Staatsgebiet beschiessen lässt, somit Zivilistinnen und Zivilisten gefährdet und damit obendrauf den Export von aserbaidschanischem Erdöl und Gas nach Israel und nach Georgien aufs Spiel setzt, wie die  «Jerusalem Post» und andere Medien berichtet haben, spricht für sich. Pashiniyan, der während der Covid-19-Pandemie komplett versagt hat*, spielt nun mit dem Feuer, um sich bei Hardlinern und seinen Herrschern in Teheran und Moskau anzudienen. Damit riskiert er einen Flächenbrand in der Region zu entfachen. Angesichts der immer noch wütenden Covid-19-Pandemie und der Tatsache, dass der Kaukasus ein Fleckenteppich an Kulturen ist, der schwer zu befrieden ist, ist eine solche Politik gemeingefährlich, wenn auch nicht überraschend für mich. Wie die «Jerusalem Post» spekuliert, hat Pashiniyan den Beschuss von aserbaidschanischem Staatsgebiet eventuell auf Geheiss Teherans getan, um so den Export von aserbaidschanischem Öl in den Judenstaat zu riskieren. Ich halte das für nicht unwahrscheinlich. Wie es meiner Meinung auch möglich ist, dass Pashiniyan dies für Moskau getan hat, oder auch nur für die Hardliner zu Hause. Generell ist es so, dass Armenien sich in den letzten Jahren von Russland in dessen Konflikte hat reinziehen lassen und heute das wahrscheinlich russophilste Land innerhalb der süd-kaukasischen Republiken ist. Dies führt nicht dazu, dass Moskau Jerewan respektiert, sondern Jerewan wie ein Kolonialgebiet behandelt, und mitunter sogar schikaniert.

Moskau hat in vielen «frozen conflicts» im Kaukasus seine Finger mit ihm Spiel, wie zum Beispiel in Abchasien und der Zchinwali-Region/Süd-Ossetien. Sich dann auf Moskaus Spiel absolut ohne jede Notwendigkeit einzulassen, ist meiner Ansicht nach kein Zeichen von Stärke oder Patriotismus, es ist ein Zeichen dafür, dass man sich selbst zu einer Proxy des Kremls degradiert, um für Moskaus Konflikte sein Leben und seine Gesundheit zu riskieren, und somit ein Zeichen von Schwäche. Das ist nicht gleichzusetzen mit dem Kampf Georgiens für territoriale Integrität.

Zu guter Letzt ein paar Worte an die armenischen und andere christliche Chauvinisten, die hier mitlesen und das mit Schaum vor dem Mund tun: Ich schulde Armenien keine Solidarität, nur weil sowohl Armenien wie auch Georgien zu den ersten christlichen Nationen dieser Erde gehören. Erstens bin ich keine Christin und zweitens werde ich nicht zulassen, dass sich Georgierinnen und Georgier und Israelis sich diesen Winter die Hintern abfrieren, nur damit man in Jerewan im Grössenwahn schwelgen kann, oder, was genau so schlimm wäre, sich mit solch fahrlässiger Politik den Herrschaften im Kreml und Teheran anbiedert.

Pashiniyan soll sich mal den zahlreichen Problemen zuwenden, die Armenien derzeit heimsuchen, wie die Pandemie und Korruption, bevor er den erfolgreichen Feldherrn zu mimen versucht.

*Armenien hat die höchste Rate von Covid-19-Toten im ganzen Süd-Kaukasus. Armenien hat 15 Mal mehr Tote zu beklagen als Georgien, trotz der Tatsache, dass Georgien mehr Einwohnerinnen und Einwohner hat als Armenien.

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