Warum man nicht mehr Weissrussland und Grusien sagen sollte

Geehrte LeserInnen!

Als jemand, der Wurzeln im post-sowjetischen Raum hat, fällt mir auf, wie viele vermeintlich Intellektuelle, besonders solche die sich links der Mitte sehen oder sonst russophil sind, immer noch die beiden Staaten Belarus und Georgien als Weissrussland und Grusien bezeichnen.

Das ist nicht nur nicht länger politisch korrekt, es ist schlicht falsch, weil die Namen auf der staatlich verordneten «Russifizierung» beruhen, die zuerst vom Zarenreich und dann von der Sowjetunion praktiziert wurde und vom russischen Chauvinismus angetrieben wird. Nun, da sowohl Belarus wie auch Georgien die wohlverdiente und blutig erkämpfte Unabhängigkeit erlangt haben und die Sowjetunion auf der Müllhalde der Geschichte ihre ewige Ruhestätte gefunden hat, sollte man die Staaten, die einst von Moskaus Herrschern okkupiert waren, in ihrer Souveränität respektieren, und dazu gehört es auch, die Namen für diese Staaten zu verwenden, die nicht von fremden Fürsten und Partei-Apparatschiki erdacht und verwendet wurden, sondern Namen, die tatsächlich von den Bürgerinnen und Bürgern dieser Staaten verwendet werden.

Im Fall von Georgien und Belarus sind dies nun mal Georgien und Belarus. Zum Beispiel lautet der offizielle Name von Georgien auf Georgisch «Saqartsvelos Respublika» und das englische Exonym, der Fremdname, der von Georgierinnen und Georgiern am meisten akzeptiert wird, wäre das «Republic of Georgia», zu Deutsch «Republik von Georgien», weil der Heilige Georg als einer der Schutzpatrone von Georgien gilt. Der russische Name für Georgien stammt von einer falschen Übersetzung der georgischen Provinz Guria, zu Deutsch Gurien. Daraus machten zaristische Beamte im 18. Jahrhundert «Gruzia». Dies wurde dann später von russophilen Deutschsprachigen zu «Grusien» eingedeutscht und vor allem in der DDR als Name für Georgien verwendet. Sprich Grusien für Georgien zu verwenden, ist nicht nur Anbiederung an russische Chauvinisten, es ist auch nachweislich falsch. Denn der korrekte Name für die Provinz lautet «Guria»/»Gurien» und für den Staat Georgien.

Bei Belarus ist die Sache ein bisschen komplizierter, weil ich hier erklären muss, was der Name «Rus» ursprünglich bedeutet hat, bevor mich die russophilen Deutschsprachigen und die russischen Chauvinisten mit Mistgabeln und Fackeln aufspüren können. Denn es ist den meisten Menschen klar, dass der Name «Belarus» nichts weiter als «weisse Rus» bedeutet. Aber da der Name «Rus» ursprünglich nichts mit Russland zu tun hatte, sondern Union oder Staatenbund bedeutet, wie zum Beispiel bei der Kiewer Rus, ist es falsch, Belarus als «Weissrussland» zu bezeichnen. Es ist nicht nur falsch, es ist auch ein Kotau an den derzeit von Moskau propagierten russischen Chauvinismus, der zu allem Übel auch noch ein Gross-Russland herbeizufantasieren versucht. Ein Gross-Russland, indem nicht-slawische, nicht-christlich-orthodoxe Menschen bestenfalls Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse wären. Wenn Sie mir das nicht glauben, können Sie gerne die Geschichte von Albert Razin nachlesen, einem udmurtischen Aktivisten, der sich selbst verbrannt hat, als Form des Protests gegen die Russifizierung, die bis heute noch von den Herrschern im Kreml vorangetrieben wird.

Aber zurück zu Belarus, liebe Leserinnen und Leser, denn nun sollte auch Ihnen klar sein, dass der Name «Belarus» nicht «Weissrussland», sondern auf Deutsch übersetzt eher «weisse Union» bedeutet, denn wenn man «Weissrussland» sagen wollen würde, müsste man auf Russisch «Belaya Rossiya» sagen. Darum sollte man heute den Namen «Belarus» verwenden, auch um die mutigen belarusischen Demonstrantinnen und Demonstranten zu ehren, die seit über sechs Wochen schon gegen die Herrschaft des Kolchose-Diktators und Moskaus Statthalter, Alexander Lukaschenko, demonstrieren. Diese Demonstrantinnen und Demonstranten lassen sich nicht mal davon abschrecken, dass Belarus das letzte Land Europas ist, indem die Todesstrafe noch vollstreckt und nicht mit einem Moratorium belegt oder abgeschafft worden ist und sie deshalb zum Tode verurteilt werden könnten.

Zu guter Letzt möchte ich daran erinnern, dass Namen eine Bedeutung haben und natürlich auch eine Form der Wertschätzung und des Respekts, oder ein Fehlen eben dieser, ausdrücken können. So wie man heute die Hauptstadt Sloweniens nicht mehr Laibach, sondern Ljubljana, und die Hauptstadt der Slowakei nicht mehr Pressburg, sondern Bratislava nennt, so sollte man auch Belarus und Georgien als Belarus und Georgien benennen, und nicht mit Namen hantieren, die von russischen Chauvinisten erdacht und verwendet wurden und werden. Aus Respekt gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern von Belarus und Georgien.

Der Kreml und die Causa Nawalny

Geehrte LeserInnen!

Vielfach wurde ich dieser Tage aufgefordert, meine Meinung zur Causa Nawalny kund zu tun. Zuallererst: Ich persönlich bin kein grosser Fan von Alexey Nawalny, er ist ein russischer Nationalist und Chauvinist, der ähnlich wie der KGB-Zwerg Putin von einem Gross-Russland auf den Territorien von Belarus, der Ukraine und Russland träumt, Kaukasier wie meine Wenigkeit hasst, dies kundtut, indem er Georgierinnen und Georgier als «Ungeziefer» beschimpft und 2008 während des Augustkriegs allen Ernstes vorgeschlagen hat, Tbilissi dem Erdboden gleichzumachen. Trotzdem finde ich, dass Alexey Nawalny ein Recht auf ein Leben und obendrauf auf ein Leben in Würde hat. Er mag mir das alles absprechen, ich werde mich nicht auf sein Niveau begeben. Deshalb hat es Alexey Nawalny, der Anti-Korruptions-Aktivist und Oppositions-Politiker, auch nicht verdient, so angegriffen zu werden wie bei diesem Anschlag durch den Kreml.

Und wie bei solchen Anschlägen üblich bestreitet der Kreml jegliche Beteiligung daran und versucht stattdessen, Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen und andere Narrative zu propagieren, sprich zu lügen. Aber gehen wir davon aus, dass in einem der dieser Tage vom Kreml verbreiteten Narrative ein Körnchen Wahrheit steckt. Stellen wir uns vor, dass Russland derart abgewirtschaftet ist, dass dort das organisierte Verbrechen mit Leichtigkeit an ein Nervengift und chemischen Kampfstoff kommt, um ein Attentat auf einen Oppositionspolitiker wie Nawalny durchzuführen. Was würde uns diese Tatsache sagen? Das Russland auf bestem oder schlechtestem Wege ist, ein «failed state», ein gescheiterter Staat, wie Libyen oder Somalia zu werden, weil die verantwortlichen Behörden die Kontrolle verloren haben, entweder durch Korruption oder durch Inkompetenz oder durch eine Kombination aus beidem. Alles in allem sind dies keine guten Nachrichten aus einem Land, das nachweislich ABC-Waffen hat, denn wie man in Russland, und damit meine ich nicht nur die Herrschaften im Kreml, selber zugibt, hat man ein grosses Problem mit islamistischem Terror im russisch-kontrollierten Nord-Kaukasus. Wenn schon heute angeblich das organisierte Verbrechen mühelos an so etwas wie «Novichok» kommt, dann bedeutet das, dass morgen irgendein Jihadist ohne Probleme an atomwaffenfähiges Material gelangen kann, um damit eine «schmutzige Bombe» zu bauen und diese in Moskau, St.Petersburg oder Murmansk zu zünden.

Wer wäre dann dafür verantwortlich, wenn dem so wäre? Doch wohl wahrscheinlich der, der sich seit über 20 Jahren an die Macht klammert wie ein Heroin-Süchtiger an die Spritze und nun länger herrscht, als es Stalin getan hat, nämlich kein anderer als der KGB-Zwerg Vladimir Putin. Sprich, selbst wenn in dieser grotesken Theorie, wonach es das organisierte Verbrechen und nicht der Kreml war, das versucht hat Alexey Nawalny mit dem Nervengift «Novichok» zu vergiften, so wäre am Ende der Hauptschuldige doch der KGB-Zwerg, denn unter seiner Herrschaft ist Russland offenbar so verkommen, dass das organisierte Verbrechen mühelos an gefährliche Kampfstoffe gelangt, die als Massenvernichtungswaffen gelten können. Dies bedeutet, dass die Herrschenden im Kreml wie der KGB-Zwerg und gestandene Männer wie Dmitri Peskow offenbar komplett überfordert sind und man Russland unter Zwangsverwaltung stellen sollte. Am besten unter Zwangsverwaltung von Georgierinnen und Georgiern wie Michail Saakaschwili und meiner Wenigkeit, denn immerhin konnte Georgien nach der «Rosenrevolution» unter der Regierung von Saakaschwili Korruption effektiv bekämpfen. Im Gegensatz zu der jetzigen russischen Regierung und den russischen Behörden, die offenbar schon lange vor ihren zahlreichen Aufgaben kapituliert haben und stattdessen nun allen möglichen Minderheiten und Fremden die Schuld am offensichtlichen Elend geben.

Aber jetzt ganz im Ernst: Nicht nur sind die Propaganda-Attacken aus Moskau dieser Tage geradezu grotesk, sie zeigen auch, warum Russland unter Putins Herrschaft kein normales Land ist, und man es deshalb auch nicht wie ein solches behandeln sollte. Die üblichen Mittel der Diplomatie taugen hier nichts, denn sie werden von den Herrschaften im Kreml als Zeichen der Schwäche gedeutet, weil man dort nur eine Sprache versteht: die der harten Hand. Deshalb sind Sanktionen und nochmals Sanktionen das Mittel der Stunde. Eine Rückkehr Russlands zu den G7/G8-Staaten wäre aus den gleichen Gründen derzeit nicht dienlich. Denn es kann nicht angehen, dass ein Staat, der Antikorruptions-Aktivisten mit Nervengiften umzubringen versucht, sich damit nicht zum Paria macht. Russland benimmt sich dieser Tage schlicht nicht wie ein zivilisiertes Land, und was die Kultur angeht: Eine gewisse Kultur konnte man auch bei Neandertalern feststellen. Das bedeutet noch lange nicht, dass man Russland im Allgemeinen und den Herrschern im Kreml im Besonderen nun einen Persilschein ausstellen sollte. Denn in all den Jahren davor sorgten diese Persilscheine und der dazugehörige «kritische Dialog» nur dafür, dass die Situation so schlimm werden konnte, wie sie jetzt ist. Und die Situation ist, dass Russland heute die Territorien von zwei Nachbarstaaten okkupiert und in Russland selber und im Ausland all jene zu ermorden versucht, die sich Moskaus vermeintlichen Interessen in die Quere gestellt haben. Dies alles zeigt, dass man Russland nun endlich Grenzen setzen muss, sonst erdreisten sich die Herrschaften in Moskau noch weiter und versuchen als nächstes, nicht nur den Bürgermeister von Prag oder Antikorruptions-Aktivisten zu meucheln, sondern vielleicht den deutschen Aussenminister oder den österreichischen Bundeskanzler.

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