Ein paar Anmerkungen zu den Ereignissen in Tbilisi.

Seit einigen Tagen wird in Georgien gegen die jetzige Regierung demonstriert, es gab schon mehr als 200 Verletzte und der Parlamentssprecher, Irakli Kobachidse, ist zurückgetreten. Als Auslöser, quasi der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, können die Ereignisse vom 19. Juli gesehen werden. An jenem Tag gastierte eine Delegation christlich-orthodoxer Politiker in Tbilisi, der Hauptstadt Georgiens. Dabei durfte der russische Abgeordnete Sergei Gavrilov eine Rede auf Russisch halten und auf dem Platz sitzen, der sonst dem Parlamentssprecher vorbehalten ist. Dies sorgte dafür, dass zuerst Oppositionspolitiker wütend das Parlamentsgebäude verliessen und es daraufhin zu Demonstrationen kam, bei denen nicht nur der Rücktritt von Kobachidse gefordert wurde, sondern auch den Rücktritt des Innen- und Premierminister, sowie die Auflösung des Parlaments und vorgezogene Wahlen.

Für Aussenstehende mögen dieses Verhalten und solche Forderungen der georgischen Bevölkerung eine überempfindliche Reaktion sein, doch man darf eines in diesem Fall nicht vergessen: Russland okkupiert völkerrechtswidrig durch seine Proxies zwanzig Prozent des georgischen Territoriums. Demzufolge ist Russland ein Aggressor und das Verhalten des russischen Abgeordneten Gavrilov im georgischen Parlament eine Provokation. Zwar versuchten georgische Regierungspolitiker die Demonstranten zu beruhigen, aber ihre Worte heizten die unzufriedene Menge nur noch mehr an. Vielen Georgiern scheint es, dass der Parteivorsitzende der Regierungspartei, Bidzina Ivanishvili, der keinen offiziellen Regierungsposten hat, aber eine Menge Hörige innerhalb «seiner Partei», das Land führt wie sein Unternehmen und Posten vergibt nicht aufgrund von Qualifikation, sondern ob der Betreffende bereit ist ihm gegenüber untertänig zu sein. Bei Kritik spielt Bidzina Ivanishvili einfach die Karte des guten, orthodoxen Christen…

Orthodoxer Chauvinismus. Georgiens wunder Punkt. Egal was Russland tut: Die Religion eint diese beiden Staaten und dann kommt Russland, einem Stalker-Ex-Freund gleich, ums Eck und flüstert: „Ja, ich bin schlimm, aber wir sind beide Christen und die anderen (Iran und die Türkei sind schlimmer). Damit spielen Russland und viele orthodoxe Chauvinisten innerhalb Georgiens auf die jahrhundertelange Unterdrückung Georgiens durch das osmanische- und Perserreich an. Nicht nur haben diese beiden gescheiterten Imperien Georgien so aufgeteilt, wie einen Kuchen, sie haben auch circa 2/3 der damaligen Gesamtbevölkerung verschleppt und versklavt. Georgiens Fürsten lebten damals in konstanter Angst davor, dass ihr eigenes Land entvölkert wird, wegen der chauvinistischen Politik der muslimischen Imperien. Bis 1783 der georgische König, Erekle II, sich dazu veranlasst sah bei Russland um Schutz zu ersuchen, weil er sich von einem christlichen Reich die Milde erhoffte, die es von den Persern und Osmanen nicht gab. So kam Georgien vom Regen in die Traufe. Denn das Bündnis mit Russland ist für Georgien toxisch. Nicht nur ist Russland selbst Geisel seines ureigenen Chauvinismus und der Xenophobie, sondern verfolgt eine irredentistische und imperialistische Politik, die dazu führt, dass Russland nach dem Motto agiert, «Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlage ich dir die Fresse ein», wie die jetzige Okkupation von georgischem und ukrainischem Territorium zeigt.

Interessanterweise sind die Kirchen in vielen christlich-orthodoxen Staaten so stark und haben so viel Einfluss auf die Politik wie noch nie in der Geschichte. Denn innerhalb christlich-orthodoxer Staaten wird, im Gegensatz zum Katholizismus, nicht der Patriarch der jeweiligen Landeskirchen oder der Patriarch von Konstantinopel als Stellvertreter Christi auf Erden gesehen, sondern der weltliche Herrscher. Somit zogen in der Vergangenheit die Kirchen in Staaten mit christlich-orthodoxer Bevölkerungsmehrheit im Kampf gegen die weltlichen Herrscher immer den Kürzeren. Heute hingegen mischt sich die Kirche gerne ins Tagesgeschehen ein und hetzt zum Beispiel gegen die jährliche Organisation der «Pride Parade» in Tbilisi.
DARUM braucht Georgien die Säkularität, wie die Luft zum Atmen. Wie bereits der gute Noe Jordania wusste, der erste Premierminister der Demokratischen Republik Georgiens, dessen Rechtsnachfolger die Republik von Georgien heute ist, schon vor hundert Jahren. Demzufolge würden mehr Säkularität und eine neue Regierung Georgien jetzt am Besten dienen. Denn mit jedem weiteren Tag, den sich Bidzina Ivanishvili und seine Lakaien an der Macht halten, wächst der Zorn in der Bevölkerung gegenüber der jetzigen, bigotten Regierung.

Interview with Reza Mohajer

Dear readers,

I had the great pleasure to interview the scholar and activist, Dr. Reza Mohajer* on  the ongoing reign of terror of the Iranian regime and what needs to change for an actual regime-change.  Here are the three main-questions, that needed long overdue answers.

1) How could it happen, that the regime can celebrate their forty years reign of terror?
The revolution in 1979 was collaboration between all groups who sought freedom, social justice and independence. Khomeini hijacked the revolution and used that opportunity to establish his vision of a theocratic state. He killed thousands of activists from leftist, nationalist and other groups in the process. The end result was a Islamic regime based on extreme interpretations of sharia law. The Islamic regime benefited from the hostage crises and cultural revolution which they closed universities for a few years to islamicize universities. When Saddam Hussein attacked Iran in 1981 a war began which lasted for 8 years making it a great opportunity for the regime in Iran to oppress the opposition and establish its new theocratic framework. Because of the absence of political parties inside of Iran and strong opposition from the outside creating external pressure enabled the regime to establish the idea of reform as an alternative to change. They were able to control the society while reducing the demand for democracy for over two decades. Finally because of corruption, nepotism, authoritarian rules, suppression, economic problems and power of ICTs (information communication technologies) majority of people understand that reform is not answer because it will not allow for change to be possible. Iranian society believes that for there to be change the whole system of current regime must be toppled. For 40 years people fought for their rights as much they could. Massive social movements in Iran under this Theocratic regime, challenged it and showed people’s demand for change. There are three major social movements in recent history, the student movement in July 1999, Green Movement in 2009 and Anti poverty movement in December of 2017 to January 2018.

2) What needs to be different for a regime change?
Iran’s Contemporary history for change is based on social movements. Change has to happen with Iranian people. They need to be united for a an independent grassroots movement to demand regime change from across the country to unify all civil society so every social movement and NGO is included which share common goals based on non-violent principles and secular democracy. They must also demand international relations based on the nation’s interest and world peace.

3) Who would you like to see in charge in Iran?
What we need is the right system which has to be a secular democracy regime and respect human rights values. We want to have democratic regime run by people with free elections. Iranians want to have a democracy run by the people not by a person or group. It is an inter-generational dream starting from the 1905 constitutional revolution.

*Reza Mohajer is a scholar, who holds in PhD in political science from the University of Hawaii at Manoa. He wrote the book: „Live Generation: Iran`s 1999 Student Uprising that opened the Door for Secular Democracy“ (New York; iUniverse, 2010) and is currently writting his new book.