Russland im Kaukasus: Eine Geschichte eines gescheiterten Imperiums und seiner Vasalen

Geehrte LeserInnen!

Aufgrund des nicht aufhörenden Konflikts in Nagorno-Karabagh widme ich mich hier und heute dem Kaukasus. Wie verschiedene Medien berichtet haben sicherte der Kreml Armenien Unterstützung in diesem Konflikt zu. Das Problem dabei? Russland sieht sich auch als Mediator, der einen Frieden arrangieren will zwischen Armenien und Aserbaidschan. Das ist nun ja etwas schwierig, wenn man eine Seite so offensichtlich bevorzugt, wie Moskau es in den Vergangen 26 Jahren mit Armenien getan hat.

Genau deshalb konnte Russland bisher weder einen Frieden noch einen Waffenstillstand arrangieren im Kaukasus: Weder in Baku noch in Tbilissi traut man einer russischen Präsenz.

Im Übrigen: Sollte die jetzige Unterstützung Armeniens einen „humanitären Korridor“ durch Georgien beinhalten, wird das Georgien in den Konflikt reissen, da:

 

  • dies ein direkter Eingriff in die territoriale Souveränität Georgiens darstellt,
  • die georgische Verfassung explizit russischem Militär die Präsenz auf georgischem Staatsgebiet verbietet.

 

Wie man unschwer erkennen kann, giesst Russland im Kaukasus Öl ins Feuer und kann deshalb nicht als Mediator gebraucht werden. Stattdessen agiert Russland dieser Tage, wie auch schon in der Vergangenheit, wie ein Feudalherr im Kaukasus. Dazu bedarf Russland der Unterstützung von Vasallen und Proxys, wie zum Beispiel den Kremlmarionetten in Abchasien, der Zchinwali-Region/Süd-Ossetien und auch, bis zu einem gewissen Grad, der Regierung in Jerewan. Diese biedert sich zu Zeiten immer wieder bei den Herrschaften im Kreml an und degradiert deshalb Armenien selber auf einen Vasalen-Status. Damit bekräftigt man den Kreml auch darin, den Kaukasus als ein russisches Mündel und die anderen südkaukasischen Republiken, Aserbaidschan und Georgien, als unartige, rebellische Kinder, die man zu züchtigen hat, anzusehen.

Es wäre deshalb mal an der Zeit für einen Mentalitätswandel in Bezug auf den Kaukasus. Es ist schädlich und dem Frieden nicht dienlich, sich in Bezug auf den Kaukasus, ja auf den ganzen post-sowjetischen Raum auf Russland zu verlassen, wie der über 26 Jahre anhaltende Konflikt um Nagorno-Karabagh und die Okkupation durch russische Proxys der Zchinwali-Region/Süd-Ossetien und von Abchasien beweist. Es bestärkt nicht nur den Grössenwahn der russischen Chauvinisten im Kreml und fördert Regression im Kaukasus selber. Es ist auch absolut unlogisch, eine Macht wie Russland, die direkt oder indirekt an einem Konflikt beteiligt ist, als Vermittler einzusetzen. Alles in allem wäre es deshalb wirklich an der Zeit den Kaukasus ohne russischen Zwischenhändler zu entdecken und mit den dortigen Staaten direkt in den Dialog zu treten.

Den Menschen im Kaukasus zu Liebe wäre es zu wünschen, dass man effektiv aufhört, angrenzende, gescheiterte Imperien wie eben Russland, den Iran und die Türkei in inner-kaukasische Konflikte und anderes einzubeziehen. Nicht nur sind Staaten wie Russland und der Iran derzeit alles andere als funktionierende Rechtsstaaten, man fördert so auch unbewusst eine Kolonialherrenpolitik in den von mir genannten Staaten, indem man diese Staaten in innerkaukasische Konflikte miteinbezieht. Dass man im 21.Jahrhundert solcherlei Neo-Kolonialismus Vorschub leistet ist für unsereiner nicht logisch.

Aber eine Erklärung für dieses groteske Haltung habe ich doch auf Lager: Wie ich schon in «Freiheit ist keine Metapher» geschrieben habe, so sehen sogenannte «Anti-Imperialisten» Imperialismus bei Politikern, Regierungen und Organisationen westlich der Dnjepr und nördlich des Mittelmeers. Die Staaten, die von «Anti-Imperialisten» dem sogenannten «Globalen Süden» zugerechnet werden, können hingegen nach dieser Theorie nie dem Imperialismus frönen. Trotz der gegenteiligen Geschichte, in denen viele Staaten, die nun dem «Globalen Süden» zugerechnet werden, eine Vergangenheit als brutale Kolonialherren haben. Der Relativismus und die Apologetik, die man deshalb betreibt, führen dazu, dass man Staaten wie Russland, wie dem Iran und wie der Türkei Persilschein nach Persilschein ausstellt, und dies wiederum führt dazu, dass man gescheiterten Imperien wie Russland und den Iran als akzeptable Vermittler bei innerkaukasischen Konflikten ansieht.

Solche gescheiterten Imperien brauchen deshalb Proxys im Kaukasus, zum einen um immer einen Fuss in der Tür zu haben, d.h. immer die Möglichkeit zu haben, dort zu intervenieren, und zum anderen aus Legitimitätsgründen. Dass diese Staaten de jure und de facto keinerlei Rechte haben im Kaukasus aktiv zu sein, ändert nichts daran, dass sie nach Legitimität lechzen. Obwohl letzteres kaum von jemandem, und erst recht nicht von sogenannten «Anti-Imperialisten», in Frage gestellt wird.

Und so ist die Geschichte des gescheiterten Imperiums Russland und seiner Vasalen um eine Episode reicher.

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Mein Senf zu den «frozen-conflicts» im Kaukasus angesichts der aktuellen Ereignisse

Geehrte Leserinnen und Leser!

Nun, da der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan aufgrund der Tatsache, dass Armenien Nagorno-Karabagh okkupiert, dieser Tage wieder aufflammt, dachte ich, dass ich als georgisch-stämmige Frau dazu meine Meinung kundtun werde.

Zuallererst: Es reicht nicht, wenn zivilisierte Staaten sagen, dass die Kämpfe im Kaukasus nun aufhören sollten, und damit sowohl Armenien wie auch Aserbaidschan gleich schelten. Denn damit wird man der Sachlage absolut nicht gerecht, weil nur ein Staat hier Gebiet okkupiert, und das ist in diesem Fall Armenien, das Nagorno-Karabagh seit Jahren besetzt hält und von dort alles vertrieben hat, was nicht christlich und armenisch ist, sprich sowohl schiitisch-muslimische Aserbaidschaner wie auch jüdische Taten (Berg-Juden), und damit ethnische Säuberungen begangen hat.

Die Tatsache, dass Nagorno-Karabagh besetztes Gebiet ist, wird von den meisten zivilisierten Staaten wie auch Rechtsexperten als unumstritten angesehen. Nur solche Entitäten wie die sogenannten «Volksrepubliken» im Donbass und andere Kreml-Proxys wie Abchasien und die Zchinwali-Region/Süd-Ossetien anerkennen den Nagorno-Karabagh als Teil Armeniens oder gar als unabhängigen, zweiten armenischen Staat.

Das ist noch nicht alles: Pashiniyan, der jetzige armenische Premierminister, ist praktisch der Schosshund des Kremls und des iranischen Regimes im Süd-Kaukasus, und nicht nur das, in Armenien selber wird er von Hardlinern angetrieben, die von einem Gross-Armenien auf den Gebieten der heutigen Türkei (Van-See), Georgien (der Provinz Javakheti) und natürlich von Nagorno-Karabagh träumen. Aber unter diesen Hardlinern gibt es einige, denen auch das nicht genug ist, und die davon träumen die Stadt Ganja, die auf Armenisch «Gandzak» heisst, einzunehmen und sie zu einem Teil Gross-Armeniens zu machen. Als Legitimitätsgrundlage ziehen sie die armenische Minderheit, die in Ganja lebt, heran und die Tatsache, dass ein wichtiger Denker des armenischen Volkes, der Gelehrte Mkhtiar Gosh, in Ganja geboren wurde. Dazu muss man wissen, dass selbst zu Lebzeiten von Mkhtiar Gosh Ganja nicht mehr rein-armenisch gewesen ist, und anno dazumal Teil des Königreichs Georgien war. Mkhtiar Gosh war sogar Beamter am Hofe der georgischen Könige!

Die Tatsache, dass Pashiniyan, um diesen Hardlinern und den Herrschern in Teheran und Moskau zu gefallen, seit Ende dieses Sommers aserbaidschanisches Staatsgebiet beschiessen lässt, somit Zivilistinnen und Zivilisten gefährdet und damit obendrauf den Export von aserbaidschanischem Erdöl und Gas nach Israel und nach Georgien aufs Spiel setzt, wie die  «Jerusalem Post» und andere Medien berichtet haben, spricht für sich. Pashiniyan, der während der Covid-19-Pandemie komplett versagt hat*, spielt nun mit dem Feuer, um sich bei Hardlinern und seinen Herrschern in Teheran und Moskau anzudienen. Damit riskiert er einen Flächenbrand in der Region zu entfachen. Angesichts der immer noch wütenden Covid-19-Pandemie und der Tatsache, dass der Kaukasus ein Fleckenteppich an Kulturen ist, der schwer zu befrieden ist, ist eine solche Politik gemeingefährlich, wenn auch nicht überraschend für mich. Wie die «Jerusalem Post» spekuliert, hat Pashiniyan den Beschuss von aserbaidschanischem Staatsgebiet eventuell auf Geheiss Teherans getan, um so den Export von aserbaidschanischem Öl in den Judenstaat zu riskieren. Ich halte das für nicht unwahrscheinlich. Wie es meiner Meinung auch möglich ist, dass Pashiniyan dies für Moskau getan hat, oder auch nur für die Hardliner zu Hause. Generell ist es so, dass Armenien sich in den letzten Jahren von Russland in dessen Konflikte hat reinziehen lassen und heute das wahrscheinlich russophilste Land innerhalb der süd-kaukasischen Republiken ist. Dies führt nicht dazu, dass Moskau Jerewan respektiert, sondern Jerewan wie ein Kolonialgebiet behandelt, und mitunter sogar schikaniert.

Moskau hat in vielen «frozen conflicts» im Kaukasus seine Finger mit ihm Spiel, wie zum Beispiel in Abchasien und der Zchinwali-Region/Süd-Ossetien. Sich dann auf Moskaus Spiel absolut ohne jede Notwendigkeit einzulassen, ist meiner Ansicht nach kein Zeichen von Stärke oder Patriotismus, es ist ein Zeichen dafür, dass man sich selbst zu einer Proxy des Kremls degradiert, um für Moskaus Konflikte sein Leben und seine Gesundheit zu riskieren, und somit ein Zeichen von Schwäche. Das ist nicht gleichzusetzen mit dem Kampf Georgiens für territoriale Integrität.

Zu guter Letzt ein paar Worte an die armenischen und andere christliche Chauvinisten, die hier mitlesen und das mit Schaum vor dem Mund tun: Ich schulde Armenien keine Solidarität, nur weil sowohl Armenien wie auch Georgien zu den ersten christlichen Nationen dieser Erde gehören. Erstens bin ich keine Christin und zweitens werde ich nicht zulassen, dass sich Georgierinnen und Georgier und Israelis sich diesen Winter die Hintern abfrieren, nur damit man in Jerewan im Grössenwahn schwelgen kann, oder, was genau so schlimm wäre, sich mit solch fahrlässiger Politik den Herrschaften im Kreml und Teheran anbiedert.

Pashiniyan soll sich mal den zahlreichen Problemen zuwenden, die Armenien derzeit heimsuchen, wie die Pandemie und Korruption, bevor er den erfolgreichen Feldherrn zu mimen versucht.

*Armenien hat die höchste Rate von Covid-19-Toten im ganzen Süd-Kaukasus. Armenien hat 15 Mal mehr Tote zu beklagen als Georgien, trotz der Tatsache, dass Georgien mehr Einwohnerinnen und Einwohner hat als Armenien.

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