Die Revolutionen in den Ex-Sowjetstaaten und der Kreml: Ein Quickie!

Geehrte LeserInnen!

Aufgrund des Wunsches einer armenisch-iranischen Freundin, die aussieht wie die junge Elizabeth Taylor und treffenderweise einen Namen hat, der auf Deutsch übersetzt «Venus» bedeutet, schreibe ich heute über Revolutionen in Staaten wie Armenien, Georgien, der Ukraine und nun auch Belarus.

Im Grunde genommen befindet sich der Kreml dieser Tage in einer ausweglosen Situation, die er nur verlieren kann, was Belarus angeht. Weil die Situation in Belarus nur zu zwei Szenarien führen kann, entweder zu Revolutionen wie der «Rosenrevolution» in Georgien (2004) und den beiden Revolutionen am Maidan in der Ukraine (2004 und 2014), oder zu einer «sanften Revolution» wie in Armenien (2018), die Pashiniyan an die Macht schwemmte.

Selbst wenn die kommenden Tage zu einer «sanften Revolution» wie in Armenien 2018 führen, so verliert der Kreml, denn alleine durch die geographische Nähe von Belarus zu Polen und den baltischen Staaten wird eine Annäherung von Belarus an westlich orientierte, europäische Staaten unumkehrbar. Dem Kreml schwimmen die Felle davon, und ein Einmarsch in Belarus ist keine Option für den Kreml, da dies zu noch mehr Sanktionen und zu noch mehr Isolation führen wird. Das ist etwas, dass der KGB-Zwerg, der sich aufgrund seines Missmanagements der Covid-19-Pandemie, der schwächelnden Wirtschaft, der allumfassenden Korruption und der Tatsache, dass sich das organisierte Verbrechen wieder ans Tageslicht traut, zunehmend unter Druck gesetzt sieht, nicht brauchen kann. Auch lohnen sich die kleinen imperialistischen Abenteuer Russlands der letzten Jahre nicht für den Kreml, stattdessen entwickeln sie sich zunehmend zu einem Kostenfaktor ungeahnten Ausmasses.

Selbst die russischen Proxys wie Abchasien und die Zchinwali-Region/Süd-Ossetien entgleiten dem Kreml zusehends und er muss immer mehr Geld dorthin pumpen, um die dortigen Statthalter an der Macht zu halten und milde zu stimmen. Weil zum Beispiel in Abchasien verschiedene Fraktionen der dortigen Kreml-Proxys sich spinnefeind sind und sich deshalb gegenseitig bekämpfen, bis hin zu regelmässigen Stürzen der «Regierungen», die durch Revolten vor dem «Präsidentenpalast» und dem «Parlament» ausgelöst werden. In der Zchinwali-Region/Süd-Ossetien, die seit der Okkupation durch Kreml-Proxys einer auferstandenen Sowjetunion zu Breschnews Zeiten im Miniformat gleicht, im Gegensatz zu Abchasien, das eine Mafiarepublik am Schwarzen Meer ist, inklusive KGB und Versorgungsengpässen bei Grundnahrungsmitteln wie Milchprodukten. Nun wird deshalb und wegen der Tatsache, dass die Behörden in der Zchinwali-Region/Süd-Ossetien immer schamloser foltern, und dieses Mal war dieser Elende ein Ossete, der zu Tode gefoltert wurde. Dieser Mord brachte das Fass zum Überlaufen für die Osseten in Zchinwali. Nun wurde auch in Zchinwali demonstriert, was zwar nichts bringen wird, weil der Kreml immer noch fest hinter Anatoliy Bibilov, dem «Präsidenten» von Süd-Ossetien steht, und man sich in Europa schon kaum dafür interessiert, was in Belarus passiert. Aber immerhin, es wird jetzt demonstriert und die Tatsache, dass der Kreml zunehmend die Kontrolle über Territorien zu verlieren droht, die zusammengenommen weniger Einwohner als ein Moskauer Stadtviertel haben, spricht für sich. Der Kreml und der KGB-Zwerg haben keinen «Plan B» zur Hand, und der KGB-Zwerg, obwohl er auch schon 68 Jahre alt ist, weigert sich, einen Nachfolger aufzubauen aus Angst davor, geschasst zu werden wie anno dazumal Chrustschow. Dies trotz der Tatsache, dass der KGB-Zwerg bald länger an der Macht ist als es Stalin war. Dazu kommt, dass auch Menschen, die früher unter dem Joch des Sowjet-Imperiums gelebt haben, zunehmend genug von russischem Chauvinismus, der aggressiven Aussenpolitik Moskaus und den Statthaltern des Kremls in ihren Ländern haben.

Wie ich schon in früheren Beiträgen schrieb, so bedeutet dies, dass man sich in Zukunft auf noch mehr Proteste und «Farbenrevolutionen» in Staaten, die früher zum Sowjet-Imperium gehörten, gefasst machen darf, egal was die Autokraten und Despoten von Moskaus Gnaden heute beteuern. Man muss sich nur in Erinnerung rufen, wie sicher sich der Kolchose-Diktator Lukaschenko fühlte, und nun wird seit sechs Wochen in Minsk, Gomel und Grodno demonstriert und man hört nicht auf zu demonstrieren, nur weil der Kolchose-Diktator es so will. Denn es ist Fakt, dass die Kombination von Korruption, Nepotismus, Rechtlosigkeit und fehlenden Menschen- und Bürgerrechten auch im post-sowjetischen Raum keine Zukunft hat.

Somit unterstreiche ich nochmal, wie wichtig es ist, die Zivilgesellschaft in Staaten wie Belarus, der Ukraine und im Kaukasus stärken, damit diese gerüstet ist gegen die Propaganda und dergleichen aus Moskau. Denn die Zukunft hat gerade erst begonnen und diese Zukunft beinhaltet keine Renaissance des Sowjet-Imperiums, sondern die weitere Ablösung von Staaten, die einst zum Sowjet-Imperium gehörten und nun die Unabhängigkeit erlangt haben. Diesen Fakt sollten sowohl der KGB-Zwerg im Kreml wie auch (semi-professionelle) Kreml-Apologeten endlich akzeptieren, damit Russland sich auf die zahlreichen Problemen konzentrieren kann, die das Land plagen und bisher aufgrund eines imperialistischen Grössenwahns nicht gelöst werden konnten. Denn die Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen, weder in Minsk noch in Tbilissi.

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Bekenntnisse eines Vatanforoosh*: Es ist nicht nur das Regime

Geehrte LeserInnen!

Es freut mich hier mitzuteilen, dass ich wieder einmal eine Episode zu meiner allseits beliebten Reihe «Bekenntnisse eines Vatanforoosh» hinzufügen kann und darf. Auch heute geht es darum, wie IranerInnen, ja ich rede von durchschnittlichen IranerInnen, und nicht das iranische Regime echten Fortschritt im Iran sabotieren.

Zuallererst müssen wir über sogenannte «Ehrenmorde» reden. Nach Angaben der Nachrichtenseite «Iran Journal» sind 30% der Morde im Iran Ehrenmorde, nach Angaben von «Iran International» aus London sind nur 20% der Morde im Iran sogenannte Ehrenmorde. Wie dem auch sei. Tatsache ist das mindestens 1/5 der Morde sogenannte «Ehrenmorde» sind, bei denen männliche Angehörige eine reduzierte Strafe von höchstens 10 Jahren Gefängnis kriegen und einem lächerlich geringen Blutgeld, das sie entrichten müssen, wenn sie ihre weiblichen Angehörigen aus vermeintlich verletzter Ehre ermorden. Dies im Vergleich zu einem «normalen Mord», für den man in der Islamischen Republik Iran hingerichtet werden kann.

Ein «Ehrenmord», der den Iran in den letzten Wochen erschüttert hat, war der Mord an der vierzehnjährigen Romina Ashrafi aus Gilan, die im Schlaf von ihrem Vater, Reza Ashrafi, enthauptet wurde. D.h. ihr eigener Vater handelte wie ein IS-Terrorist. Und bevor die iranischen Apologeten wieder aus ihren Löchern kriechen und die arabische Invasion vor 1400 Jahren, türkische Nomadenstämme aus Zentralasien, die Pasdaran/Revolutionsgarden, Basiji und andere für diese barbarische Untat verantwortlich machen, möchte ich daran erinnern, dass niemand in das Haus der Ashrafis eingebrochen ist und den Vater von Romina Ashrafi gezwungen hat, seine eigene(!) Tochter mit einer Sichel zu enthaupten, während sie geschlafen hat. Das hat er ganz alleine getan! Wie auch all die anderen iranischen Männer, die diese Ehrenmorde begangen haben!

Überhaupt diese Schulduzuweisungen von IranerInnen, die allen möglichen Persönlichkeiten und Ereignissen die Schuld dafür geben, dass der Iran heute in dieser erbärmlichen Lage ist, ist widerlich und verhindert meiner Ansicht nach echten Fortschritt. Weder die Tatsache, dass Alexander der Grosse Persepolis abgefackelt hat, dies nachdem die Perser Athen abgefackelt hatten, noch die arabische Invasion und die anschliessende Islamisierung vor 1400 Jahren können noch als Entschuldigung dafür dienen, dass der Iran heute Probleme bis zum Abwinken hat. Ich kann diese billigen Entschuldigungen nicht mehr hören.

Was ich auch nicht mehr hören kann und will, sind diese mentalen Wichsvorlagen von persischen Chauvinisten, Imperialisten und Irredentisten! Das iranische Regime ist seit nunmehr 41 Jahren an der Macht und kann theoretisch noch 41 weitere Jahre an der Macht sein, weil gewisse Iraner sich lieber in Grossmachtsfantasien von der Auferstehung des Perserreiches hingeben, anstatt im hier und heute sich dem Regime in den Weg zu stellen und dieses herauszufordern. Ich bin es wirklich leid, von IranerInnen beschimpft, erniedrigt und bedroht zu werden und gesagt zu bekommen, dass Georgien kein «richtiges Land», ein «Shithole» oder gar «Teil des Iran» sei, während der Iran selber im tiefer im Unglück versinkt.

Es ist erbärmlich, dass erwachsene Menschen sich so gebären und lieber tausendundeine Erklärung dafür herbeizaubern, warum der Iran heute so abgewirtschaftet ist oder warum ihrer Meinung nach Georgien integraler Teil des Iran ist anstatt sich mit der nunmehr einundvierzigjährigen Terrorherrschaft der Mullahs auseinanderzusetzen und diese so bald wie möglich zu beenden.Übrigens, eine Erklärung, die ich in den letzten Tagen oft hörte, war die, dass Georgien deshalb Teil des Iran sei, weil Schah Abbas der vermeintlich Grosse die georgische Prinzessin Martha Bagration/Martha Khanum geehelicht hat. Wenn dem so wäre, dann wäre Österreich eine französische Provinz, weil Marie Antoinette eine gebürtige Österreicherin aus dem Hause Habsburg gewesen ist.

Sie sehen nun, mit was für Wahnsinn sich unsereiner dieser Tage rumschlagen muss. Darum bin ich der Meinung, dass nicht nur das Regime für die zahlreichen Probleme des Iran und der Region verantwortlich ist, sondern auch viele IranerInnen selber es sind. Nicht nur deshalb, weil das Regime und dessen Anhänger sich aus der Masse der iranischen Bevölkerung rekrutieren, sondern auch, weil antiklerikale Oppositionelle sich lieber im Ruhm vergangener Tage und von gescheiterten Imperien sonnen, anstatt im hier und heute dem Regime den Gar aus zu machen. Denn es ist weder die Aufgabe der Tzahal/IDF noch von KurdInnen oder GeorgierInnen, den Iran zu befreien. Es ist die Aufgabe der IranerInnen selber. Es ist mir auch absolut unverständlich, wie erwachsene Menschen mit Bildung denken können, dass sie dazu auserkoren sind, ein Imperium auferstehen zu lassen, das vor mehr als 200 Jahren gescheitert ist, und dann nicht nur über den Iran, sondern auch über Bahrain, Armenien, Georgien, Aserbaidschan und andere Länder zu herrschen. Nicht nur ist es mir absolut unverständlich. Mir ist auch bewusst, dass diese Mentalität im hier und jetzt den Regime-Change und damit Fortschritt verhindert.

Zu guter Letzt an die IranerInnen, die denken, dass es nur eine Frage von Wochen und Monaten ist, bis das Regime Geschichte** ist, und dass das Regime heute dort ist, wo die Sowjetunion in den Achtzigern war: Warum lernt ihr nichts aus den Fehlern von damals? Ich darf daran erinnern, dass die Sowjetunion nicht nur ökonomisch gescheitert ist, sondern auch auseinanderbrach. Denkt ihr wirklich, dass all die AserbaidschanerInnen, KurdInnen, Ahwaz-AraberInnen und andere Minderheiten glücklich über eure Herrschaft und euren Chauvinismus sind? Glaubt ihr wirklich, dass die GeorgierInnen und andere Kaukasusvölker glücklich unter eurer Knutte gelebt haben? Wie ich schon oft gesagt habe: Zu viele IranerInnen verstehen den Zusammenbruch der Sowjetunion nicht als Warnung, sondern als Einladung. Unteranderem darum ist das Regime bis heute noch an der Macht. Unteranderem deshalb sind Nicht-IranerInnen wie meine Wenigkeit dazu gezwungen, uns gegen das Regime von Teheran zu engagieren. Genau deshalb verfasse ich Texte, wie diesen hier. Weil Teile der antiklerikalen iranischen Opposition in den letzten 41 Jahren ihre Unfähigkeit, mit dem Regime fertig zu werden, demonstriert haben und weil dieses Regime bis heute die Welt erpresst, Nicht-IranerInnen wie die australisch-britische Wissenschaftlerin Kyle Moore-Gilbert als Geiseln nimmt und den Juden unter den Staaten, Israel, bedroht und terrorisiert. Genau darum ist meine Kritik notwendig, weil es eben nicht nur das Regime, sondern auch das Versagen der durchschnittlichen IranerInnen ist, das dieses Regime an der Macht hält.

 

*Vatanforoosh bedeutet auf Persisch «Landesveräter» und so nennen mich IranerInnen, weil ich als Georgierin nicht auf Georgiens Unabhängigkeit verzichten will, kein Farsi spreche, mich der persischen Kultur nicht zugehörig fühle und nicht bereit bin, für den Iran zu sterben. Den IranernInnen, die in mir deshalb eine Landesverräterin sehen, sei gesagt: «Dissent is the highest form of Patriotism» (dt. Dissens ist die höchste Form des Patriotismus.)

**Das sind übrigens Sätze, die ich schon 2009 gehört habe. Danach hatten zum Beispiel die Ukrainer eine erfolgreiche Revolution auf dem «Maidan», aber  der Iran wird bis heute von irren Fanatikern regiert.

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