Bekenntnisse eines Vatanforoosh*: Georgien und Iran

Liebe Leserinnen und Leser!

Es ist wieder mal Zeit für eine meiner Polemiken zum Land der Arier, dem Iran. Denn die iranische Opposition im Exil hat versagt, das Regime der Islamischen Republik hat immer noch das Sagen in Teheran, und anstatt sich die Wunden zu lecken und sich etwas Neues zu überlegen, verfällt man wieder in imperialistisches Denken und groteske und grössenwahnsinnige Fantasien.

Dazu gehört, wie könnte es auch anders sein, die Einnahme und Okkupation des Kaukasus, inklusive meiner Heimat Georgien. Letzteres ist aber dieser Tage zu einem Witz verkommen, zumindest für mich, weil Georgien nunmehr ein EU-Beitrittskandidat ist, und im Iran immer noch ein Henkersregime regiert, das unschuldige Menschen am helllichten Tag an Baukränen erhängt.

Währenddessen fantasieren nunmehr die Anhänger und Anhängerinnen von Reza Pahlavi, dass dieser nach Georgien fliegen könnte, sobald er dort gelandet wäre direkt zum König gekrönt würde und dann sofort das Kommando der Streitkräfte übernehmen würde, um eine Armee zu haben, um den Iran zu befreien.

Das ist fast noch dümmer als der Jahrzehnte alte Glaube, dass Artesh, das ist die reguläre Armee des Iran, kurz davor sei, den Iran vom Mullahpack zu befreien!  Aber leider weit verbreitete Denke in bestimmten Oppositionskreisen, und natürlich profitiert von dieser Denkweise das Regime, welches schon bald sein 45 jähriges Jubiläum feiern kann.  Dies dank der Inkompetenz und dem persischen Chauvinismus, die in gewissen Kreisen der iranischen Opposition Urstände feiern können!

Darum sage ich wieder und wieder, dass die iranische Opposition über die Bücher gehen und endlich aufhören muss Strategien aus der Vergangenheit, die schon anno dazumal zum Scheitern verurteilt waren, zu recyclen.  Georgien ist jetzt ein EU-Beitrittskandidat, über 80% des georgischen Elektorats wollen die EU- und NATO-Mitgliedschaft und auch in den anderen südkaukasischen Republiken will niemand Teil eines gescheiterten Imperiums wie der Iran oder Russland sein.

Der Iran dagegen könnte innerhalb von Jahrzehnten unbewohnbar werden aufgrund der  sich immer stärker verschlimmernden Wasserkrise, und ist jetzt schon eine Bedrohung für Israel, aber auch, durch die Shaheed-Drohnen, für die Ukraine und Rumänien.

Genau deshalb sollte die iranische Opposition im Exil nicht wertvolle Zeit und Resourcen verschwenden, um von einer Wiederauferstehung der Perserreiche zu träumen, und stattdessen Ideen und Pläne erarbeiten, um das Mullahregime zu stürzen und den Iran in ein modernes Land zu verwandeln, genau damit der Iran nicht am gleichen Punkt endet, wo Russland heute ist, wo der Chauvinismus und Irredentismus gesiegt haben, und eine Chance auf Zukunft der Vergangenheit angehört.

* Vatanforoosh bedeutet auf Persisch «Landesverräter» und so nennen mich Iraner, weil ich als Georgierin nicht auf Georgiens Unabhängigkeit verzichten will, kein Farsi spreche, mich der persischen Kultur nicht zugehörig fühle und nicht bereit bin, für den Iran zu sterben. Den Iranern, die in mir deshalb eine Landesverräterin sehen, sei gesagt: «Dissent is the highest form of patriotism» (dt. Dissens ist die höchste Form des Patriotismus.)

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Navalny und der Augustkrieg

Geehrte Leserinnen und Leser!

Dieser Tage wird man viel über die Verurteilung des russischen Oppositions-Clowns, Alexey Nawalny sprechen, und diese zu Recht verurteilen. Denn der russische Chauvinist und Antikorruptionsaktivist Nawalny wurde zu Unrecht ins Straflager gesteckt.

Seine ungerechte Strafe sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nawalny alles andere als ein Heiliger ist, trotz der Tatsache, dass seine seltsamen Anhänger ihn als Heiligen und Märtyrer ansehen, sondern ein russischer Chauvinist und bisweilen auch Nationalist, der Juden, Jüdinnen, die Bewohnerinnen und Bewohner des Kaukasus und LGBT-Menschen nur zu gerne verunglimpft, beschimpft und bedroht. Dazu werde ich unten einen Link des ukrainischen VOA-Journalisten Ostap Yarysh verlinken.

Über was man, meiner Ansicht nach, tatsächlich sprechen sollte, ist hingegen der Augustkrieg, den Nawalny übrigens seinerzeit unterstützt hat und ironischerweise dem Kreml damals vorgeworfen hat, nicht hart genug gegen Georgien vorzugehen.

Nur zur Erinnerung: Der Augustkrieg war der erste Krieg auf europäischem Boden im 21. Jahrhundert, der Krieg, den Russland gegen Georgien vom Zaun gerissen hat und für den es vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu einer finanziellen Wiedergutmachung an Tbilisi verurteilt wurde. Genau dieser Krieg jährt sich nun zum 15. Mal.

In diesen 15 Jahren hätten die Kultisten rund um Nawalny nun wahrlich mehr als genug Zeit gehabt, Putin zu stürzen, Korruption zu bekämpfen, den Krieg in der Ukraine zu verhindern und zu zeigen das Russland mehr zu bieten hat, als die Elendsgestalten im Kreml im Angebot haben.

Aber das alles ist nicht passiert, denn eines muss ich klarstellen: Ich habe grössere Chancen, Scarlet Johansson zu ehelichen, als dass Alexey Nawalny Präsident wird. Er ist nur ein blauäugiger Russe, dessen Arroganz ihm zum Verhängnis wurde und er deshalb möglicherweise in einem stalinistischen Gulag sein Ende finden könnte.

Was nunmehr wirklich wichtig ist: Russland so zu schwächen, dass der Kreml für Jahrzehnte keine solchen Kriege wie den Augustkrieg und die jetzige Invasion der Ukraine führen kann und Russland als Ganzes aufhört, seine Nachbarn in der Region zu bedrohen und zu terrorisieren.

Darum ist es von enormer Wichtigkeit, dass Länder wie die Ukraine, Georgien und Moldawien so bald wie möglich die EU- und NATO-Mitgliedschaft bekommen und Belarus alsbald demokratisiert wird. Dann wird es auch egal sein, welcher Möchtegern-Zar im Kreml das Sagen haben wird.

Ostap Yarysh on Twitter: „Many in the West praise Russian opposition leader #Navalny and the Oscar-nominated documentary about him. But there’s something else to remember: Being anti-Putin doesn’t negate Navalny’s imperialist and chauvinist views. Let’s take a look at specific examples in this thread 🧵 https://t.co/QENxE6gTps“ / X

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