Von den Leiden eines Musterschülers

Geehrte Leser!

In diesem Beitrag befasse ich mich mit den südkaukasischen Republiken, genauer mit Georgien. Nach dem britischen Experten Edward Lucas, verliert der Westen an Einfluss beim Musterschüler der südkaukasischen Republiken, nämlich Georgien. Dies passiert während autoritär regierte Staaten wie China und Russland an Einfluss gewinnen. Lucas, Vize-Präsident des Zentrums für Europäische Politik Analyse, sagte dies in einem Interview mit dem ukrainischen Sender «Hromadske TV».

Warum das so ist, werde ich hier erläutern. Zuallererst muss man sich ansehen, wie Georgien in den Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der «Rosenrevolution» von der Weltgemeinschaft behandelt wurde. Die Bundesrepublik Deutschland (und die neuen Bundesländer nach dem Zusammenbruch der DDR) konnte in den fünfziger Jahren von den Segnungen des Westens profitieren konnte, indem sie in die NATO aufgenommen wurde und «Rosinenbomber» West-Berlin versorgt haben, und das alles trotz den Tatsachen, das Deutschland für den zweiten Weltkrieg verantwortlich und für den Genozid an meinem Volk war. Georgien dagegen wird im Regen stehen gelassen, trotz der Tatsache, dass Georgien sich selber demokratisiert hat, nach der «Rosenrevolution» die allumfassende Korruption erfolgreich bekämpft wurde, wie die Einstufung auf dem Korruptions-Index von «Transparency International» beweist, und die Okkupation von 20% des georgischen Territoriums durch die Proxies des Kreml erdulden muss.

Es ist gut, wenn Leute wie Anders Fogh Rasmussen und Edward Lucas endlich davon sprechen, dass das sogenannte «deutsche Modell» auch in Georgien angewendet werden könnte, bei dem nur der Teil Georgiens NATO-Mitglied wird, der derzeit unter der Kontrolle der Regierung in Tbilisi ist, und die Mitgliedschaft der Teile Georgiens, die derzeit von Moskaus Proxies kontrolliert werden, aufgeschoben wird. Diese Einsicht kommt in meinen Augen aber ein bisschen spät. Allerdings nicht zu spät, denn Georgien hat eine lebendige Zivilgesellschaft, die anpacken kann.

Wer hingegen den Fortschritt verhindert und dem Anschluss an den Westen oft im Wege steht, ist das Patriarchat der autokephalen Georgisch Orthodoxen Kirche, die trotz der Tatsache, dass Kreml-Proxies zwanzig Prozent von Georgien besetzt halten und dafür verantwortlich sind, dass fast 10% der Gesamtbevölkerung Binnenflüchtlinge sind, die sogenannte «orthodoxe Bruderschaft» mit Russland hinaufbeschwören und christlich-orthodoxen Chauvinismus propagieren. Das Verhalten des Patriachats ist einer der Gründe, warum Georgien meiner Ansicht nach eine strikt säkulare Verfassung braucht. Das Verhalten des Klerus des Patriachats hat einen historischen Hintergrund, da aufgrund von konstanter Aggression von Seiten des osmanischen- und des Persischen Reiches der georgische König Erekle II sich veranlasst sah, den am nächsten liegenden Staat gleicher Religion, Russland, um ein Militärprotektorat zu ersuchen. Russland nutzte Georgiens Schwäche kaltblütig aus und okkupierte Georgien von 1801, mit einer kurzen Unterbrechung von 1918 bis 1921, bis 1991, als Georgien es nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schaffte endgültig die Unabhängigkeit zu erlangen.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass die vorherige Okkupation durch die Osmanen und Perser und die damit einhergehenden Verbrechen vergeben und vergessen sind. Ganz im Gegenteil, fürchten viele christliche Georgier zu Recht die imperialistische und irredentistische Politik des Teekessel-Diktators vom Bosporus. Mit dem Teekessel-Diktator ist natürlich Recep Tayyip Erdogan gemeint! Hinzu kommt, dass die Politik Teherans in naher Zukunft bestenfalls unvorhersehbar ist und zwischen dem Iran und dem schönen Iberien sowie dem rauen Kolchis nur Armenien und Aserbaidschan liegen, beides keine militärischen Grossmächte. Dies ist vor allem deshalb beunruhigend, wenn man bedenkt, dass der Iran, durch die Tatsache, dass er Rechtsnachfolger der Perserreiche ist, buchstäblich einige kaukasische Leichen im Keller hat. Somit ist ein NATO-Beitritt Georgiens in naher Zukunft unausweichlich und Leute wie Edward Lucas und Anders Fogh Rasmussen sollten überlegen, wie er auf schnellstem Wege initiiert werden kann. Damit das Leiden des Musterschülers endlich aufhört und Georgien nicht mehr nur als Mündel von gescheiterten Imperien angesehen wird.

Die Heuchelei der BDS-Aktivisten angesichts des echten Imperialismus

Geehrte Leser!

Erst kürzlich wurde wieder ein Dorf durch Stacheldraht aufgeteilt, die Landesgrenze eines legitimen Staates durch kolonialistische Truppen weiter verschoben. Ausländische Botschafter haben den Ort der Tragödie mit einer Kaltschnäuzigkeit und Gleichgültigkeit besucht, die ihresgleichen suchen, während die Dorfbewohner ihnen vom Leben in ihrem aufgeteilten Dorf erzählten, davon, wie sie von der Besatzermacht gefangen genommen und gefoltert wurden, wie ihr Haus angezündet wurde und bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Von über zehn Jahren eines unmenschlichen Lebens. Wie ein einundsiebzigjähriger Mann seinen Garten mit seiner Obstplantage verloren hat, seine einzige Einkommensquelle, und wie er manchmal, von weitem, seine Apfelbäume betrachtet. Nun kann man denken, dass sich zumindest zivilgesellschaftliche Aktivisten in Amerika und Europa, aus Solidarität, für dieses Dorf und weitere Menschen, die unter der Okkupation von 20% ihres Heimatlandes leiden, und 10% der Bevölkerung, die deshalb zu Binnenflüchtlingen wurden, demonstrieren und zu einem Boykott von Waren und Dienstleistungen des Besatzers aufrufen werden.

Dies wird allerdings nicht geschehen, da es um das Dorf Gugutiantkari in Georgien geht und es sich bei der Besatzermacht, die Grenzen verschiebt, um Russland handelt. In diesem Fall gilt: No Jews! No News! Es interessiert kaum jemanden, da man hier nicht irgendwelche Juden für die Situation verantwortlich machen kann. Hinzu kommt, dass viele Leute den Kaukasus und die kaukasischen Republiken wie Armenien, Aserbaidschan und Georgien immer noch als Mündel von gescheiterten Imperienwie Russland, der Türkei oder dem Iran ansehen, und nicht als eigenständige Entitäten. Somit ist es leicht, über die völkerrechtswidrige Besatzung der Zchinwali-Region (Süd-Ossetien) und von Abchasien durch Russland hinwegzusehen, während man weiterhin mit Schaum vor dem Mund fordert, Wein von den Golan-Höhen zu boykottieren. Geflissentlich wird auch ignoriert, dass Russland, ermutigt durch die Gleichgültigkeit im Fall von Georgien, die Politik der «Borderization», der gewaltsamen Grenzverschiebung und der ethnischen Säuberung der einheimischen Bevölkerung durch Proxies, nun auch in der Ukraine praktiziert.

Aber wenigstens zeigt dies auf, was für Heuchler Leute sind, die für den Boykott von Israel, einer funktionierenden Demokratie, werben, während sie die Tatsache ignorieren, dass Russland Territorien von zwei souveränen, europäischen Staaten, nämlich Georgien und der Ukraine, okkupiert. Allerdings werden nicht nur die Untaten von Moskau ignoriert, sondern auch der Fakt, dass die Türkei schon seit über 30 Jahren den Nordteil Zyperns okkupiert, die Mörder des griechischen Zyprioten Anastasios «Tasos» Isaac* deckt und in den Kurdengebieten regelmäßig die Menschenrecht der kurdischen Bevölkerung verletzt. Letzteres gilt auch für die Islamische Republik Iran. Auch das Regime von Teheran behandelt die kurdische Bevölkerung, wie auch andere ethnische und religiöse Minderheiten des Irans, bestenfalls wie Bürger zweiter Klasse. Sowohl Russland, wie auch die Türkei und der Iran sind die Erben von gescheiterten Imperien. Imperien, die wegen des Chauvinismus und des Imperialismus der Mehrheitsbevölkerung gescheitert sind. Was aber weder Russland noch die Türkei oder die sogenannte Islamische Republik Iran daran hindert, sich heute noch wie Feudalherren zu benehmen und Minderheiten in ihren eigenen Ländern und ihre Nachbarn in der Region zu schikanieren und zu terrorisieren. Die jetzigen Regime in Russland, dem Iran und der Türkei sind Imperialisten mit der Verkleidung von Revolutionären, die vom «Rassismus der tieferen Erwartungen» gegenüber nicht-westlichen Staaten profitieren. Durch diesen Rassismus und die damit einhergehende Gleichgültigkeit gegenüber der imperialistischen Politik dieser Staaten leiden besonders die Nachbarn in der Region dieser Staaten, wie oben erwähnt Georgien, die Ukraine und Zypern.

Währenddessen kühlen sich vermeintliche Aktivisten ihr Mütchen am Juden unter den Staaten, Israel, ab und schikanieren und bedrohen israelische Staatsbürger, amerikanische Juden (man erinnere sich daran, was das «Rototom Sun Splash» vom amerikanisch-jüdischen Reggaemusiker Matisyahu wollte) und Künstler, die in Israel auftreten wollen. Dies alles wäre zum Lachen, wenn nicht Geschichten wie die von Amiran Gugutishvili, dem einundsiebzigjährigen Mann, wären, der aufgrund von «Borderization» seine Obstplantage verloren hat. Geschichten von über 300 000 Binnenflüchtlingen, die ignoriert werden und untergehen, weil sie nicht in das anti-israelische Narrativ passen, das das antisemitische Ressentiment anspricht, das über Jahrhunderte kultiviert wurde. Und das führt wiederum dazu, dass der Antisemitismus weltweit wieder Urstände feiern kann, während anderes Elend aufgrund von Gleichgültigkeit weiterhin wächst und gedeiht.

*Anmerkung: Ich wurde schon mehrmals von eher einfach gestrickten «Grauen Wölfen» bedroht, die mir, aufgrund meines griechischen Vornamens, eine griechische Herkunft attestiert und mir prophezeit haben, dass ich wie «Tasos» Isaac enden werde.