Neues von iranischen Chauvinisten

Geehrte Leser!

Am 6. September 2019 war geplant, dass exil-iranische Oppositionelle mit israel-solidarischen Demonstranten gemeinsam gegen das Hofieren der Regimevertreter Hanachi und Farzanzadeh im «Roten Rathaus» zu Berlin, protestieren würden. So weit so gut. Nur wurde nichts daraus, wie eine Quelle vor Ort mich unterrichtet hat: Die israel-solidarischen Demonstranten wurden von den Exil-Iranern der Kundgebung verwiesen und mussten sich deshalb am Ende zu dritt (!) Hanachi entgegenstellen. Die Begründung von Seiten der Exil-Iraner für den Platzverweis, war, dass die Familien der Oppositionellen im Iran Probleme bekommen könnten, sollten die Oppositionellen mit israelischen Fahnen gesehen und/ oder fotografiert werden.

Sowohl meine Quelle vor Ort, wie auch ich, sind da anderer Meinung. Denn wenn sobald jemand «Nieder mit Rohani» oder «Marg-bar Jumhurriyet Eslamiye» brüllt und gegen die beiden Regimevertreter, Hanachi und Farzanzadeh, demonstriert, stellt dieser den Status quo der sogenannten Islamischen Republik in Frage und dies dürfte dann Oppositionellen sowieso schon negativ ausgelegt werden. Stattdessen deckt sich dieses Ereignis mit meinen eigenen Erfahrungen mit exil-iranischen Oppositionellen, die immer noch von ihren eigenen Ressentiments geplagt werden und Geiseln ihres ureigenen Grössenwahns sind. Dadurch haben iranische Oppositionelle leider die Tendenz, Nicht-Iraner, Nicht-Perser herumzukommandieren und teilweise, wie Leibeigene, zu behandeln, die dazu da sind, der iranischen Sache zu dienen.

Dies gilt sowohl für nicht-iranische, nicht-arische und nicht-persische Minderheiten im Iran selber, wie auch für regionale Nachbarn, wie Araber, Kaukasier und Turkvölker ausserhalb des Iran. Solange aber dieser Chauvinismus weiterhin Urstände bei exil-iranischen Oppositionellen feiert, sind diese Oppositionellen keine passable Alternative und können das Regime der Islamischen Republik, das keinerlei moralische oder sonstige Legitimität hat, um über den Iran zu herrschen, auch nicht herausfordern. Dies wiederum führt dazu, dass sich das menschenverachtende Henkerregime der Islamischen Republik, aufgrund des Chauvinismus und der Inkompetenz, der exil-iranischen, antiklerikalen Opposition, weiter an die Macht klammern kann.

Dadurch kann das Regime weiterhin sein Tagwerk aus Mord und Terrorismus fortsetzen, durch seine Proxies, wie die Houthis im Jemen und die Hisbollah im Libanon, die Region destabilisieren und durch die Hamas und den Islamischen Jihad, den Juden unter den Staaten, Israel, bedrohen. All dies kann das Regime weiterhin tun, weil die exil-iranische Opposition sich mit Kleinkriegen um Nebenkriegsschauplätze beschäftigt und von Ressentiments, ja auch antisemitischen und kartvelophoben, geplagt ist. Anstatt dankbar dafür zu sein, dass Nicht-Iraner gegen dieses menschenverachtende Regime demonstrieren, beisst und bedroht man teilweise die Hand, die einen füttert und hilft. Das ist meiner Ansicht nach die wahre Tragödie des Iran: So viel Potenzial, doch so viel Arroganz und Ressentiment gegenüber Nicht-Iranern.

„Georgian Dream“, der neue Alptraum Georgiens

Georgien hat einen neuen Premierminister, nachdem Mamuka Bakhtadze, der Stellvertreter des Oligarchen, abgezottelt ist. Dies ist kein Grund zum Feiern, da der neue Premierminister, noch autoritärer, als der vorherige ist und die gleiche Attitüde, wie Lavrenti Beria hat. Hinzu kommt, dass Giorgi Gakharia, der neue Premier von Ivanishvilis Gnaden, höchst umstritten ist, wegen der brutalen Versuche, die Proteste gegen die Anbiederung «Georgian Dream» gegenüber dem Okkupanten Russland, zu ersticken. Eine der Forderungen der Demonstranten war übrigens, dass Gakharia, der damals noch Innenminister war, zurücktritt. Nun ist dieser Mann Premierminister und als solcher lässt er es sich nicht nehmen, die Opposition zu bedrohen. Dies zeigt, dass «Georgian Dream» und die meisten ihrer Politiker nicht dazu geeignet sind, in irgendeiner Position zu sein in der sie über irgendeine Form von Autorität verfügen.

Denn es ist nicht nur Gakharia, der hier auf Teekessel-Diktator macht, auch der Verteidigungsminister bläst ins gleiche Horn, Irakli* Garibashvili. Er will eine «patriotische Erziehung» in den Kindergärten Georgiens einführen. Aber wie das gegen den Werteverfall des Lari (Die georgische Währung) und die Okkupation von georgischem Territorium durch Moskaus Proxies helfen soll, erschliesst sich mir nicht. Auch die Eigenproduktion von Munition und anderen Rüstungsgütern wird Georgien kaum helfen, denn die Nachbarn des Staates sind unteranderen, Russland und die Türkei, die aufgrund der Tatsache, dass sie erstens entweder selber zu den grössten Waffenexporteuren der Welt gehören (Russland) oder NATO-Mitglied sind (Türkei), sich nie um den Nachschub von Rüstungsgütern Sorgen machen müssen. Da kann das kleine Georgien schlicht nicht mithalten. Der einzige Vorschlag Garibashvilis, der halbwegs sinnvoll war, ist es, die stillgelegte Flugzeugfabrik «Nummer 31» aus Sowjetzeiten wieder zu eröffnen, vorausgesetzt Georgien hat das Knowhow dazu, denn damit wäre man wirklich einzigartig in der Region und hätte künftigen NATO-Partnern etwas anzubieten. Alles andere, was Garibashvili sonst von sich gegeben hat, lässt mich ernsthaft an der geistigen Gesundheit dieses Mannes zweifeln.

Vorbei die Zeiten, in denen Menschen ausserhalb Georgiens den ehemaligen Verteidigungsminister, Irakli* Okurashvili, für einen Verrückten oder Phantasten oder für alles zusammenhielten, weil dieser in einem Interview gesagt hatte, dass die Osseten, sofern sich diese wirklich von Georgiern unterdrückt fühlen würden, gerne zurück in den Iran oder nach Russland gehen könnten.

Das Einzige, was mir in dieser Situation noch Hoffnung gibt, ist die Tatsache, dass nächstes Jahr Wahlen sind, das Georgien eine funktionierende Zivilgesellschaft hat, wie die Proteste bewiesen haben und das Gakharia und andere Funktionäre von «Georgian Dream» nicht die Wiedergänger von Stalin und Beria sind. Selbst im Vergleich zum, von Moskau, eingesetzten Stellvertreter des Kreml, Eduard Shevardnadze, sind diese Apparatschiki blass und nur ihrem Oligarchen hörig.

 

*Irakli ist die georgische Version des griechischen Namens «Herakles» und ein sehr populärer Jungenname in Georgien.