Die Passion des heiligen Alexeys und seiner Anhängerschaft

Geehrte Leserinnen und Leser!

Um es gleich vorweg zu nehmen und auf die Gefahr hin, wie eine kaputte Schallplatte zu klingen: Aber ich will Alexey Nawalny nichts Böses, er gehört weder ins Straflager noch ins Gefängnis, und schon gar nicht verdient er es, vom Kreml ermordet zu werden. Allerdings ist Alexey Nawalny kein Heiliger, kein Märtyrer und erst recht kein liberaler Demokrat. Er ist ein russischer Nationalist und ideologisch eine Kopie des KGB-Zwergs im Kreml. Das Einzige, das ihn effektiv von Putin unterscheidet, ist die Tatsache, dass Alexey Nawalny nicht korrupt ist. Vladimir Putin dagegen sehr korrupt ist.

Aber sowohl Nawalny wie auch Putin sind Anhänger eines Gross-Russland, das Territorien der Ukraine und von Belarus einschliesst. Ich darf auch daran erinnern, dass Alexey Nawalny Georgierinnen und Georgier, wie meine Wenigkeit, als «Ungeziefer» beschimpft und den Wunsch geäussert hat, meine Landsleute mit Marschflugkörpern zu beschiessen. Auch will Alexey Nawalny, trotz der Tatsache, dass die Krim völkerrechtlich ukrainisch ist, die Krim weiterhin durch Russland okkupieren lassen.

Russland ist das Land, dass im 21.Jahrhundert den Krieg wieder auf europäischen Boden brachte, die einzigen beiden Kriege, die im 21. Jahrhundert auf europäischem Boden stattfinden und stattgefunden haben: Der Augustkrieg zwischen Russland und Georgien und der Krieg im Osten der Ukraine wurden durch Russland ausgelöst. Solange aber Menschen wie Putin und Nawalny das Sagen in Russland haben, wird Russland weiterhin der Aggressor und eine Gefahr für die Souveränität und territoriale Integrität seiner Nachbarn in der Region sein. Und solange man die Ideologie, die hinter Personen wie Nawalny und Putin steckt, nicht kritisiert, degradiert man Menschen wie mich zu Fussabtretern von Anhängern eines Grossrussland.

Die Solidaritätswelle, die man jetzt Nawalny zuteilwerden lässt, sehe ich als sehr heuchlerisch an. Denn: Wo waren die gleichen Aktivisten, als Boris Nemzow praktisch vor dem Kreml ermordet wurde? Oder als im Tiergarten in Berlin der Kiste und georgische Staatsbürger Selimkhan Khangoshvili von einem Kremlhäscher gemeuchelt wurde? Auch vor dem, glücklicherweise missglückten, Anschlag auf Nawalny, wusste jeder, der sich etwas mit Russland befasst, dass der Kreml gewillt ist, über Leichen zu gehen. Hat die Solidaritätswelle mit Nawalny damit zu tun, dass Nawalny ein blonder, blauäugiger, ethnischer Russe ist, während Boris Nemzow als Jude geboren wurde und als Erwachsener zur russischen Orthodoxie konvertiert ist, und dunkle Augen hatte, so wie auch Selimkhan Khangoshvili? Und man deshalb diese Menschen, wie mich auch, als Europäer zweiter Klasse ansieht? Ist unser Leben deshalb weniger wert, als das von Nawalny? Und ist das Fehlen von Korruption das Einzige, was im Umgang mit Russland noch von Relevanz ist?

Mir kommt es nämlich so vor dieser Tage, gerade auch wegen vieler Anhänger von Nawalny, die im Heiligen Alexey den Erlöser Russlands sehen und deshalb nicht willens oder fähig sind, den Menschen Alexey Nawalny kritisch zu durchleuchten. Aber gerade das ist das Problem: Wenn die einzige, gangbare Alternative für Russland ein nicht korrupter Mini-Putin wie Nawalny ist, dann ist Russland noch nicht bereit, eine liberale Demokratie und ein funktionierender Rechtsstaat zu werden, und man sollte sich lieber den Nachbarn Russlands zuwenden, um ihnen zu helfen, entweder starke, funktionierende Demokratien zu werden oder Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu bewahren. Dass aber sowohl der heilige Alexey wie auch Teile seiner Anhängerschaft Menschen wie meine Wenigkeit als Bauernopfer für ihre Ideologie sehen, bereitet mir körperliches Unwohlsein und ist der Grund für meine heutige Kritik an dieser Situation.

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Warum man nicht mehr Weissrussland und Grusien sagen sollte

Geehrte LeserInnen!

Als jemand, der Wurzeln im post-sowjetischen Raum hat, fällt mir auf, wie viele vermeintlich Intellektuelle, besonders solche die sich links der Mitte sehen oder sonst russophil sind, immer noch die beiden Staaten Belarus und Georgien als Weissrussland und Grusien bezeichnen.

Das ist nicht nur nicht länger politisch korrekt, es ist schlicht falsch, weil die Namen auf der staatlich verordneten «Russifizierung» beruhen, die zuerst vom Zarenreich und dann von der Sowjetunion praktiziert wurde und vom russischen Chauvinismus angetrieben wird. Nun, da sowohl Belarus wie auch Georgien die wohlverdiente und blutig erkämpfte Unabhängigkeit erlangt haben und die Sowjetunion auf der Müllhalde der Geschichte ihre ewige Ruhestätte gefunden hat, sollte man die Staaten, die einst von Moskaus Herrschern okkupiert waren, in ihrer Souveränität respektieren, und dazu gehört es auch, die Namen für diese Staaten zu verwenden, die nicht von fremden Fürsten und Partei-Apparatschiki erdacht und verwendet wurden, sondern Namen, die tatsächlich von den Bürgerinnen und Bürgern dieser Staaten verwendet werden.

Im Fall von Georgien und Belarus sind dies nun mal Georgien und Belarus. Zum Beispiel lautet der offizielle Name von Georgien auf Georgisch «Saqartsvelos Respublika» und das englische Exonym, der Fremdname, der von Georgierinnen und Georgiern am meisten akzeptiert wird, wäre das «Republic of Georgia», zu Deutsch «Republik von Georgien», weil der Heilige Georg als einer der Schutzpatrone von Georgien gilt. Der russische Name für Georgien stammt von einer falschen Übersetzung der georgischen Provinz Guria, zu Deutsch Gurien. Daraus machten zaristische Beamte im 18. Jahrhundert «Gruzia». Dies wurde dann später von russophilen Deutschsprachigen zu «Grusien» eingedeutscht und vor allem in der DDR als Name für Georgien verwendet. Sprich Grusien für Georgien zu verwenden, ist nicht nur Anbiederung an russische Chauvinisten, es ist auch nachweislich falsch. Denn der korrekte Name für die Provinz lautet «Guria»/»Gurien» und für den Staat Georgien.

Bei Belarus ist die Sache ein bisschen komplizierter, weil ich hier erklären muss, was der Name «Rus» ursprünglich bedeutet hat, bevor mich die russophilen Deutschsprachigen und die russischen Chauvinisten mit Mistgabeln und Fackeln aufspüren können. Denn es ist den meisten Menschen klar, dass der Name «Belarus» nichts weiter als «weisse Rus» bedeutet. Aber da der Name «Rus» ursprünglich nichts mit Russland zu tun hatte, sondern Union oder Staatenbund bedeutet, wie zum Beispiel bei der Kiewer Rus, ist es falsch, Belarus als «Weissrussland» zu bezeichnen. Es ist nicht nur falsch, es ist auch ein Kotau an den derzeit von Moskau propagierten russischen Chauvinismus, der zu allem Übel auch noch ein Gross-Russland herbeizufantasieren versucht. Ein Gross-Russland, indem nicht-slawische, nicht-christlich-orthodoxe Menschen bestenfalls Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse wären. Wenn Sie mir das nicht glauben, können Sie gerne die Geschichte von Albert Razin nachlesen, einem udmurtischen Aktivisten, der sich selbst verbrannt hat, als Form des Protests gegen die Russifizierung, die bis heute noch von den Herrschern im Kreml vorangetrieben wird.

Aber zurück zu Belarus, liebe Leserinnen und Leser, denn nun sollte auch Ihnen klar sein, dass der Name «Belarus» nicht «Weissrussland», sondern auf Deutsch übersetzt eher «weisse Union» bedeutet, denn wenn man «Weissrussland» sagen wollen würde, müsste man auf Russisch «Belaya Rossiya» sagen. Darum sollte man heute den Namen «Belarus» verwenden, auch um die mutigen belarusischen Demonstrantinnen und Demonstranten zu ehren, die seit über sechs Wochen schon gegen die Herrschaft des Kolchose-Diktators und Moskaus Statthalter, Alexander Lukaschenko, demonstrieren. Diese Demonstrantinnen und Demonstranten lassen sich nicht mal davon abschrecken, dass Belarus das letzte Land Europas ist, indem die Todesstrafe noch vollstreckt und nicht mit einem Moratorium belegt oder abgeschafft worden ist und sie deshalb zum Tode verurteilt werden könnten.

Zu guter Letzt möchte ich daran erinnern, dass Namen eine Bedeutung haben und natürlich auch eine Form der Wertschätzung und des Respekts, oder ein Fehlen eben dieser, ausdrücken können. So wie man heute die Hauptstadt Sloweniens nicht mehr Laibach, sondern Ljubljana, und die Hauptstadt der Slowakei nicht mehr Pressburg, sondern Bratislava nennt, so sollte man auch Belarus und Georgien als Belarus und Georgien benennen, und nicht mit Namen hantieren, die von russischen Chauvinisten erdacht und verwendet wurden und werden. Aus Respekt gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern von Belarus und Georgien.